Beunruhgiend sind Amerikas Sanktionen gegen Russland deshalb, weil sie auch zwei große Projekte der Energieversorgung betreffen: das Pipelineprojekt Nord Stream 2 und das LNG-Exportterminal Baltic LNG. Wenn diese Energieprojekte durch die Sanktionen beeinträchtigt wirken, fürchten Wirtschaftsverbände dramatische Folgen für Europas Energieversorgung.
Entwarnung für Europas Energiemarkt
Doch diese Warnungen erscheinen übertrieben: Wie eine Analyse der Energiemarktexperten von Aurora Energy Research zeigt, bleiben die Auswirkungen der US-Sanktionen auf die europäische Versorgungssicherheit selbst im schlimmsten Fall – dem Scheitern der beiden Projekte – begrenzt: Der Ausfall könnte durch andere europäische Importkanäle ohne Weiteres wettgemacht werden.
In ihrer Analyse haben die Experten zwei Szenarien durchgerechnet.
Szenario 1: Gescheiterte Projekte und marode Gasleitungen
In Szenario 1 werden Nord Stream 2 und Baltic LNG gestoppt und zusätzlich sinken die Gasleitungskapazitäten der Ukraine durch eine Verschärfung des Konflikts mit Russland sowie mangelnde Instandhaltung.
In diesem Fall würden die Lieferausfälle vor allem durch vermehrte Importe von LNG (Liquefied Natural Gas) ersetzt werden. Mit 69 Prozent würde der größte Anteil davon aus den USA kommen, allerdings vor allem aus der Umleitung sowieso stattfindender Exporte. Das bedeutet: Der positive Effekt auf die US-Gaswirtschaft hält sich in Grenzen. Die Folge wäre eine moderate Preiserhöhung um rund 4 Prozent.
Szenario 2: Gescheiterte Projekte, intakte Leitunrn
Auch in Szenario 2 gehen die Aurora-Experten von einem Scheitern der beiden russischen Projekte aus, während gleichzeitig die ukrainischen Pipelines modernisiert werden und ihre Kapazität erhalten bleibt. In diesem Fall wären laut Aurora Research die Folgen für die europäischen Energiemärkte vernachlässigbar.