In der Stadt Gaildorf in Baden-Württemberg entsteht ein ganz spezielles Hybridkraftwerk: Bei dem sogenannten Naturstromspeicher handelt es sich um die Kombination aus einem Windpark in einer Höhenlage mit einem Pumpspeicherkraftwerk im Tal. Das Kraftwerk nutzt die Turmfundamente der Windenergieanlagen zugleich als Wasserspeicher. Neben der Energieerzeugung ist seine wichtigste Funktion, dass das Kraftwerk als flexibler Kurzzeitspeicher genutzt werden kann. Es soll Überschüsse im Netz binnen Sekunden zwischenspeichern und bei Stromknappheit Reserveleistung liefern. „Das Kraftwerk wird der schnellste jemals gebaute Pumpspeicher werden. Dadurch erreichen wir von Anfang an eine sehr gute Ertragskraft der Anlage“, so Alexander Schechner, Geschäftsführer der MBS Naturstromspeicher. Das Pilotprojekt wird vom Bundesumweltministerium mit 7.150.000 Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm gefördert.
Bei Gaildorf werden auf dem Höhenzug der Limpurger Berge vier Windräder der Fünf-Megawatt-Klasse gebaut. Mit einem Rotordurchmesser von 132 Metern gehören die Anlagen zu den Großen ihrer Klasse. Pro Anlage wird mit mehr als elf Gigawattstunden jährlicher Stromerzeugung gerechnet. Zunächst soll der Naturstromspeicher meist im Regelleistungsbetrieb gefahren werden.
Ein Projekt der Superlative
Die Windpark-Türme sind als Fertigteilsystem komplett standardisiert und modular aufgebaut. Durch die Speicherfundamente erreichen sie bis zu 40 Meter mehr Nabenhöhe, was laut MBS Naturstromspeicher die Stromerzeugung aus Windkraft um bis zu 25 Prozent steigern soll. Das so genannte Aktivbecken mit einer Stauhöhe von 31 Metern befindet sich im unteren Teil des Windturms. Er steht im Passivbecken, einem Außenbecken, das den größten Teil der Wassermengen aufnimmt. Über ein Druckrohr ist das Ober- mit dem rund 200 Meter tieferliegenden Unterbecken des Pumpspeicherkraftwerks verbunden. Die Leistung des Pumpspeicherkraftwerks soll 16 Megawatt betragen, die elektrische Speicherkapazität bei 70 Megawattstunden liegen.
„Wir sehen den Naturstromspeicher als wichtigen Baustein für die Energiewende in Deutschland“, sagt Stefan Bögl, Vorstand der Max Bögl-Gruppe, Hersteller der hybriden Windräder. „Er ist ein Projekt der Superlative und voller Innovationen.“ Mit Hilfe solcher Anlagen kann ein zukünftiger Strommarkt mit einem Anteil von rund 80 Prozent erneuerbarer Energien gelingen, so die Einschätzung der Bauherren.