Near Field Communication (NFC) erlaubt das kontaktlose Auslesen von digitalen Daten über wenige Zentimeter. Möglich ist das insbesondere mittels eines NFC-fähigen Smartphones. In vielen Mobiltelefonen sind entsprechende Reader integriert, was zu einer hohen Verfügbarkeit und einer einfachen Nutzung beiträgt. Bekannt geworden ist die Technologie vor allem durch das kontaktlose Bezahlen mit dem Mobiltelefon. Doch auch für die pharmazeutische Industrie und Medizintechnik eröffnet sie interessante Möglichkeiten. Dank ihres dünnen und flexiblen Aufbaus lassen sich NFC-Inlays in Etiketten für Medikamentenbehälter oder medizinische Geräte integrieren. Sie fügen sich optisch unauffällig in das bestehende Design ein und lassen sich einfach auf Primärbehälter verspenden. Die smarten E-Labels bieten zudem interessante Anwendungsfelder wie etwa Fälschungsschutz, Interaktion mit dem Patienten und Prozessoptimierung.
Smarte Labels mit integrierter NFC-Technik bieten pharmazeutischen Herstellern vielfältige und skalierbare Möglichkeiten zum Produkt- und Markenschutz. Per Smartphone ist so jederzeit eine digitale Authentifizierung der jeweiligen Arzneimittel durchführbar. Abhängig vom jeweiligen Bedrohungsszenario sind individuelle Lösungen mittels Passwortschutz, Signaturen oder Verschlüsselungsverfahren möglich und bieten einen hohen Schutz gegen Fälschungsversuche.
Durch die weite Verbreitung von NFC-fähigen Smartphones verursacht die Authentifizierung keine zusätzlichen Kosten für spezielle Lesegeräte und ist jederzeit von allen Prozessbeteiligten durchführbar. Dabei ermöglichen Online-Anwendungen einen beidseitigen Datenaustausch. So erhält der pharmazeutische Hersteller wichtige Informationen, um die Lieferkette zu überwachen und mögliche Graumarkt-Aktivitäten zu vermeiden.
Patientensicherheit
E-Labels mit NFC-Inlay ermöglichen aber auch einen gegenseitigen Informationsaustausch mit dem Nutzer. Beim Auslesen des ins Etikett integrierten Chips per NFC-fähigem Handy erhält der Anwender interaktiven Zugang zu Informationen über sein Arzneimittel, die der Hersteller bei Bedarf aktualisieren und anpassen kann. Hierfür können auf dem NFC-Chip gespeicherte Daten oder zusätzliche Informationen über das Internet abgerufen werden. Patient oder medizinisches Fachpersonal verfügen so über Hintergrundinformationen zum Produkt, wie etwa die Identifizierung des Medikaments, die Abfrage des Verfallsdatums und Produkt- oder Warnhinweise. Darüber hinaus kann ein NFC-Etikett den Nutzer bei Anwendungen unterstützen, indem der Hersteller erklärende Videos oder Audiodateien hinterlegt. So wird die Handhabung der Medikamente erleichtert und der Behandlungserfolg gefördert. Video-Tutorials oder interaktive Step-by-Step-Anleitungen bieten sich beispielsweise bei der Anwendung von Pens und Autoinjektoren an. Hierbei sind häufig mehrere Schritte in der korrekten Abfolge notwendig, die sich nicht immer intuitiv erschließen lassen.
Auch zum aktuellen Trendthema Patient Compliance Monitoring leistet die NFC-Technik integriert ins Etikett ihren Beitrag. Die korrekte Medikamenteneinnahme gemäß eines vorgegebenen Therapieplans trägt zum Behandlungserfolg bei. Hier kann die NFC-Technik einen Beitrag dazu leisten, die Patient Compliance zu steigern. Mithilfe von mobilen Applikationen wird der Patient an die regelmäßige Medikamenteneinnahme erinnert und kann sein Nutzungsverhalten überwachen. Zudem kann der behandelnde Arzt aufgrund der gewonnen Daten gemeinsam mit dem Patienten das Therapieschema anpassen beziehungsweise die Compliance optimieren.
Prozessoptimierung
Doch nicht nur die Interaktion zwischen Anwender und Arzt beziehungsweise zwischen Anwender und Hersteller ist möglich. Auch die Interaktion zwischen einem Produkt und dem dazu gehörigen medizinischen Gerät im Sinne von Schlüssel-Schloss-Anwendungen gelingt durch NFC/RFID im Label. Denn nach diesem Prinzip ist der Informationsaustausch auch zwischen dem mit einem RFID-Label gekennzeichneten Medikament und Medizin- oder Laborgeräten möglich. Bei der Verabreichung von Arzneimitteln erhöht diese Funktion die Patientensicherheit und die Benutzerfreundlichkeit. Der Chip übernimmt dabei die Steuerung: Das Schlüssel-Schloss-Prinzip steht für zwei Teile, die zueinanderpassen müssen, um eine bestimmte Funktion zu erfüllen. Im Falle der Medikation liest das medizinische Gerät, wie zum Beispiel eine Blutpumpe, die auf dem Chip hinterlegten Daten aus. Im ersten Schritt werden dabei Originalität und Haltbarkeit überprüft. In der Folge übernehmen dann die vom Chip übermittelten Informationen die Steuerung des Gerätes. Dieses Prinzip verhindert den Einsatz von gefälschten oder falschen Medikamenten und hilft, Dosierungsfehler zu vermeiden. Über die Programmierung des RFID-Chips im Label wird eine erneute Verwendung und somit ein Missbrauch des Originalbehälters verhindert.
Wenn jeder Behälter oder anderes Equipment mit einem RFID-Label ausgestattet ist, eröffnet dies vielfältige Möglichkeiten, Prozesse bei Pharmaherstellern oder professionellen Anwendern zu optimieren. Ein mögliches Szenario ist ein automatisiertes Bestandsmanagement, bei dem durch die maschinelle Auslesung der vorhandenen Produkte die Lagerbestände stets aktuell in einer Datenbank hinterlegt sind. Möglich ist durch den Einsatz von RFID auch die Live-Überwachung und Steuerung logistischer Material- und Produktflüsse beim Pharmahersteller oder im Labor. Die optimierten und automatisierten Prozesse tragen zu Effizienzsteigerungen bei und erhöhen die Prozesssicherheit.
Smarte Labels für Studien
Der RFID-Chip im Label unterstützt darüber hinaus eine lückenlose Dokumentation und steigert die Transparenz von Prozessen. Davon profitieren nicht nur die Produzenten von Pharmazeutika. Die automatische und eindeutige Identifikation mittels RFID-Technik kommt auch bei klinischen Studien, in Laboren oder Blutbanken zum Einsatz.