Kommentar zur Windmarkt-Entwicklung Windenergie-Ausbau: „Aus Zielen müssen Zahlen werden“

Im ersten Halbjahr 2021 wurden 240 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 971 Megawatt in Deutschland installiert.

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28.07.2021

Klimawandel und CO2-Minderungsziele erfordern schnelleren Ausbau der Windenergie. Bereits jetzt kann der Sektor gegenüber dem Vorjahreszeitraum 62 Prozent Wachstum verzeichnen, doch das Marktwachstum reicht noch nicht aus, so der VDMA Power Systems und der Bundesverband WindEnergie. Das Tempo für Flächenausweisung und der Abbau von Genehmigungshemmnissen müssten massiv erhöht werden.

Im ersten Halbjahr 2021 wurden 240 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 971 Megawatt (MW) in Deutschland installiert. Zum Vergleich: Der Zubau im ersten Halbjahr 2021 übertrifft bereits die Menge, die im Gesamtjahr 2019 installiert wurde und liegt 62 Prozent über der Leistung, die im ersten Halbjahr 2020 in Betrieb genommen wurde.

Die Analyse der Deutschen WindGuard, die im Auftrag der beiden Verbände BWE und VDMA Power Systems veröffentlicht wurde, beleuchtet die Marktentwicklung im ersten Halbjahr 2021.

Trotz Wachstum sind Verbesserungen nötig

„Die Entwicklung der Ausbauzahlen von Windenergie an Land bleibt positiv. Die Talsohle ist durchschritten. Die letzten Ausschreibungsergebnisse zeigen, dass sich die Genehmigungslage weiter verbessert. Vor uns liegt allerdings immer noch ein steiniger Weg, den es jetzt dringend zu ebnen gilt. Um die ambitionierten Klimaziele auf europäischer und nationaler Ebene zu erreichen, müssen jetzt politische Weichen gestellt werden,“ sagt Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie.

„Ein wesentlicher Baustein ist dafür die Verbesserung der Flächen- und Genehmigungssituation. Mit dem Bund-Länder-Kooperationsausschuss für mehr Flächen und Genehmigungen wurde im EEG 2021 ein Rahmen geschaffen, der nun zur Beschlussfassung konkreter Maßnahmen genutzt werden muss. Die Klärung der Flächenpotentiale im Kooperationsausschuss sollte noch vor der Regierungsbildung konkrete Ergebnisse erreichen. Erhebliche Flächeneffizienz liegt im Repowering bei gleichzeitig beschleunigten Verfahrensabläufen. Diese müssen jetzt realisiert werden.“

„Das erneute Marktwachstum reicht nicht aus, um die Zielvorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2021 von knapp 4.000 MW pro Jahr zu erfüllen. Mit dem deutschen Klimaschutzgesetz - mit dem Ziel von 65 Prozent CO2-Minderung in Deutschland bis 2030 - und der Anpassung der Stromverbrauchsprognose durch das Bundeswirtschaftsministerium, wird eine weitere Erhöhung der jährlichen Brutto-Ausbauziele für die Windenergie an Land auf mindestens 5.000 MW in Deutschland erforderlich“, erläuterte Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems.

„Zudem muss mit dem europäischen Maßnahmenpaket „Fit for 55“ zum Erreichen von 55 Prozent CO2-Minderung in der EU bis 2030 der Ausbau der Windenergie in Europa insgesamt von jährlich 15.000 auf 30.000 MW verdoppelt werden. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nur gelingen, wenn alle Mitgliedsstaaten an einem Strang ziehen. Eine europäisch ausgerichtete Energiepolitik sollte für die neue Bundesregierung einen hohen Stellenwert haben. Auch auf Bundes- und Landesebene müssen konkrete Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Das Tempo für Flächenausweisung und den Abbau von Genehmigungshemmnissen muss jetzt stark beschleunigt werden.

