Existiert am Wohnort ein Nah- oder Fernwärmenetz oder wird das Wärmenetz in absehbarer Zeit ausgebaut, können Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer bei einem Heizungstausch auf diese Art der Wärmeversorgung setzen. Die Nutzung ist äußerst komfortabel und klimafreundlich: Wer sich an ein Wärmenetz anschließen lässt, benötigt keine eigene Heizungsanlage und keinen Raum zur Lagerung von Brennstoffen mehr.
Er ist meist heute schon weniger abhängig von Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern und zahlt oft geringere Wärmepreise. Die Energie stammt im Durchschnitt zu 23 Prozent aus erneuerbaren Quellen und Abwärme. Beim übrigen Anteil kommt in vielen Fällen die effiziente Kraft-Wärme-Kopplung zum Einsatz. Künftig muss der fossile Anteil vollständig dekarbonisiert werden. Ob die Kosten von Wärmenetzen wirklich günstiger sind, lässt sich jetzt recht einfach ermitteln.
Für die Berechnung sind lediglich folgende Informationen erforderlich: Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus, die Art der Einzelheizung, die Daten des letzten Abrechnungszeitraums und die Daten des Wärmenetzbetreibers. Bei der Wärmekostenermittlung werden alle anfallenden Kosten über einen Zeitraum von 20 Jahren berücksichtigt. Dazu gehören nicht nur die Brennstoffkosten der Einzelheizung und die Wärmebezugskosten von Wärmenetzen, sondern auch andere Faktoren wie Abschreibung der Investition, Wartung und weitere Nebenkosten. Auch die steigende CO2-Bepreisung fließt in die Berechnung mit ein.
Mehr Transparenz bei den Heizkosten
„Mit dem neuen Wärmepreisrechner geben wir einen ersten Anhaltspunkt, welche Heizungstechnologie für die Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer wirtschaftlicher ist“, sagt Dr. Max Peters, Bereichsleiter des Kompetenzzentrums Wärmewende der Landesenergieagentur Kea-BW. „Damit wollen wir mehr Transparenz erreichen und allen Interessierten eine solide Berechnungsgrundlage beim Heizkostenvergleich zur Verfügung stellen.“ Bislang ist die Auswahl zwischen acht Einzelheizungstechnologien im Wärmepreisrechner möglich.
Standardheizkessel mit Öl oder Gas, Brennwertkessel mit Öl oder Gas, optional auch mit Solarthermie, sowie Holzpellet- und Hackschnitzelheizungen. Ein Kostenvergleich zwischen Wärmenetz und Wärmepumpe ist aktuell noch nicht möglich, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen werden. Derzeit steht der Vergleich zwischen bisher im Gebäude eingesetzter Heiztechnik und einem vom Netzbetreiber angebotenen Anschluss an ein Wärmenetz im Vordergrund.
Beispiel Mehrfamilienhaus und Einfamilienhaus
Am Beispiel eines typischen Mehrfamilienhauses mit sieben Parteien zeigt sich, dass die Nutzung eines Wärmenetzes günstiger ist. Die Vollkosten liegen pro Jahr rund 1.300 Euro unter denen eines Gasbrennwertkessels. Insgesamt belaufen sich die Kosten der Wärmenetznutzung auf knapp 37.000 Euro jährlich. Die Gasbrennwertheizung kommt auf 38.000 Euro. Nicht berücksichtigt in der Rechnung ist die Förderung eines Wärmenetzanschlusses, sie vergünstigt die Variante Wärmenetz noch einmal spürbar.
Aktuell liegt die Förderung bei bis zu 40 Prozent. Das Beispielhaus hat eine Wohnfläche von 600 m2 und verbraucht rund 12.000 m3 Gas im Jahr. Der angenommene Arbeitspreis liegt bei knapp 16 Cent pro kWh, beim Wärmenetz bei 14 Cent – beide Preise sind aktuelle typische Werte. In einem Ein- oder Zweifamilienhaus mit 150 m2 Wohnfläche kommt der Wärmepreisrechner der KEA-BW auf jährliche Wärmenetz-Vollkosten von etwa 8.900 Euro.
Die jährlichen Vollkosten bei einem Erdgasbrennwertkessel liegen um rund 900 Euro höher bei rund 9.800 Euro. Auch hier ist die Förderung eines Wärmenetzanschlusses nicht berücksichtigt, mit ihr sinken die Kosten einer Wärmenetznutzung.
Weitere Orientierung im Rahmen einer Energieberatung
Wichtig ist: Ein detaillierter Kostenvergleich ist mit dem Wärmenetzrechner nicht möglich. Die Preisentwicklung bei Brennstoffen und Energiedienstleistungen lässt sich für die nächsten 20 Jahre zudem nur bedingt prognostizieren.
Eine weitere Orientierung, auch was den Nutzen von energetischen Sanierungsmaßnehmen angeht, erhalten Hauseigentümer bei einer Gebäudeenergieberatung. Die Kosten werden vom Staat zu einem großen Teil übernommen: Für eine Vor-Ort-Beratung in Ein- oder Zweifamilienhäusern gibt es bis zu 1.300 Euro Zuschuss. Die Beratung für Eigentümer von Wohngebäuden mit drei oder mehr Wohneinheiten wird mit maximal 1.700 Euro unterstützt.