Der Rollout nimmt immer weitere Formen an. Wie beurteilen Sie den Stand heute?
Den Stand heute zu beurteilen, das heißt auch immer noch einmal festzustellen, wie lange es gedauert hat, bis der Rollout endlich in Fahrt kam. Wir haben schon vor Jahren erfolgreich Lasttests gemacht, ob unsere Smart-Meter-Plattform einen großen Datenfluss von mehreren 10.000 Smart-Meter-Gateways zum Beispiel bei einem großflächigen Zertifikatswechsel - gewachsen ist. Aber erst Anfang des Jahres hatten wir tatsächlich 100.000 Geräte in der IT-Betreuung bei Gisa. Verglichen mit dem verstolperten Beginn, ist jetzt tatsächlich ein Turbo gezündet und wir freuen uns darauf, wenn wir bald die erste Million von verbauten Smart Meter Gateways feiern können, die bei Gisa in der IT-Betreuung sind.
Wie helfen Sie beim Management der Daten?
In erster Linie helfen wir Energieversorgern die IT-Anforderungen inklusive der gesetzlichen Regelungen, die mit dem Betreiben von Smart-Meter-Gateways verbunden sind, zu erfüllen. Das klingt jetzt ziemlich simpel, war und ist aber für fast alle Energieversorger eine große Herausforderung. Schließlich befinden wir uns hier in einem gesetzlich sehr streng regulierten Feld. Mit unserer Plattform und unseren spezifischen Zertifizierungen können viele Anforderungen erfüllt werden und das als Software as a Service. Darüber hinaus haben wir mit unseren Kunden begonnen zu definieren und auszuprobieren, wie ihr Weg in die Welt des IoT aussehen kann – auf Basis von Smart-Meter-Daten.
Die großen Energieversorger machen es vor, die Kleinen ziehen im Verbund nach. Können Sie als Dienstleister unterstützen?
Diesen Zugang bieten wir nicht nur Konzernen, sondern auch kleinen und mittleren Stadtwerken, die sich im Verbund für die Gisa Smart-Meter-Plattform entschieden haben und noch immer entscheiden. Es war von Anfang an unser Ziel, als die Lösung mit der Robotron entstanden ist, eine möglichst flexible Plattform zur Verfügung zu stellen. Diese als Software as a Service zu etablieren, stellt einen sehr fairen Ansatz dar, der kein Stadtwerk ausschließt. Dass dieser Ansatz funktioniert, sehen wir daran, dass sich Anwendergemeinschaften und Kooperationen gegründet haben und diese noch immer von Stadtwerken Zulauf bekommen.
Wie schaffen Sie es Hardware, Software, Netz und deren Kommunikation aufeinander abzustimmen?
Gisa stellt seit über 25 Jahren gemeinsam mit etablierten Softwareherstellern IT-Lösungen für Energieversorger zur Verfügung, die sehr große Datenmengen nutzen: zum Beispiel Prognosesysteme, komplexe Abrechnungslösungen und Energiedatenmanagementsysteme. Die Gisa Smart-Meter-Plattform baut genau auf diesen langen Erfahrungswerten auf. Die Prozesse müssen dabei einerseits hochautomatisiert sein, andererseits besteht die Notwendigkeit einer hochgradigen, sehr komplexen Prozess-Integration über verschiedene Lösungen, Produkte und Hersteller. Die größten Herausforderungen liegen dabei in der Integration unterschiedlicher Hersteller, beispielsweise verschiedener Software, Hardware und Security-Modul. Mit dem IT-Betrieb von über 100.000 Geräten konnten wir einen großen Meilenstein erreichen und die Massentauglichkeit unter Beweis stellen.
Erzählen Sie bitte kurz über Ihre Lösung.
Unsere Smart-Meter-Plattform basiert auf einer Software von Robotron Datenbank-Software, die Gisa mit Robotron und Kunden gezielt auf die Bedarfe im Smart Metering weiterentwickelt hat und im eigenen BSI-zertifizierten Rechenzentrum hostet. Sie ist darauf ausgelegt, alle Marktrollen, Aufgaben und Prozesse im „Smart-Kosmos“ abzudecken und kann zugleich unterschiedliche Hersteller von Teillösungen flexibel integrieren. Aktuelle Kernprozesse wie Smart Metering und Submetering inklusive der Kommunikation zwischen Zähler und Smart-Meter-Gateway bildet die Plattform dabei genauso ab wie das Big-Data-Management der Energiedaten sowie die Automatisierung aller Steuerungsprozesse. Für die nächsten Schritte in Richtung einer smarten Zukunft bietet sie künftig, aber auch zusätzliche Features, mit denen Stadtwerke echte Mehrwerte generieren können.
