In Sulzberg im Allgäu wurden nach knapp einem Jahr Bauzeit zwei Turbinen von Deutschlands erstem Very-Low-Head-Wasserkraftwerk (VLH) in ein neues Kraftwerksgebäude eingehoben. Für die beiden jeweils 45 Tonnen schweren VLH-Turbinen war ein 750-Tonnen-Autokran notwendig. Noch in diesem Jahr werden sie an das Stromnetz angeschlossen und sollen zusammen jährlich rund 3,9 Millionen Kilowattstunden erneuerbare Energie aus heimischer Wasserkraft erzeugen. Das entspricht rund 1.100 Haushalten mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr.
Damit wurde erstmals die VLH-Technologie in einem alpinen Gebirgsfluss wie der Iller installiert. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt 8,7 Millionen Euro. In Kombination mit der variablen Stauzielregelung durch ein wassergefülltes Schlauchwehr stellt dieses Projekt eine Weltneuheit dar. Es hat laut Allgäuer Überlandwerk (AÜW) Vorbildcharakter für eine gesicherte Energieerzeugung im Einklang mit Natur und Umwelt. „Die VLH-Technologie ermöglicht eine effiziente Erzeugung erneuerbarer Energien an Wehranlagen mit niedriger Fallhöhe“, sagte Michael Lucke, Geschäftsführer von AÜW. Bayernweit gebe es rund 700 solcher Staustufen, deren Standorte bislang als ineffizient galten. „Bewährt sich die neue Technologie in einem alpinen Gebirgsfluss, wäre das ein neuer Durchbruch in der Nutzung der Wasserkraft.“
Die bayerische Staatsregierung hat sich zum Ziel gesetzt, noch vorhandene Potenziale in der Wasserkraftnutzung auszubauen, betont Bayerns Finanzminister Markus Söder. „Mit der Pilotanlage in Sulzberg Au wird ein wichtiger Schritt für den umweltverträglichen Ausbau der Wasserkraft in Bayern getan. Die Kooperation mit den Allgäuer Überlandwerken zum Bau des Kraftwerks in Sulzberg ist das erste Projekt der Bayerischen Landeskraftwerke dieser Art.“
Die Landeskraftwerke betreiben an 18 Standorten in Bayern 19 Wasserkraftanlagen mit über 13 Megawatt Leistung. Im Schnitt werden jährlich 54 Millionen klimafreundliche Kilowattstunden Energie erzeugt.