Geeignete Batterielösungen in der benötigten Größenordnung sind in absehbarer Zeit noch nicht in Sicht. Mit der Power-to-Gas-Technologie ließe sich allerdings das Problem der Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen umgehen. Statt den grünen Strom in Batterien oder Pumpspeicherkraftwerken vorzuhalten, produziert man mit dem Strom per Elektrolyse Wasserstoff und speist diesen dann in das Erdgasnetz ein.
Wasserstoff-Insel Öhringen
„Unser Erdgasverteilnetz kann auch ein Erdgas-Wasserstoff-Gemisch transportieren, welches der Verbraucher genauso komfortabel, wie bislang reines Erdgas, nutzen kann“, erläutert Martin Konermann, Geschäftsführer Technik. „Um das zu demonstrieren, werden wir erstmalig in Deutschland im realen Netzbetrieb ein Gasgemisch mit einem Wasserstoffanteil von bis zu 30 Prozent anwenden.“ Dafür startet die Netze BW im kommenden Jahr ein Pilotprojekt im hohenlohischen Öhringen, angesiedelt in der dortigen Betriebsstelle des Netzbetreibers und angrenzenden Straßenzügen mit etwa 20 Wohngebäuden. Der ausgewählte Bereich des Erdgasnetzes wird von der umliegenden Versorgungsinfrastruktur abgekoppelt und als sogenanntes Inselnetz betrieben. Daraus leitet sich auch der Projektname ab: „Wasserstoff-Insel Öhringen.“
Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sieht das Projekt und seine Bedeutung für eine zukünftige Wärmeversorgung von Baden-Württemberg positiv. Denn eine Umsetzung der Energiewende lasse sich nur mit Hilfe der sogenannten Sektorenkopplung erreichen: „Das Projekt in Öhringen ist dafür zielführend und kann der Wasserstoffnutzung in Gasverteilnetzen eine Zukunftsperspektive geben. Insbesondere die enge Einbindung der Menschen vor Ort spielt dabei eine wichtige Rolle.“
Das Einbeziehen von „echten“ Netzkunden ist für ein möglichst realistisches Szenario eines Netzbetriebs wichtig: „Jeder hat ein unterschiedliches Nutzungsverhalten und auch die verbaute Technik ist nirgendwo gleich“, so Projektleiterin Heike Grüner. Die entscheidende Frage sei aber nicht ob, sondern wie alles funktioniere. Bevor aus der „Wasserstoff-Insel“ in Zukunft eine flächendeckende Lösung werden könnte, müssen aber noch die technischen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden. Auch dafür will das Projekt der Netze BW wichtige Erkenntnisse liefern.