Die Erdgasbranche wird mit neuen Technologien das zukünftige Energiesystem mitgestalten. Wie dies geschehen kann, haben 16 Projekte aus Wissenschaft und Wirtschaft auf der Zukunftswerkstatt Erdgas in Berlin präsentiert. Die Veranstaltung wurde von der Brancheninitiative Zukunft Erdgas und dem Gas- und Ölproduzenten Wintershall ins Leben gerufen. „Die Bedeutung von Gas wird weiter wachsen", ist sich Dr. Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Erdgas, sicher. Wer heute bezahlbaren Klimaschutz möchte, der komme an Erdgas nicht vorbei.
Vor dem Hintergrund des derzeit diskutierten Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung zeigte die Branche bei der Zukunftswerkstatt, dass sie bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen leisten kann. Gas hat dabei Lösungen für alle Sektoren und eine große Bandbreite an Anwendungsmöglichgkeiten zu bieten. Zukunftsweisend etwa sind die Themen Dekarbonisierung von Erdgas und sogenanntes grünes Gas, mit denen sich verschiedene Projekte bei der Zukunftswerkstatt beschäftigt haben. Damit zeigt die Branche, dass Erdgas auch für eine CO2-neutrale Zukunft Lösungen bereithält. Denn: Auch bei der Verbrennung von Erdgas entsteht CO2, wenn auch deutlich weniger als bei anderen konventionellen Energieträgern.
Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) verfolgen sogar den Ansatz, Kohlenstoffdioxid komplett zu vermeiden: Beim Verfahren der Methanpyrolyse erzeugt ein Flüssigmetallreaktor Wasserstoff aus Erdgas. Statt Kohlendioxid freizusetzen, entsteht fester Kohlenstoff, der wiederum von der Industrie genutzt werden kann. Andere Projekte präsentierten, wie Kohlendioxid von Methan getrennt und anschließend gespeichert werden kann.
Im Wärmemarkt nicht wegzudenken
Im Heizungskeller ist Erdgas bereits heute der präferierte Energieträger der Deutschen: Die Hälfte aller Wohnungen wird mit Erdgas warm. Um Wohnungen in Zukunft noch umweltfreundlicher und effizienter zu heizen, entwickeln die Gerätehersteller ständig neue Heiztechnologien. So kombiniert boostHEAT aus Nürnberg eine Gasbrennwertheizung mit einer Gaswärmepumpe und erreicht damit Brennstoffnutzungsgrade bis zu 200 Prozent – und damit etwa doppelt so viel wie eine herkömmliche Brennwertheizung. Aber auch in innovativen Quartierskonzepten, wie sie beispielsweise die Stadtwerke Augsburg umsetzen, ist Erdgas nicht wegzudenken: Überschüssiger Solarstrom wird in Gas umgewandelt, gespeichert und bei Bedarf im eigenen Blockheizkraftwerk eingesetzt.
Meilenstein in der Kreuzschifffahrt
Nicht minder wirkungsvoll ist der Ansatz, den die Meyer Werft als Antrieb für das Kreuzfahrtschiff AIDAnova konzipiert hat. Das Schiff kann als weltweit erstes im Hafen und auf See mit flüssigem Erdgas (LNG) betrieben werden. Dadurch werden Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxiden nahezu vollständig vermieden. Der Ausstoß von Stickoxiden und Kohlendioxid verringert sich deutlich.
Auch für den städtischen Linienverkehr hält Erdgas umweltschonende Lösungen bereit, wie MAN mit dem auf der Zukunftswerkstatt vorgestellten Lion's City Bus mit Gasantrieb beweist. Das innovative Antriebskonzept kombiniert einen verbrauchsarmen Erdgas-Verbrennungsmotor mit einem Elektromotor. Durch die Nutzung rückgewonnener Bremsenergie wird Kraftstoff gespart, die Stopp-und-Start-Funktion ermöglicht darüber hinaus geräuscharme und emissionsfreie Haltephasen.