reFuels können in großen Mengen hergestellt und schon heute in fast allen Fahrzeugen eingesetzt werden. Das haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in großangelegten Projekten wie dem vom Land Baden-Würtemberg geförderten Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ bewiesen.
Neue Plattform
Die neue Plattform InnoFuels soll jetzt die vielen nationalen und europäischen Forschungsvorhaben zur Weiterentwicklung, Produktion und Anwendung von Power-to-Liquid- und Biokraftstoffen vernetzen, Synergien aufzeigen und so dabei helfen, insbesondere die Produktion größerer Mengen strombasierter Flüssigkraftstoffe zu beschleunigen.
„Um die nationalen und internationalen Klimaschutzziele zu erreichen, werden auch reFuels für bestimmte Anwendungsgebiete benötigt“, sagt Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. „Insbesondere für den Luft- und Schiffsverkehr werden auch in Zukunft flüssige Kraftstoffe benötigt werden – im Unterschied zum Beispiel zum Pkw, der effizienter batterieelektrisch angetrieben werden kann.“
Außerdem könnten reFuels die Resilienz der Mobilität auch in Katastrophenfällen sichern helfen, ist der Minister überzeugt. Deshalb unterstütze das Land Baden-Württemberg im Begleitkreis und in den Innovationsschwerpunkten zusammen mit den Partnern aus dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen die Plattform InnoFuels als Verbund aus Industrie, Anwendung und Forschung.
Die aus erneuerbaren Quellen hergestellten synthetischen reFuels gelten als ein Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel: „Für das Erreichen der Klimaschutzziele bieten reFuels eine gleichermaßen klimafreundliche und wirtschaftliche Lösung“, so der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Am KIT forschen wir an den unterschiedlichsten Ansätzen, um den Ausstoß von CO2 im Verkehrssektor zu reduzieren und die Mobilität der Zukunft insgesamt nachhaltig zu gestalten. Entscheidend für den Erfolg wird sein, für die unterschiedlichen Anforderungen die jeweils optimale Lösung zu finden. Dafür sind am KIT die Forschungsaktivitäten gerade in den Feldern Energie, Mobilität und Information aufs engste miteinander verknüpft.“
„reFuels versprechen nicht nur eine bis zu 90-prozentige CO2-Reduktion gegenüber herkömmlichen Treibstoffen, sie erlauben auch die weitere Nutzung der bestehenden Fahrzeugflotten mit Verbrennungsmotor – und der gesamten Tank-Infrastruktur von der Herstellung über den Transport bis zum Vertrieb“, sagt Professor Thomas Hirth, Vizepräsident Transfer und Internationales des KIT.
„Dass reFuels sowohl bei alten und heutigen Autos als auch bei Nutzfahrzeugen oder Lokomotiven funktionieren, haben wir schon gezeigt“, sagt Dr. Olaf Toedter vom Institut für Kolbenmaschinen des KIT, der InnoFuels koordiniert. „Auch konnten wir tonnenweise reFuels herstellen, die in den bestehenden Kraftstoffnormen für Otto- und Dieselkraftstoffe liegen. Jetzt wollen wir mit der Plattform InnoFuels alle verfügbaren Informationen zu reFuels bündeln, in Teams mit Fachleuten aus Wissenschaft, Industrie und Politik gemeinsam Gesamtlösungen erarbeiten und Leitfäden sowie Forschungs- und Handlungsempfehlungen aufbereiten.“
Rahmenbedingungen für die Produktion großer Mengen setzen
Bislang werden strombasierte Kraftstoffe vorwiegend im Forschungsmaßstab produziert. Wenn es künftig steigende Beimischungsquoten dieser Kraftstoffe geben soll und genügend reFuels für den Luft- und Schiffsverkehr zur Verfügung stehen sollen, müssen viel größere Mengen auf industrieller Ebene produziert werden.
Neben technischen Fragen sollen innerhalb der Plattform InnoFuels deshalb insbesondere auch die optimale Gestaltung von Regeln und ökonomischen Rahmenbedingungen für die flächendeckende Massenproduktion von reFuels erörtert werden. Denn für einen schnellen Markthochlauf bräuchten mögliche Produzenten Klarheit und langfristige Sicherheit, ob erneuerbare strombasierte Kraftstoffe auf die Treibhausgasminderungsquoten zum Erreichen der Klimaschutzziele der Europäischen Union angerechnet würden, sagt Toedter.
Das Projekt InnoFuels ist auf 3,5 Jahre angelegt. Das Bundesverkehrsministerium fördert es mit rund 5,2 Millionen Euro.