Energieerzeugung Flexibilitätshemmnisse abbauen!

Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE)

Bild: Marc Darchinger / BEE
17.08.2015

Die Energiewende ist an einem entscheidenden Punkt angelangt: Erstmals reden wir in Deutschland über einen Ausstieg aus der Kohle.

Mit knapp einem Drittel tragen die heimischen Erneuerbaren so viel wie nie zuvor zur Deckung des deutschen Stromverbrauchs bei. Weltweit entkoppelt sich, auch dies zum ersten Mal, das Wirtschaftswachstum vom Ausstoß der schädlichen Luftschadstoffe – dank des global massiv gestiegenen Ausbaus der sauberen Energieträger. Nach einem Rekordjahr waren am Ende des vergangenen Jahres bereits 1712 GW installiert.

Das ist ein Riesenschritt, ein Sprung nach vorne, der einmal mehr zeigt: Die Energieversorgung der Moderne kann auf sauberen Energieträgern basieren. Besonders gefährliche Quellen wie Atomenergie oder besonders schmutzige wie Kohle sind überflüssig. Eine Transformation solch gewaltigen Ausmaßes bewerkstelligt sich jedoch nicht von allein und nicht von heute auf morgen. Politische Weichenstellungen sind vonnöten, die die Umstellung sicher und verlässlich begleiten. In dem Maße, wie Erneuerbare die Energieversorgung übernehmen, gilt es, Atom- und Kohlestrom zurückzufahren. Die Erneuerbaren treten schrittweise in die Verantwortung ein, die früher von den Fossilen getragen wurde. Gleichermaßen ändern sich die Strukturen in Erzeugung und Verbrauch.

Wenn nicht mehr vergleichsweise wenige große Kraftwerke Energie produzieren, sondern Millionen von übers Land verteilten Erzeugern, wenn das nicht mehr rund um die Uhr passiert, sondern überwiegend von Sonne und Wind abhängig ist, funktioniert das nicht mehr wie früher. Das Schlüsselwort der Zukunft lautet daher: Flexibilität. Mit Hilfe zahlreicher Instrumente können Erzeugung und Verbrauch aufeinander abgestimmt und eine konstante Versorgung gewährleistet werden. Es stehen bereits einige Flexibilitätsoptionen zur Verfügung, nicht zuletzt große und kleine Speicher. Der stets innovative Markt wird Ideen, Entwicklungen und sogar Innovationssprünge hervorbringen – das war schon immer so und wird auch weitergehen. Eingebettet in ein stimmiges Gesamtkonzept, zu dem die Weiterentwicklung der Strommärkte, ergänzt durch eine Kapazitätsreserve, ebenso gehört wie der Abbau von Flexibilitätshemmnissen und alten Kapazitäten, werden die Erneuerbaren integriert. Dringend müssen auch endlich der erneuerbare Wärme- und Verkehrsbereich ausgebaut werden.

Dafür braucht es nicht zuletzt mutige Entscheidungen. Klimaschutz und Kohlewirtschaft schließen sich aus. Wer mit aller Macht darauf beharrt, am gegenwärtigen Status quo festzuhalten, verzögert lediglich den nötigen Strukturwandel. Den betroffenen Regionen nützt dies nichts. Das Rad dreht sich weiter und mit Blick auf die technologischen Innovationen können wir sehen: Es dreht sich schnell. Allein die Entwicklung der Batteriespeicher verdeutlicht dies anschaulich. Die Technik macht Sprünge nach oben, die Preise gehen nach unten.

Dazu passt, dass mit fortschreitender technologischer Entwicklung der Ausbau der Erneuerbaren weltweit massiv ansteigt. Innerhalb von zehn Jahren ist die installierte Photovoltaik-Leistung um das 48-fache gestiegen; von 3,7 GW 2004 auf 177 GW im Jahr 2014. Die Windleistung stieg im gleichen Zeitraum von 48 auf 370 GW. Konstant produzierende Energieträger wie Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie ergänzen den Erneuerbaren-Mix, der von der Vielfalt lebt und durch sie Stabilität gewinnt.

Den Erneuerbaren gehört die Zukunft: kosteneffizient, verlässlich und sicher.

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