Der intelligenten Vernetzung von dezentralen Energieerzeugungsanlagen gehört die Zukunft: Nur wenn Photovoltaik- (PV) Anlagen, Windkraftwerke, Mikro-Kraftwärme-Kopplungs (KWK)-Anlagen sowie andere Energieerzeuger und -verbraucher miteinander digital verknüpft und gesteuert werden, sind künftig Energieverbrauch und -erzeugung bei Haushalten, Gewerbebetrieben und Industrie möglichst zu jeder Stunde des Tages in Einklang. Essentiell, um die Energieversorgung der Zukunft zu realisieren, sind moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie Energiespeicher. Batterien, Wärmespeicher, Power-to-Gas-Anlagen oder Power-to-Heat-Aggregate stellen die Frequenzhaltung im Stromnetz sicher und sind die Basis dafür, dass Energienachfrage und -bedarf im intelligenten Stromnetz flexibel aufeinander abgestimmt werden können.
Speicherlösungen spielen bei der intelligenten Vernetzung eine zentrale Rolle. Weil Energiequellen wie die Sonne nicht zu jeder Zeit gleichmäßig zur Verfügung stehen, müssen Energienachfrage und -bedarf flexibel aufeinander abgestimmt werden. Dies ist nur realisierbar durch eine intelligente Vernetzung der Stromnetze und mithilfe von Energiespeichern, die überschüssige Energie aufnehmen und bei Bedarf wieder zur Verfügung stellen. Eine Studie der Prognos im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bestätigte jüngst das große Zukunftspotential solcher Lösungen auch vor dem Hintergrund der Kostensenkung: Sie ergab, dass intelligente Solarstromspeicher die Kosten des Netzausbaus auf der Verteilnetzebene in Bayern und Baden-Württemberg um über 100 Millionen Euro pro Jahr reduzieren können.
Ein Teil des Kooperationsnetzwerks "Virtuelles Kraftwerk Neckar-Alb" arbeitet seit Oktober 2015 mit Förderung des Umweltministeriums Baden-Württemberg an der Demonstration eines funktionsfähigen, Smart-Grid-konformen virtuellen Kraftwerks (VK). In einer Leitwarte soll die informationstechnische Zusammenfassung unterschiedlicher dezentraler Energiewandlungsanlagen erfolgen. Hierbei werden Komponenten, Prozesse, Verfahren und Technologien eingesetzt, die in ihrer Kombination noch nicht am Markt präsent sind. „Der neue Ansatz besteht darin, dass wir eine komplexe Testumgebung für alle Komponenten von virtuellen Kraftwerken aufbauen und so ihre Interaktion miteinander sowie Auswirkungen auf die Netzstabilität oder die Versorgungssicherheit untersuchen können", sagt Netzwerkkoordinatorin Mirjana Apostolov. „Wir können jegliche Fragestellungen im Bereich virtueller Kraftwerke und Smart Grids bearbeiten und neue Lösungen auf höchstem technologischen Niveau entwickeln." Aktuell befindet sich der Demonstrator in der Planungsphase. Der Aufbau beginnt Ende 2016 mit der Integration von ersten Erzeugungs-, Speicher- und Gebäudetechnik-Anlagen. „Der Demonstrator VK Neckar-Alb auf dem Hochschulcampus hier in Reutlingen soll als innovative Plattform für Lehr- und Forschungszwecke unserer Dozenten und Absolventen sowie Industriepartnern und Projektteilnehmern dienen", sagt Apostolov. „Zielsetzung ist die Integration erneuerbarer Energien in das zukünftige dezentrale Energiesystem zu demonstrieren. Hier werden wir unter Anderem erste neue Projekte im Bereich Speicherlösungen für PV-Anlagen realisieren." Auf der Session „Wind meets Solar and Energy Storage: Virtual Power Plants & Combined Power Plants" des Smart Renewable Energy Forums wird Mirjana Apostolov gemeinsam mit Frank Truckenmüller das Projekt vorstellen.
Alles über die Technologien einer smarten Energiezukunft erfahren Besucher des zum ersten Mal im Rahmen der ees Europe und Intersolar Europe stattfindenden Smart Renewable Energy Forums in Halle B2 (Stand B2.131). Hier wird über ökonomische, technische und wissenschaftliche Fragen beim Zusammenspiel von Solar- und Windenergie sowie Stromspeichern diskutiert. Ein besonderer Fokus liegt auf virtuellen Kraftwerken. Die ees Europe 2016 findet vom 22. bis 24. Juni parallel zur Intersolar Europe auf der Messe München statt, die ees Europe Conference vom 21. bis 22. Juni im ICM - Internationales Congress Center München.