Nach Auskunft von Holger Kligge haben sich mittlerweile knapp 100 Unternehmen auf der Plattform registriert, davon seien zehn „klassische“ Anbieter von HKN. Dabei verweist der Geschäftsführer der Arcanum Energy Solutions darauf, dass auch Teilnehmer, die üblicherweise als Abnehmer gelten, im Sinne eines Sekundärhandels ihre überschüssigen HKN über die Plattform zum Kauf anbieten können.
Für eine Bilanz hinsichtlich der Handelsmengen ist der Zeitraum der Ende 2019 an den Start gegangenen HKN-Plattform laut Kligge noch zu kurz. Soviel lasse sich aber schon sagen: Neben den bereits angemeldeten Unternehmen, lägen zahlreiche Interessenbekundungen vor, deren Registrierungen noch ausstehen. „Das Interesse an einer Handelslösung für HKN wurde uns bereits früh und sehr eindeutig entgegengebracht. Insofern bestätigt die Entwicklung der Teilnehmerzahlen unsere Erwartungen“, betont der Geschäftsführer.
Handel nach dem Pay-as-bid-Prinzip
Anbieter können ihre HKN mit den jeweiligen spezifischen Eigenschaften in anonymisierter Form auf der Handelsplattform einstellen. Den Verkaufspreis legt der Anbieter gemäß dem Pay-as-bid-Prinzip fest. Als Nutzungsentgelt berechnet Arcanum eine Abschlussfee in Höhe von einem Prozent. Auf Registrierungskosten und jährliche Pauschalen habe man im Sinne der Nutzerfreundlichkeit verzichtet, betont Kligge. Erwartungsgemäß haben aktuell HKN aus Wasserkraftanlagen den höchsten Marktanteil, insbesondere aus den nordischen Ländern wie Norwegen und aus dem alpinen Raum. Mit Auslaufen der EEG-Vergütung in Deutschland geht Kligge jedoch davon aus, dass insbesondere der Anteil an HKN aus Windkraft ansteigt. Angekündigt hat das Unternehmen bereits eine Lösung auch für kleinere Ökostrom-Anlagen, die nach 20 Jahren sukzessive aus der EEG-Vergütung herauslaufen.
Damit wird sich die aktuell noch von ausländischen Unternehmen geprägte Anbieterstruktur verändern. „Unser Ziel ist es, auch vor dem Hintergrund der Ü20-Anlagen, die Teilnehmer um nationale Akteure zu erweitern und ein regionales Angebot für HKN abbilden zu können“, sagt Kligge.
Nachfragefokus auf Deutschland
Nachfrageseitig sind bislang vorwiegend deutsche Versorgungsunternehmen aktiv. Diesen Fokus habe man bewusst so gewählt, um sich zunächst auf den deutschen Absatzmarkt zu konzentrieren, sagt der Geschäftsführer.
Mittelfristig könnte auch die Nachfrage aus der Industrie nach HKN eine wichtige Rolle spielen, insbesondere wenn es darum geht, die Produktion möglichst CO2-neutral zu stellen. Kligge rechnet hier fest damit: „Die Bedeutung solcher Unternehmen ist sehr groß, da mit der Beschaffung von Ökostrom für eine klimafreundliche Produktion, die Nachfrage nach HKN deutlich steigen wird.“ Der Unternehmenschef ist überzeugt davon, dass sich der Trend zu Green Production weiter verstärkt. Zum einen werde die Politik ihre Forderungen stellen und zum anderen werde die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten deutlich steigen. Hier hat Kligge neben den privaten Konsumenten auch die Kommunen im Blick.
Nur Ökostrom reicht nicht aus
Dennoch gibt er zu bedenken, dass alleine mit Ökostrom das Ziel einer Green Production nicht erreicht wird. Da dafür der Einsatz grüner Gase von wesentlicher Bedeutung ist, dies sowohl energetisch als auch stofflich, wird Arcanum die Plattform um den Handel von HKN beziehungsweise Zertifikate für Gas, insbesondere grünen Wasserstoff, erweitern. Dies soll passieren, sobald der Markt eine ausreichende Liquidität aufweist. Darüber hinaus empfiehlt Kligge die Verwendung von Ökoenergie und die Reduzierung des eigenen CO2-Footprints auch in den hergestellten Produkten auszuweisen. „Hier können wir mit entsprechenden Berechnungen und Nachweisen unterstützen“, betont er.
Unter der Marke „Colourful Energy“ biete man ein ganzheitliches Lösungskonzept für nachhaltige, ökologische und regionale Energieprodukte. Dies umfasst laut Kligge neben der HKN Handelsplattform auch Dienstleistungen für das HKN- und das Regionalnachweisregister, die Umsetzung von Regionalstromprodukten, Lösungen für grüne Gase, grüne Wärme und grüne Kraftstoffe. Dazu zählt auch der Betrieb von eigenen Nachweissystemen, etwa für Biomethan nach EEG und für Bio-LPG, zur Dokumentation der biogenen Eigenschaften dieser nachhaltigen Energieträger.