Mobilität ist von zentraler Bedeutung für unser Leben. Mit dem Wandel gesellschaftlicher Strukturen – sei es die Altersstruktur oder das Mobilitätsverhalten der jungen
Generation, der „Digital Natives“ – verändert sich auch die Mobilität. So gewinnt der Stadtverkehr mit zunehmender Urbanisierung ständig an Bedeutung. Im Zusammentreffen beider Entwicklungen wachsen gleichermaßen die Herausforderungen: Immer mehr Menschen wollen in der Stadt leben, mit geringen Belastungen durch Abgase und Lärm sowie kurzen Wegen in der Stadt – und gleichzeitig nehmen mit dem Verkehrsaufkommen Emissionen, Staus und kritische Situationen zu. Eine effiziente, sichere und nachhaltige Nutzung der vorhandenen Infrastruktur ist deshalb die große Herausforderung für den Stadtverkehr der Zukunft. Neue technologische Möglichkeiten wie Assistenz- und Automationssysteme, Fahrzeug-Fahrzeug- oder Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation, Satellitennavigation, die Nutzung mobiler Endgeräte sowie Elektromobilität können einen
wichtigen Beitrag hierzu leisten.
Charakteristisch für den Stadtverkehr – heute wie morgen – ist eine große Komplexität des Verkehrsgeschehens. Unterschiedliche Verkehrsteilnehmer, vom Fußgänger über den Autofahrer bis hin zur Straßenbahn, treffen hier aufeinander und müssen miteinander agieren. Um diese Komplexität für den Stadtverkehr der Zukunft zu meistern, muss der Verkehr mit all seinen Wechselwirkungen betrachtet werden. Das DLR hat dazu eine einzigartige Großforschungsanlage gebaut, um vielfältige Forschungsfragen zu Themen wie Verkehrsfluss, intermodale Mobilität, zukünftige Mobilitätskonzepte, Markteinführung und Mobilitätsbewusstsein untersucht zu können. Die Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM)
integriert und nutzt das reale Verkehrsumfeld der Stadt und der Region Braunschweig und umfasst spezielle Teststrecken ebenso wie ein leistungsfähiges Instrumentarium zur Simulation großräumiger und mikroskopischer
Aspekte von Mobilität. Die Plattform ist als Baukastensystem mit zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten konzipiert. So können beispielsweise verschiedene Simulationsmodelle für empirische Studien integriert genutzt und mit Probandenstudien und Untersuchungen im Feld kombiniert werden. Kritische Situationen im Verkehrsablauf – an Kreuzungen und Bahnübergängen – können dadurch bereits frühzeitig in der Entwicklung zukünftiger Assistenzsysteme berücksichtigt werden.
AIM nutzt eine ganze Region mit ihren real existierenden Verkehrswegen und -beziehungen als Forschungsraum. So erlauben eine Forschungskreuzung sowie ein Forschungsbahnübergang die Erfassung von Fahrzeugbewegungen, um Faktoren abzuleiten, die zu kritischen Situationen führen könnten, um
daraus Ansatzpunkte für Assistenzfunktionen gewinnen zu können. Zudem ermöglicht eine Flotte von speziell ausgerüsteten Fahrzeugen die kampagnenspezifische Untersuchung intelligenter Verkehrssysteme und individuellen
Fahrerverhaltens. Eine mit Kommunikationstechnologien ausgerüstete Referenzstrecke dient der Erprobung von
Fahrzeug-Fahrzeug- oder Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation, mit der Informationen über Stockungen oder Gefahren vorausschauend weitergegeben werden können. Auch die Entwicklung mobiler Dienste, die den intermodal Reisenden auf dem Smartphone begleiten, steht im Fokus der Forschung. Intermodale Mobilität bedeutet die zeit- oder energieoptimale Kombination mehrerer Verkehrsträger – vom Bahnsystem über (gemietete) Pkws bis hin zum Zweirad und zu Fußwegen.
Intelligent, sicher, stressfrei, vorausschauend, energieeffizient und wirtschaftlich – so sollte der Stadtverkehr der
Zukunft sein. Gemeinsam arbeiten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik daran, diese Mobilität zu gestalten.