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Rückschau nach zwei Testmonaten: Ich bin durch die übliche Kurve im Umgang mit neuer Technik gelaufen: Zu Beginn habe ich viel mit den schnell entdeckten Features gespielt.
Der Neuigkeits- und Erkenntniswert dieser offensichtlichen Möglichkeiten lief sich jedoch nach ein oder zwei Wochen tot, und es stellte sich das Gefühl ein: „Ich muss da auch nicht immer hinschauen, so viel bringt das nun ja auch nicht – zumindest keine Erkenntnisse, wie ich irgendwo Energie sparen könnte.“
Wenn die Neugier siegt...
Bis dann nach einer Weile wieder die Neugier siegte und ich mich nach dem Motto „Das kann doch nicht alles gewesen sein“ auf die systematische Suche nach weiteren Funktionen begeben habe. Und auch fündig geworden bin, indem ich etwa auf die umfangreiche Tipps-Sammlung gestoßen bin. Große Überraschungen, die insbesondere im Zusammenhang mit der tatsächlichen Verbrauchskurve gestanden wären, habe ich allerdings nicht mehr entdeckt.
Was nicht heißen soll, dass der Zähler samt der Oberfläche zur Auswertung der Stromverbrauchsdaten ein Reinfall gewesen wäre. Denn positiv bleibt zu vermerken:
eine leicht bedienbare Benutzeroberfläche (wenn auch mit kleinen Macken), die den Stromverbrauch über die Zeit detailverliebt bis überblicksartig augenfällig macht,
vielfältige und optische attraktive Analyse-Möglichkeiten, die allerdings teilweise (etwa die Lastprofile oder Jahresdauerlinie eher für Energielieferanten als -kunden spannend sein dürften)
nützliche Benachrichtigungsfunktionen (etwa beim Ausfall der Datenübertragung und wenn Energie- oder Leistung Schwellwerte erreichen).
Was fehlt
Vermisst habe ich Spartipps, die aus dem echten Stromverbrauch abgeleitet worden wären. Allgemeine Spartipps werden ja zuhauf angezeigt, aber Masse ersetzt eben nicht Klasse.
Und vor allem: Ein Tool, das die Verbrauchskurve intelligent analysiert, den Verbrauch einzelner Geräte ausweist und mich schließlich auf Auffälligkeiten und Besonderheiten hinweist, wäre Gold wert.
Selbst eine halb-automatische Analyse – wie sie bei den Tagesprofilen durch Einfärben von bestimmten Tagen nach groben Kategorien angelegt ist – könnte durch feinere Kategorisierung (etwa einzelne Wochentage statt nur die Unterscheidung Arbeitstag/Wochenende) noch viel mehr Einsichten liefern.
Verbesserungen geplant
„Die Aufschlüsselung des Verbrauchs auf die einzelnen Geräte wird weiter ausgebaut“, stellt denn auch Discovergy-Geschäftsführer Bernhard Seidl in Aussicht, als ich ihn mit meiner Kritik konfrontiere. Sein Versprechen: Zu den heute bereits erkannten Kühlgeräten kommen in den nächsten Monaten und Quartalen nach und nach noch weitere Geräte hinzu, zum Beispiel aus den Kategorien weiße Ware, Beleuchtung, Büro und Multimedia. „Damit bekommt der Kunde eine vollständige individualisierte, gerätebezogene Analyse seines Energieverbrauchs.“
Zusätzlich werde der Verbrauch der einzelnen Geräte künftig auch mit dem Verbrauch neuester Modelle verglichen, kündigt Seidl an. „Damit können dem Kunden bei größeren Abweichungen auch personalisierte Empfehlungen durch Gerätetausch gegeben werden.“
Auch die Vernetzung innerhalb einer Community, die zum Energiesparen oder fruchtbaren Austausch anregen könnte, scheint noch ausbaufähig. Sie könnte ja Vergleichsmöglichkeiten schaffen und Motivation bewirken. Genau hier will Discovergy ebenfalls ab drittem Quartal noch nachbessern..
Gretchenfrage: Lohnt sich ein digitaler Zähler mit Fernauslesung?
Jeder Anwender muss natürlich für sich entscheiden, ob ihm die Informationen über seinen Stromverbrauch und die Auswerte-Features den Aufpreis gegenüber dem Analogzähler (oder einer lokal auslesbaren Variante – siehe Beitrag Der Energieversorger am Telefon) wert sind. Rein ökonomisch lassen sich die Extra-Kosten im Fall des Stromverbrauchszählers wohl kaum rechtfertigen. Wer sich für den Kauf entscheidet, bei dem sind wohl noch ganz andere (Nerd?)-Motive im Spiel, wie ein hohes Interesse an den Daten und die Begeisterung für die Möglichkeiten von Analyse oder Benachrichtigung.
Rein rational begründen lässt sich die Anschaffung dagegen in einem anderen Fall: Bei einer Solaranlage, die Strom ins Netz einspeist, können sich die Ausgaben sehr wohl und schnell amortisieren. Denn wer da in der besten Jahreszeit nicht bemerkt, dass vielleicht gerade wegen der hohen Einspeisung mal eine Sicherung herausgeflogen ist und die Anlage über ein paar Tage keine Kilowattstunde mehr einspeist, verliert schnell mehr Geld, als Installation und Betrieb eines Digitalzählers kosten. Und von der Steuer sollte sich das Gerät in diesem Fall ja ebenfalls absetzen lassen.
Infos, aber sicher!
Ich jedenfalls habe in den letzten Wochen sozusagen am eigenen Leib bemerkt, dass die Stromverbrauchslinie ein Füllhorn von Informationen liefert. Nicht nur über die Anwesenheit von Menschen im Haus, sondern auch darüber, was die Bewohner dort gerade machen – man muss die Verbrauchsprofile nur zu deuten wissen.
Das birgt bekanntlich Gefahren, um die sich die Hersteller kümmern müssen (siehe auch die Beiträge zur Sicherheit Blackout-Gefahr in meinem Keller? und Was verrät der Public Key?). Die Auswertung der Kurven bietet aber auch eine Menge Potenzial für die Vision eines Smart Home.
Dass eine solche Analyse auch automatisch funktionieren könnte, verspricht Smappee, mein nächstes Testgerät, das einfacher zu installieren sein soll und dank „intelligenter“ Software Stromverbraucher an ihrer Signatur identifizieren will – genau die Unterstützung, die ich bei Discovergy im Umgang mit den Daten nach einer Weile schmerzlich vermisst habe.
Alle bisher erschienenen Beiträge dieser Reihe in der Übersicht
Demnächst startet ein zweiter Praxis-Test mit einer vielversprechenden App, die Geräte selbständig an ihrem Stromverbrauchs-Fingerabdruck erkennt: Jetzt aber Smappee!