SEW-Geschäftsführer gibt Klimaschutz-Ausblick „Unsere Kunden erwarten Lösungen“

„Die größten Energieeinsparpotenziale liegen in der Applikation. Deshalb haben wir zudem über die Jahre komplette Energie- und Leistungsmanagementsysteme entwickelt.“ Dr. Hans Krattenmacher, Geschäftsführer Innovation im Bereich Mechatronik bei SEW-Eurodrive.

Bild: SEW-Eurodrive
30.11.2020

Die Bedeutung der Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz nimmt stetig zu. Dr. Hans Krattenmacher, Geschäftsführer Innovation im Bereich Mechatronik bei SEW-Eurodrive erläutert nicht nur deren Stellenwert in seinem Unternehmen, sondern auch den Einfluss der Corona-Krise.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Klimaschutz mittlerweile bei SEW-Eurodrive?

Die Themen spielen in unserem Produktportfolio schon sehr lange eine große Rolle. Wir waren zum Beispiel bei den verschiedenen Stufen der Energiesparverordnungen rund um den Elektromotor stets einer der ersten Anbieter, die ihr Portfolio auf den neuesten Stand brachten. Wir entwickelten über die Jahre applikationsangepasste Antriebstechnik, die das normativ vorgegebene Energieeinsparpotenzial mehrfach übertrifft. Da die weitaus größeren Energieeinsparpotenziale in der Applikation liegen, haben wir zudem über die Jahre komplette Energie- und Leistungsmanagementsysteme entwickelt, mit deren Hilfe man komplette Maschinen und Anlagen effizienter betreiben kann.

Wie haben sich hier die Kundenerwartungen verändert?

Da wir mit unseren Produkten unmittelbar im Leistungs- und Energiepfad einer Applikation sitzen, erwarten unsere Kunden, dass wir nicht nur verlustarme effiziente Komponenten zur Verfügung stellen, sondern Lösungen, um die gesamte Antriebsaufgabe im System effizient zu gestalten.

Mit welchen verschiedenen Angeboten bedienen Sie die diesbezüglich an Sie herangetragenen Wünsche?

Neben der Beratung und den geeigneten energieeffizienten Komponenten der Antriebstechnik, bieten wir auch komplette Energie- und Leistungsmanagementsysteme an, bestehend aus Energiespeichern, dem in den Antriebspfad integrierten Lademanagement und die dazugehörige Software. Ein rundes Paket, um Maschinen und Anlagen effizient zu machen.

Experten gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie den Klimaschutz-Trend etwas verlangsamt beziehungsweise abbremst. Inwieweit können Sie dies bestätigen?

Das glaube ich nicht. Auch wenn die Corona-Pandemie derzeit unseren Alltag bestimmt und schwere Schicksale damit verbunden sind, wird sie spätestens mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes, hoffentlich nächstes Jahr, der Vergangenheit angehören. Der Klimawandel und die damit einhergehenden erforderlichen Veränderungen sind hingegen eine Aufgabe für Generationen und werden uns über Jahrzehnte beschäftigen und damit auch dauerhaft präsent sein. Viele Unternehmen aus allen Branchen sind derzeit gezwungen, sich neu auszurichten: Vielleicht tritt also das genaue Gegenteil ein und der Prozess wird sich sogar beschleunigen.

Bei der Elektrifizierung der Mobilität denkt man zu allererst an PKW und Nutzfahrzeuge und vielleicht noch an Schiffe oder kleinere Flugzeuge. Im Europa-Park Rust haben Sie nun mit der Panoramabahn ein spezielles Verkehrsmittel elektrifiziert. Wie stellt sich der Markt für solche klimaschutzrelevanten Sonderlösungen dar?

Der Markt für solche Sonderlösungen ist natürlich kein Volumenmarkt und allein von diesen könnte man als Anbieter unserer Größe kaum überleben. Er ist aber aus technischer Sicht sehr interessant, da man unglaublich viel über Systeme und Systemverhalten lernen kann. Deshalb begeben wir uns auch auf solches Terrain. So haben wir etwa mit einem Riesenradhersteller eine Lösung erarbeitet, bei der der Leistungsbedarf um einen zweistelligen Faktor verringert werden konnte. In Holland sind wir derzeit mit Betreibern von Hebebrücken über die zahllosen Kanäle im Gespräch, um diese in der Energie- und Leistungseffizienz maßgeblich zu verbessern. Alle Erkenntnisse aus diesen Sonderprojekten wandern in die vielen Standardanwendungen.

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