In den letzten Wochen hat sich die Geschäftserwartung innerhalb der Solarbranche erheblich aufgehellt. Der vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW), mit Unterstützung der Messe Intersolar, erhobene Geschäftserwartungs-Index für die PV-Branche kletterte im zweiten Quartal 2020 gegenüber Jahresanfang um 60 Punkte auf 128 Zähler und hat sich damit nahezu verdoppelt. Eine derart starke Verbesserung der Geschäftserwartung in so kurzer Zeit wurde in der Solarbranche seit Beginn der Messungen vor 15 Jahren nicht registriert.
Einflussfaktoren
„Der erfreuliche Sprung der Geschäftserwartung geht auf die Streichung des Solardeckels zurück“, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Um die vom Bundestag im Juni mit einer Dreiviertelmehrheit beschlossene Abschaffung des 52-GW-Förderdeckels zu erreichen, war der BSW zuvor bis vor das Verfassungsgericht gezogen.
Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie die Investitionsbereitschaft in die Solartechnik offensichtlich nicht gebremst. Nahezu ein Viertel der Gebäudeeigentümer planen derzeit die Errichtung einer Solarstromanlage, ergab jüngst eine Befragung des Informationsdienstes CO2-Online.
Marktbarrieren
„Diese Zahlen sind ermutigend. Sie dürfen aber nicht zum Anlass genommen werden, die Hände in den Schoß zu legen. Jetzt müssen schnell weitere Marktbarrieren fallen. Nur so kann die Solarisierung der Energieversorgung im erforderlichen Umfang beschleunigt werden“, so Körnig. An erster Stelle müsse dabei die Abschaffung der „Sonnensteuer“ (EEG-Umlage) auf selbst und vor Ort verbrauchten Solarstrom stehen“, so Körnig. Diese behindere zum Beispiel die Nutzung von Solarstrom für die Elektrifizierung von Fuhrparks oder den Betrieb von Wärmepumpen und bremse den dringend notwendigen Ausbau von Speichern.
Das Ausbautempo der Photovoltaik müsse zudem kurzfristig verdreifacht werden, um die Klimaziele zu erreichen. Gemeinsam mit deutlich mehr Speichern und grünem Wasserstoff könne der beschlossene Atom- und Kohleausstieg kompensiert werden, so der Branchenverband. „Die niedrigen gesetzlichen Ausbaukorridore für die Solartechnik sind nicht mehr zeitgemäß. Sie wurden seit zehn Jahren nicht angehoben. Sie müssen schnellstmöglich einem absehbar deutlich wachsenden Strombedarf, verschärften Klimazielen und dem Atom- und Kohleausstieg Rechnung tragen“, so Körnig.