Auf den Prüfstand Fraunhofer IWES testet XXL-Rotorblatt

Auf dem neuen Prüfstand sollen Rotorblätter mit einer Länge von mehr als 120 Metern geprüft werden.

Bild: Fraunhofer IWES/Nils Glinka
06.04.2022

Nach erfolgreicher Vertragsunterzeichnung steht der erste Kunde für den neuen Rotorblatt-Prüfstand des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme IWES fest: Der dänische Windenergieanlagenhersteller Vestas wird dieses Jahr das Rotorblatt des neuen Prototypen V236-15.0 MWTM in Bremerhaven testen.

Der moderne Prüfstand bietet umfassende Testmöglichkeiten für Rotorblätter von mehr als 120 m. Hersteller können neben biaxialen Ganzblatttests auch nur einzelne Teilsegmente eines Rotorblattes prüfen. Der modulare und umrüstbare Aufbau des Prüfstandes ermöglicht den Wissenschaftlern des Fraunhofer IWES hierbei, flexibel auf Anforderungen zu reagieren und intelligente Testmethoden weiterzuentwickeln.

Der aktuell noch im Bau befindliche Rotorblatt-Prüfstand wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit 14,8 Million Euro und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit vier Millionen Euro gefördert.

Begrenzte Testmöglichkeiten in der Windindustrie

Die immer größeren und leistungsfähigeren Rotorblätter stellen die Windindustrie vor neue Herausforderungen, denn die Testmöglichkeiten für diese Prototypen sind begrenzt. Das Fraunhofer IWES schließt diese Lücke mit dem sich im Aufbau befindlichen neuen großmaßstäblichen Rotorblatt-Prüfstand in Bremerhaven. Dieser kann Rotorblätter mit einer Länge von mehr als 120 m prüfen und schafft somit eine Testumgebung für die nötigen Validierungsnormen und Zertifizierungsstandards besonders für Offshore-Rotorblätter. Mit Vestas hat ein weltweit führender Hersteller der Windenergiebranche die erste Testkampagne auf dem neuen IWES-Prüfstand gebucht.

Mit der Windenergieanlage V236-15.0 MWTM, die für Effizienz in Offshore-Umgebungen auf der ganzen Welt entwickelt wurde, erreicht Vestas branchenweit die größte überstrichenen Fläche mit einem Kapazitätsfaktor von über 60 Prozent aus den 115,5 m langen Rotorblättern.

„Für uns ist die Entwicklung unserer neuen Windenergieanlage ein wichtiger Schritt, um technologische Innovationen in der Windindustrie weltweit weiter und schneller voranzubrigen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit dem Fraunhofer IWES den für uns notwendigen Rotorblatttest unseres Prototypen V236-15.0 MWTM mit einem Rotordurchmesser von 236 m durchzuführen, damit wir gesichert in die für 2024 geplante Serienproduktion starten können”, sagt Christian Fenselau, Chief of Test and Verification bei Vestas.

Dr.-Ing. Steffen Czichon, Abteilungsleiter Rotorblätter, Fraunhofer IWES, ergänzt: „Ein über 115 m langes Rotorblatt ist für uns auch nach über 30 erfolgreich abgeschlossenen Prüfkampagnen eine besondere Herausforderung, die eine besonders enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erfordert. Wir freuen uns sehr darüber, mit Vestas einen langjährigen Partner als ersten Kunden für unseren neuen Prüfstand gewinnen zu können. Unsere Testumgebung ist in dieser Größe weltweit einmalig. Entscheidend ist aber nicht nur die Infrastruktur – auch die Testmethoden werden laufend weiterentwickelt, um die Prüfungen realistischer und schneller durchzuführen.“

Der Aufbau des neuen Prüfstands in Bremerhaven geht derzeit mit großen Schritten voran. In den kommenden Monaten wird der Prüfblock montiert und die Messtechnik eingerichtet, so dass die Prüfkampagne mit dem 115,5 m langen Rotorblatt von Vestas voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres starten wird.

Bildergalerie

  • Besuch der Baustelle des neuen Rotorblattprüfstandes in Bremerhaven mit dem Fraunhofer IWES-Team und Vestas.

    Besuch der Baustelle des neuen Rotorblattprüfstandes in Bremerhaven mit dem Fraunhofer IWES-Team und Vestas.

    Bild: Fraunhofer IWES/Nils Glinka

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