Einer der gravierendsten Nachteile von Elektro-Fahrzeugen war bisher die Lebensdauer einer Akkuladung gewesen. Für die langen Strecken, die LKW in der Regel zurücklegen, musste deshalb auf Verbrennungsmotoren zurück gegriffen werden - bisher.
LKW unter Oberleitung
Auf zwei Autobahnabschnitten in Deutschland testet Siemens deshalb ab 2018 Elektro-Lastwagen mit Stromversorgung – und zwar entlang einer eigens für sie errichteten, Strom spendenden Oberleitung. Damit entfällt der Schadstoffausstoß, und der wachsende Güterverkehr kann bewältigt werden, ohne die Umwelt weiter zu belasten. Der umweltfreundliche Transport über die Straße: So lautet die zentrale Zielsetzung vom Projektleiter Siemens.
Denn die Bahn wird für die Zeit bis 2030 nur ein Fünftel des Zuwachses übernehmen können, so eine Prognose der Bundesregierung. Der Güterverkehr könnte sich bis ins Jahr 2050 weltweit vervierfachen, was eine dementsprechend enorme Zunahme an umweltschädlichen Abgasen zur Folge hätte. Elektro-LKW wären eine sauberere Alternative, sofern der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Der Schadstoffausstoß könnte so um 95 Prozent gesenkt werden.
Langstrecken-tauglich unterwegs
Die Schwachstelle von LKW mit Elektromoter war bisher die Akkudauer. Der Einsatz von Oberleitungen zur permanenten Stromversorgung soll diesen Nachteil ausgleichen. Dadurch sind Fahrten über längere Strecken möglich. Wie bei der Bahn müssen dafür allerdings entlang der Straße Strommasten aufgestellt werden. Die Spannung der Oberleitungen kann dabei ein Sicherheitsrisiko für Verkehrsteilnehmer darstellen. Die Testfahrten dienen auch dazu, konkrete Risiken und Lösungsmöglichkeiten für diese Problematik zu finden.
Auch für den Fall, dass der spezielle LKW eine Teilstrecke befahren muss, die nicht entlang von Oberleitungen verläuft, testet Siemens seit einiger Zeit das System des sogenannten Automatischen Wechsels. Vom Ende der elektrifizierten Strecke bis zum Ziel fahren die Transporter mit einem Dieselmotor, funktionieren somit hybrid. Für kurze Manöver ist außerdem ein Akku eingebaut, der während der Fahrt mit dem Strom der Oberleitung aufgeladen werden kann. Der Wechsel zwischen den Antrieben erfolgt automatisch.
Von der Theorie zur Praxis
Im Rahmen der ersten Phase sollten sich die Bundesländer mit Angeboten für Teststrecken bewerben. Gesucht waren reale Lieferstrecken von Speditionen, die sich an dem Vorhaben beteiligen sollen, hieß es beim Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik, das sich im Auftrag des Umweltministeriums um das Vorhaben kümmert.
„Nach der Bekanntgabe unserer Entscheidung werden die für die Pilotstrecken benötigten Infrastrukturen von den beiden ausgewählten Bundesländern ausgeschrieben, darauf können sich dann die Unternehmen bewerben“, erläuterte der Ministeriumssprecher. Die konkrete Bauplanung und -ausführung hänge dann von den Zeitplänen der Bundesländer sowie den Unternehmen ab.