Energiebeschaffung & -erzeugung Fracking in Deutschland: Lässt sich das verantworten?

Bild: Exxon Mobil Hannover/ Umweltinstitut München e.V.
04.04.2013

Während die Politik noch das Für und Wider von Fracking abwägt, haben sich die Lager in der Gesellschaft bereits verhärtet. Die Befürworter sehen vor allem wirtschaftliche Chancen in der Schiefergasförderung. Ihre Gegner fürchten jedoch die Folgen für die Umwelt.

Pro"Fracking ist längst Realität in Deutschland"

Dr. Ritva Westendorf-Lahouse, Pressesprecherin bei Exxon-Mobil Hannover

Deutschland braucht Erdgas. Bereits im Jahr 2030 wird Erdgas im deutschen Energiemix Energieträger Nr. 1 sein. Die Gretchenfrage ist: Verlassen wir uns auf andere oder nutzen wir die Ressourcen, die wir vor Ort haben?

Deutschland verfügt über ein großes Potenzial eigener Ressourcen, insbesondere im Schiefergestein. Um Schiefergas zu fördern, braucht es das Hydraulic-Fracturing-Verfahren, kurz: Fracking. Was wenige wissen: Fracking ist längst Realität in Deutschland. In den vergangenen 50 Jahren kam es bereits rund 300-mal sowohl in senkrechten als auch in Horizontalbohrungen zum Einsatz und steht bereits heute für etwa ein Drittel der heimischen Förderung. In keinem einzigen Fall ist es dabei zu einem Umweltschaden oder einer Trinkwasser-gefährdung gekommen. Das ist kein Zufall. Auch die im vergangenen Jahr veröffentlichten Gutachten kommen allesamt zu dem Ergebnis, dass es keinen sachlichen Grund gibt, das Verfahren generell zu verbieten. Es gilt, das vorhandene Potenzial schrittweise zu erkunden, um sich nicht von vornherein die Chancen zu vergeben, die die eigenen Ressourcen bieten.

Dabei lässt sich Trinkwasser- und Umweltschutz ebenso gewährleisten wie eine Eingliederung in das Landschaftsbild. Deutschland hat eine große Chance, Versorgungssicherheit und Vorreiterrolle als Forschungsstandort zu vereinen. Wir sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen.

contra"Fracking verzögert den Umbau der Energie-versorgung."

Antje Wagner, Referentin für Energie und Klima beim Umwelt-institut München e.V.

Natürlich haben gasfördernde Unternehmen großes Interesse daran, Schiefergasförderung in Deutschland zu etablieren, denn die Fördermengen aus konventionellen Vorkommen gehen zurück. Das erzeugt wirtschaftlichen Druck. Die Risiken unkonventioneller Gasförderung werden deshalb kleingeredet. Fracking wird als vermeintlich sichere Technologie angepriesen, die seit Jahrzehnten in Deutschland im Einsatz sei.

Die Wirklichkeit sieht anders aus: Bisher wurde in Deutschland Gestein nur im senkrechten Bohrloch punktuell aufgebrochen. Die Gefahren, die vor allem für Grund- und Trinkwasser vom flächigen Aufbrechen des Gesteins durch horizontale Bohrungen ausgehen, sind damit überhaupt nicht zu vergleichen. Niemand kann vorhersagen, was beim Fracking in der Tiefe passiert. Auch Studien und Umweltverträglichkeitsprüfungen geben hier keine Sicherheit.

Natürlich können noch für einige Jahre fossile Rohstoffe aus dem Boden gepresst werden. Doch zu welchem Preis? Der Klimawandel zwingt uns zu einem raschen und vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien. Jede Investition in fossile Energieträger verzögert und verteuert den Umbau unseres Ener-giesystems. Statt mit giftigen Chemikalien die letzten Reserven fossiler Energieträger aus dem Boden zu pressen, müssen wir die Umstellung auf erneuerbare Energien schnell und konsequent vorantreiben.

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