Welche Stolpersteine wurden den zertifizierten Geräten in den Weg gelegt?
Ich denke nicht, dass Stolpersteine in den Weg gelegt wurden. Vielmehr waren die Anforderungen, also die gesetzlichen Regelungen, von Anfang an enorm herausfordernd. Es hat Jahre gedauert, bis es drei zertifizierte Smart-Meter-Gateways gab und der Rollout technisch starten konnte. Und gerade als wir dachten, jetzt kann es dann aber mit Turbo losgehen, kam Corona. Und Kontaktbeschränkungen wirken sich nun einmal auch auf die Möglichkeiten des Einbaus bei unseren Kunden aus. Das hat sicher den sowieso schon nur schleppenden Rollout noch weiter verzögert. Ich will aber nicht nur Schwarzsehen – gerade was in den vergangenen Monaten geschafft wurde, ist doch großartig. Mehr als 100.000 Geräte sind mittlerweile bei unseren Kunden am Netz, das ist ein Riesenschritt.
Wie war die Zusammenarbeit mit Robotron?
Robotron ist seit vielen Jahren einer unseren wichtigsten Software Partner. Im Zuge der IT-Betreuung von Smart-Meter-Gateways waren wir gemeinsam Vorreiter für eine ganze Branche. Wir hatten als erste eine funktionierende Plattform aufgebaut, die auch als erste vom BSI-zertifiziert worden war. Unser Mut ist belohnt worden – künftig werden mindestens bis zu 5 Millionen Smart-Meter-Gateways über unsere Smart-Meter-Plattform IT-seitig betreut werden. Und wir gehen den nächsten Schritt, in dem wir wieder gemeinsam eine IoT-Plattform anbieten, die Anwendungen sowohl im regulierten als auch nicht regulieren Bereich ermöglicht. Kurz gesagt; die Zusammenarbeit ist für beide Unternehmen mittlerweile für einen großen Teil unseres Geschäftes der Katalysator und wird auch in den kommenden Jahren fortgeführt. Wir haben noch viel vor.
Welche Rolle spielt Big Data?
Big Data spielt schon deshalb eine Rolle, weil hier riesige Datenmengen verarbeitet werden. Die Kommunikation ist auf große Datenströme ausgelegt, er werden viele Daten erfasst. Diese Daten werden allerdings heute noch wenig zielgerichtet genutzt. Künftig sind sie aber wichtig für eine Smartifizierung der Netze im Sinne einer weiteren sicheren Versorgung und der Bereitstellung weiterer intelligenter Lösungen für private und gewerbliche Verbraucher und entstehende IoT-Anwendungen. Die Möglichkeiten sind hier schier unbegrenzt.
Welche Zielmarke setzen Sie sich bis Ende des Jahres?
Unsere Möglichkeiten sind darauf ausgelegt, am Ende des Rollouts mehrere Millionen Gateways in der IT-seitigen Betreuung zu verantworten. Insofern sind uns technisch nur wenige Grenzen gesetzt. Am Ende des Jahres würde ich mir wünschen, dass wir auf der Smart-Meter-Plattform den IT-Betrieb für über 300.000 Geräte sicherstellen. Hoffen wir, dass die Lieferfähigkeit der Geräte und der Einbau auch weiterhin für unsere Kunden möglich bleibt.
Wie sehen Sie das Thema IoT?
Uns war schnell klar – auch in der Zusammenarbeit mit unserem Partner Robotron – dass das Smart-Meter-Gateway künftig die zentrale Rolle in der häuslichen Infrastruktur spielen wird. Neben der Anbindung von Heizkosten- und Wasserablesegeräten werden weitere Aktoren für IoT-Anwendungen künftig über das Smart-Meter-Gateway gesteuert. Über den CLS-Kanal gibt es die Möglichkeit der regulierten Kommunikation und Steuerung. Dies ist beispielsweise für die Integration der E-Mobilität und Photovoltaikanlagen in den Energiemarkt wichtig. Mit der IoT-Plattform, die wir auf Basis der Datenbanktechnologie von Robotron bereits heute produktiv anbieten, verbinden wir die Welten von Big Data mit regulierten und auch nicht regulierten Anwendungsfällen. Neben den Themen netzdienliches Laden und der Einbindung von PV-Anlagen setzen wir derzeit die Vernetzung und Visualisierung von Wärmezählern, Rauchmeldern und anderen Komponenten von Smart Home um. Der Rollout ist heute Realität und es liegt jetzt an uns, diesen intelligent zu nutzen. Denn dafür wurden letztlich die Anstrengungen des Smart-Meter-Rollouts unternommen, auch um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen und mehr Komfort für den Kunden möglich zu machen.