Zwischenbilanz zur Energiewende Industriestrompreise erreichen kritische Höhe

Versorgungssicherheit: Die deutsche Stromversorgung ist im europäischen und internationalen Vergleich sehr zuverlässig.

Bild: www.mitnetz-strom.de
19.11.2015

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft hat ihr viertes Monitoring zur Energiewende vorgestellt. Es gebe zwar Fortschritte bei der Versorgungssicherheit, die Strompreise seien allerdings zu hoch, so das Fazit.

In ihrem vierten Monitoring zur Energiewende hat die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) der Energiewende zwar gewisse Fortschritte bescheinigt. Besonders bei der Versorgungssicherheit komme man voran, so Alfred Gaffal, Präsident der vbw. Aber in den Bereichen Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit liefe es „nur schleppend“. Was nach wie vor für das Gelingen der Energiewende fehle, sei ein schlüssiges Gesamtkonzept, beklagte er. Sie bleibe daher in weiten Teilen ein „Stückwerk“.

Das größte Problem liegt für Gaffal in der Wirtschaftlichkeit, insbesondere bei den steigenden Stromkosten: „Hier steht die Ampel auf dunkelrot. Das Monitoring zeigt, dass die deutschen Strompreise eine zunehmend kritische Höhe erreicht haben.“ Der Industriestrompreis ist seit 2008 um mehr als ein Viertel gestiegen, die Erzeugerpreise dagegen nur um drei Prozent, ergab die Auswertung. Im EU-weiten Strompreisvergleich lag Deutschland damit im Jahr 2014 auf Rang 23 - in nur fünf Staaten, darunter Italien und Großbritannien, war der Strom teurer. Der vbw-Präsident befürchtet, dass deutsche Unternehmen daher zunehmend im Ausland investieren werden, wo der Strom billiger ist. Vor allem staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und die EEG-Umlage seien Strompreistreiber. Sie machen über die Hälfte des Strompreises aus, zudem wird 2016 die EEG-Umlage erneut um knapp drei Prozent steigen. Die vbw fordert deshalb eine Strompreisbremse: „Ein Stopp des weiteren Anstiegs lässt sich schnell erreichen: am einfachsten durch ein Absenken der Stromsteuer oder durch einen Streckungsfonds zur Deckelung der EEG-Umlage. Berlin muss jetzt handeln“, so Gaffal.

Die Interessenvereinigung der Bayerischen Wirtschaft bescheinigt Deutschland aber eine hohe Sicherheit bei der Stromversorgung. Beim Ausbau des Leitungsnetzes sieht Gaffal die größten Erfolge. Bis 2016 soll die Thüringer Strombrücke fertig sein, die 1700 Megawatt zusätzlichen Windstrom aus dem Norden Deutschlands nach Bayern transportieren soll. Spätestens 2024 sollen zudem die beiden Stromautobahnen SuedLink und Süd-Ost-Passage in Betrieb gehen. Kritisch bewertet Gaffal allerdings die hohe Zahl notwendiger Eingriffe der Netzbetreiber zur Gewährleistung der Netzstabilität. Auf Grund der zunehmenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien seien die Eingriffe 2014 weiter gestiegen und „werden zu einem immer größeren Kostenfaktor“. Der Ausbau der erneuerbaren Energien liegt nach dem Monitoring deutschlandweit über dem Zielpfad. Bis 2020 soll der Anteil der Erneuerbaren auf 35 Prozent am Bruttostromverbrauch erhöht werden. Heute seien bereits etwa 30 Prozent erreicht. Das sei aber nicht nur positiv zu bewerten: „Diese Übererfüllung bei Photovoltaik und Windenergie ist dafür verantwortlich, dass vor allem Netz- und EEG-Kosten weiter gestiegen sind.“

Auch in Sachen Energieeffizienz gebe es noch einiges zu tun. Der Stromverbrauch in Deutschland sei seit dem letzten Monitoring zwar leicht zurückgegangen. Laut vbw liegt aber noch viel ungenutztes Potenzial bei der energetischen Gebäudesanierung, damit die Energiewende gelingen kann. Die jährliche Sanierungsquote müsse von derzeit unter einem Prozent auf drei Prozent gesteigert werden, so Gaffal. Die vbw fordert bereits seit einigen Jahren die schnelle Einführung einer steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen.

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