Große Erwartungen an schnelles politisches Handeln

„Die Nachfrage nach Erneuerbarer Energie wächst rasant. Mobilität, Wärme und Digitalisierung sowie der stark ambitionierte Umstieg der Industrie setzen neue Maßstäbe. Es muss daher alles getan werden, insgesamt mehr Genehmigungen zu ermöglichen. Notwendig sind dafür schnelle konkrete Lösungen, die sofort wirken.

Nach der Bundestagswahl gilt es keine Zeit zu verlieren. Die nächste Bundesregierung muss vor dem Jahresende gesetzgeberisch tätig werden. Sie muss in den ersten 60 Tagen die Weichen für Genehmigungen in einer Größenordnung von 6.000 MW pro Jahr stellen. Damit ließe sich die Delle im Zubau 2018 – 2021/2022 auffangen und die Erneuerung des Anlagenparks gestalten“, unterstrichen Hermann Albers und Matthias Zelinger.

Schlechte Regulierung hindert den schnellen Zubau der Windenergie

Der Zubau wird durch mangelnde verbindliche Flächenausweisungen, unsäglich verkomplizierte Genehmigungsprozesse und den ungeklärten Artenschutzkonflikt gebremst. Neben diesen grundlegenden Problemen gibt es viele weitere regulatorische Steine im Weg zu mehr Windenergie.

So müssen mit dem Ausbau der Windenergie auch Transportgenehmigungen und -infrastrukturen bereitstehen. Bund und Länder müssen Verkehrswege für Schwerlasttransporte von den Produktionsstandorten zu den Errichtungsorten bereitstellen. Hierzu zählen auch Straßen, Brücken und Rastplätze.

Eine zügige bundesweite Beschleunigung, Vereinheitlichung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren für Transporte muss das Ziel sein. Derzeit ist es aufgrund der Verfahrensdauer und Kleinteiligkeit bei der Planung zum Teil kaum möglich, Transportkosten und Genehmigungszeiträume für Projekte in Deutschland mit ausreichend Vorlauf verlässlich zu kalkulieren.

Selbst einfache Sachverhalte hängen fest

Die Umsetzung der bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung (BNK) zur Vermeidung von Lichtemissionen durch Windenergieanlagen stellt eine unnötige Belastung für die Branche dar. Die Windindustrie will diese Akzeptanzmaßnahme umsetzen, während unpraktikable Rahmenbedingungen dies erheblich erschweren. Heterogene Verfahren der Bundesländer, überbordender Prüfungsaufwand, administrative Hürden und unzureichend ausgerüstete Behörden erschweren die Prozesse.

Eine bundesweit einheitliche und einfache Baumusterprüfung sowie einheitliche Genehmigungsverfahren in den Bundesländern sind unumgänglich. Bund und Länder müssen jetzt dafür sorgen, dass die geplanten Fristen für die Ausstattung von Anlagen mit den Systemen Ende 2022 eingehalten werden können. Ein Branchendialog dazu darf durch Verkehrs- und Wirtschaftsministerium nicht länger verweigert werden. Die Windindustrie steht bereit.

Prognose für das Gesamtjahr

Für das Gesamtjahr 2021 konkretisieren die Verbände ihre bisherige Prognose und gehen nach 2.000 - 2.500 MW zum Jahresbeginn nun von einer Bandbreite von 2.200 - 2.400 MW aus. Hierbei werden störungsfreie Abläufe in den Lieferketten und bei der Errichtung vorausgesetzt.

Entwicklung der Windenergie global

Nach außergewöhnlich hohen globalen Rekordzubauten im Jahr 2020 mit 86,9 GW – der Global Wind Energy Council (GWEC) hatte seine Prognose im Juni 2020 wegen der Corona-Pandemie auf 55 GW reduziert – rechnet die Branche mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate für Onshore Wind in den kommenden fünf Jahren von 0,3 Prozent weltweit.

Die durchschnittliche jährliche Installation beträgt in den Jahren 2021-2025 laut GWEC 79,8 GW. Insgesamt werden in diesem Zeitraum voraussichtlich 399 GW gebaut. Wegen der Anpassung politischer Rahmenbedingungen wird ein besonders hohes Wachstum in China und den USA erwartet.

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