Das Hamburger Branchennetzwerk, das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), zeichnete vor Kurzem die Sieger in den Kategorien Produktinnovation des Jahres, Projekt des Jahres, Studentenarbeit des Jahres, Lebenswerk und Journalistenpreis aus. Im Vorfeld hatte eine achtköpfige unabhängige Jury, mit viel Energie-Expertise, die Gewinner bestimmt.
Wie kann überschüssiger Windstrom gespeichert werden? Ein Dauerthema für die Erneuerbare-Energien-Branche und das Team der WEMAG, Westmecklenburgische Energieversorgung. Jost Broichmann und Tobias Struck entwickelten den WBS 500, eine Art Transformator- und Schaltstation, die auch im Falle einer Netzunterbrechung mit Strom versorgen kann und eine Ladestelle für e-Autos bietet. Von Außen sieht die WBS 500 wie ein ganz altmodisches Stromverteilerhäuschen aus, jedoch ist er mit vielen neuen Funktionen ausgestattet. Gerade für kleinere und mittlere Industrieunternehmen, Netzbetreiber und Stadtwerke kann das eine zukunftsfähige Lösung sein, die WEMAG den German Renewables Award in der Rubrik Produktinnovation des Jahres einbrachte.
Thomas Murche, technischer Vorstand von WEMAG: „Unser Batteriespeicher bietet mit seinen verschiedenen Funktionen und den flexiblen Einsatzmöglichkeiten sehr gute Voraussetzungen für das technische Umsetzen der Energiewende. Mit der WBS 500 hat die WEMAG einen kompakten Speicher entwickelt, der für Energieversorger und Industrie gleichermaßen Vorteile schafft. Die WBS 500 verfügt über ausreichend Leistung und Kapazität, um 500 kW Primärregelleistung bereitzustellen. Die Anlage gleicht in Sekundenbruchteilen Frequenzschwankungen aus. Wird aber die Funktionalität der Batterie für einen lokalen Engpass benötigt, kann eine andere Anlage im virtuellen Kraftwerk diese Funktion übernehmen.“
Projekt des Jahres
Im Sommer es, trotz Hitze und ohne Klimaanlage, im Büro und Labor aushalten? Das von Dr. Eckart Jantzen, Geschäftsführer des Bergedorfer Lebensmittellabors Galab, für sein neues Laborgebäude gewählte Konzept macht es möglich. Durch eine Kombination aus Eisspeicher und Wärmepumpe kann das Labor ohne den Einsatz einer weiteren Energiequelle betrieben werden, alles auf Grundlage von Wasser als Speichermedium. Beeindruckendes Ergebnis: eine Emissionseinsparung von 70 Prozent, eine Leistung, die zur Nachahmung für andere Unternehmen oder Labore einlädt. Als Anerkennung erhielt Dr. Jantzen den German Renewables Award für das Projekt des Jahres.
„Wir sind stolz, dass das ganzheitliche Nah-Wärme-Kälte-Verbundsystem unseres Science-Economy-Hubs mit dem German Renewables Award ausgezeichnet wurde. Es sind die naheliegenden Dinge, die in Summe eine riesige Wirkung auslösen. Etwas Naheliegendes tun, nicht auf Förderung warten, an den Instinkt und an die Machbarkeit des energetisch scheinbar unmöglichen glauben, lassen uns mit etwas weniger Sorgen in die Zukunft blicken“, prognostiziert Sieger Dr. Eckart Jantzen.
Studentenarbeit des Jahres
Viele Wind- und Solarprojekte laufen bald aus der EEG-Förderung. Wie reagiert ein Projektentwickler darauf am besten? Svantje Schulz beschäftigte sich im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Hamburg Commercial Bank und an der ISM School of Management mit einer erfolgsversprechenden Lösung. Sie analysierte Alternativmodelle zur EEG-Förderung: Power Purchase Agreements (PPA), langfristige Stromlieferverträge zwischen zwei Parteien, häufig zwischen einem Stromproduzenten und einem Stromabnehmer. Wie können neue Finanzierungsrisiken bewertet werden und wie kann für alle Seiten eine sicher, transparente Umsetzung von PPAs aussehen? Für ihre herausragende Analyse würdigte die Jury Svantje Schulz mit dem German Renewables Award in der Kategorie Studentenarbeit des Jahres.
Kategorie: Lebenswerk
Dr. Wolfgang von Geldern setzte sich vehement für Umweltschutz und Erneuerbare Energien ein. Nicht nur politisch war der ehemalige CDU-Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium sehr engagiert; ab 1995 baute er gemeinsam mit Norbert Plambeck einen der führenden Projektentwickler im Bereich Erneuerbare Energien auf: die Plambeck Neue Energien AG (PNE AG). Als Präsident der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ setzte er sich erfolgreich für den Naturschutz ein.
„Die erneuerbaren Energien, und hier vor allem die Windkraft, haben seit 1991 in Deutschland einen einzigartigen, politisch begünstigten und gesellschaftlich gewollten Lauf gehabt, der dem Klima und der Umwelt, einer importunabhängigen, ressourcenschonenden und günstigen Stromversorgung dient. Diesen Lauf droht die aktuelle Politik zu Fall zu bringen, wie das Beispiel der pauschalen 1.000m Abstandsregelung zeigt. Ich hoffe, die Preise und ihre Träger können dem noch Einhalt gebieten!“ fordert Dr. Wolfgang von Geldern.
Journalistenpreis des Jahres
„Die Pioniere der Energiewende – Die Klimaschützer aus dem Hunsrück“ porträtierte der Fernsehjournalist Christian Hattesen für die Reihe „Made in Südwest“ im SWR. Laut Jury schafft er es, „die dort vorhandene Begeisterung für den Klimaschutz auf den Zuschauer zu übertragen“. Eine inhaltliche und konzeptionelle überzeugende Reportage, die Christian Hattesen den zweiten EEHH-Journalistenpreis des Jahres einbrachte.
„Die Herausforderung bei der Realisierung dieses Films war für mich, ein eher nüchtern-technisches Thema - nämlich die Klimaschutz-Bemühungen im Rhein-Hunsrück-Kreis - über die beteiligten Menschen und ihre Emotionen zu erzählen. Im Zuge der Dreharbeiten ist mir immer klarer geworden, wie wichtig es ist, möglichst viele Bürger bei der Energiewende ‚mitzunehmen‘ und nicht ausschließlich auf technische Innovationen zu vertrauen. Was ich in diesem Landkreis gespürt habe, ist eine kollektive Begeisterung, die notwendige Veränderung von unten nach oben möglich macht und von der alle profitieren - und das, obwohl die Rahmenbedingungen der Politik eher schlechter als besser geworden sind. Beispielhaft dafür stand für mich der Klimaschutzmanager, der die Energiewende zu seiner persönlichen Sache gemacht hat und alles dafür tut, immer mehr Menschen mit ins Boot zu holen - aber das niemals mit erhobenem Zeigefinger. Ich bin über diesen Film selbst zu der Überzeugung gelangt, dass die Erfolgsgeschichte im Rhein-Hunsrück-Kreis auch in vielen anderen Regionen in Deutschland geschrieben werden könnte, wenn die Menschen sich gemeinsam auf den Weg machen. Und wenn der Preis für diesen Film - der mich sehr ehrt - dazu beträgt, genau diese Botschaft zu vermitteln, dann würde mich das umso mehr freuen“, so Christian Hattesen über seinen Gewinn des 2. EEHH-Journalistenpreises.