Gerade im Sommer sind erfrischende und leichte Gerichte angesagt. Knackiger Salat beispielsweise ist bei heißen Temperaturen ein gern gesehener Gast auf dem Teller. Mit einem Wassergehalt von mehr als 90 Prozent verwöhnt das grüne Blattgemüse nicht nur den Gaumen, sondern auch den Wasserhaushalt in unserem Körper. Damit kleine Salatpflänzchen zu saftigen Salatblättern heranwachsen, ist viel Wasser nötig.
Aufbereitetes Bewässerungswasser für Salatsetzlinge
Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat deshalb im Forschungsprojekt Hypowave eine Möglichkeit gesucht, den Salatanbau sparsamer zu gestalten – mit Hilfe von Abwasser: Die Forscher haben Setzlinge in einem hydroponischen Verfahren angepflanzt und mit speziell aufbereitetem Bewässerungswasser aus einer Kläranlage versorgt. Die Ernte aus dem bisherigen Anbau zeigt gute Ergebnisse für die Umsetzbarkeit.
Seit 2017 wird die wasserschonende Pflanzenproduktion in einem Gewächshaus auf der Hypowave-Pilotanlage bei Wolfsburg getestet. Die Setzlinge kommen dort in ihren Pflanzengefäßen ohne Erde aus. Dadurch versickert kein Bewässerungswasser in den Boden und es verdunstet weniger. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Effizienz dieser Anbauform noch zu erhöhen, indem speziell aufbereitetes Wasser aus kommunalem Abwasser verwendet wird.
Die Wiederverwendung von Wasser spart nicht nur Ressourcen – die im Abwasser enthaltenen Nährstoffe sorgen darüber hinaus auch für ein gesundes Pflanzenwachstum. „Die ersten Ergebnisse zeigen, dass sich schon bei geringer Nährstoffzufuhr ein gutes Wachstum der Salatpflanzen erzielen lässt“, sagt Projektleiter Thomas Dockhorn vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität Braunschweig. „Wir konnten fast alle notwendigen Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser bereitstellen und unerwünschte Stoffe reduzieren.“
Behandlungsstufen von Abwasser weiter verbessern
In der kommenden Vegetationsperiode soll das System nun durch technische Anpassungen der Abwasserbehandlungsstufen weiter verbessert werden. Zudem will das interdisziplinäre Forschungsteam die Analysen möglicher organischer Spurenstoffe und mikrobiologische Untersuchungen zur Keimbelastung weiterführen. Die Forscher werden sich darüber hinaus mit der Frage beschäftigen, wie effizient bei dieser Form der Bewirtschaftung die Ressource Wasser genutzt werden kann.
Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsprojekts ist die Vorbereitung für die praktische Anwendung. „Eine technische Innovation alleine ist nicht überlebensfähig ohne die notwendigen Rahmenbedingungen und ohne neue Geschäftsmodelle“, sagt Projektkoordinatorin Martina Winker vom Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt. „Wir entwickeln deshalb schon in der Projektlaufzeit tragfähige Kooperationsformen zwischen Siedlungswasserwirtschaft und Landwirtschaft für diese spezielle Variante der Pflanzenproduktion.“
Zur Übertragung des Konzepts werden bereits Fallstudien in Deutschland, Belgien und Portugal durchgeführt. Künftig könnte Salat also nicht mehr nur auf den Wasserhaushalt im Körper eine positive Wirkung haben, sondern auch auf den natürlichen Wasserkreislauf.