Die Agri-PV-Anlage in Kressbronn ist eine von insgesamt fünf Forschungs- und Demonstrationsanlagen mit einer Gesamt-Nennleistung von bis zu 1.700 kw. Sie werden in Bavendorf, Heuchlingen, Karlsruhe, Kressbronn und Oberkirch-Nußbach errichtet.
„In der Agri-Photovoltaik liegt eine Riesenchance für die Landwirtschaft, für die Nachhaltigkeit und für die Energieversorgung. Mit der Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg wollen wir zeigen, wie doppelt ernten geht – hier zum Beispiel Sonnenenergie und Äpfel. Dafür stellen wir in den nächsten drei Jahren insgesamt knapp 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die heutige Eröffnung der Anlage in Kressbronn markiert einen Meilenstein. Ich bin dankbar für die Pionierarbeit und wünsche allen Beteiligten gutes Gelingen“, sagte Ministerpräsident Kretschmann in seiner Eröffnungsrede.
Duale Nutzung von Flächen
Übergeordnetes Ziel des Projekts ist, offene Fragen zur dualen Nutzung von Flächen für Landwirtschaft und Solarstromerzeugung zu beantworten. Mit der Entwicklung und dem Bau von maßgeschneiderten Pilotanlagen an fünf unterschiedlichen Standorten mit verschiedenen Obst- und Beeren-Kulturen werden die Machbarkeit verschiedener vielversprechender Anwendungsbereiche und Technologien untersucht und Auslegungsvarianten erforscht.
Bei der Planung der unterschiedlichen Anlagendesigns konnten bereits erste Erfahrungen aus dem Bau einer Agri-PV-Anlage für Obstanbau in Rheinland-Pfalz einfließen.
Die Forscher des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee und des Fraunhofer ISE analysieren bei der Agri-PV-Anlage in Kressbronn das Pflanzenwachstum unter den Modulen im Detail. „Dazu zählen neben der Untersuchung der Effekte variierender Beschattung auf Wachstum und Ökophysiologie der Äpfel auch Forschungsaktivitäten zu den Auswirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auf die PV-Module“, erklärt Oliver Hörnle, Projektleiter am Fraunhofer ISE.
Dr. Ulrich Mayr, stellvertretender Geschäftsführer des KOB ergänzt: „Für uns ist die Agri-PV ein weiterer wichtiger Baustein zur nachhaltigen Obstproduktion am Bodensee: eine geschützte und dadurch sichere und qualitativ hochwertige Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion.“
„Wir erzeugen schon seit 2010 auf den Dächern unserer Wirtschaftsgebäude Sonnenstrom und fragten uns: könnten wir auch mit den Hagelnetzen über unseren Obstanlagen Strom produzieren? Das Resultat ist die erste Agri-PV-Anlage über einer bestehenden Obstanlage. Die überbaute Fläche ist circa 0,4 ha groß, die Anlage hat eine Nennleistung von knapp 250 kw“, berichtet Landwirt Hubert Bernhard von seiner Motivation, Anbaufläche für die Pilotanlage bereitzustellen.
Gefördert wird das bis 2024 laufende Forschungsvorhaben von den Landesministerien für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sowie für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Innerhalb des Projekts soll das Konzept der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) mit einem Schwerpunkt auf Kern- und Beerenobst in Baden-Württemberg im Detail untersucht werden.