Magnetische Elastomere Intelligente Materialien für Automobilkomponenten

Magnetische Elastomere könnten beispielsweise in Sensoren verwendet werden, die auf magnetische Felder reagieren und so etwa in medizinischen Geräten, Automobilkomponenten oder in der Robotik eingesetzt werden, um Bewegungen zu steuern oder mechanische Reaktionen zu messen.

Bild: publish-industry, DALL·E
24.10.2024

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg arbeiten daran, die Materialeigenschaften sogenannter magnetischer Elastomere so zu verbessern, dass diese Kunststoffe künftig als intelligente Materialien in Bereichen wie der Sensortechnik für Robotik und Medizin eingesetzt werden können. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes, das gemeinsam mit Forschungseinrichtungen in Dresden und Aachen durchgeführt wird, verfolgen sie das Ziel, die besonderen Eigenschaften dieser Kunststoffe bereits bei der Herstellung gezielt für Anwendungen in medizinischen Geräten oder Automobilkomponenten zu verbessern.

Elastomere sind Kunststoffe, die sich unter Zug- und Druckbelastung elastisch verformen, danach aber – wie Latex, Neopren, Silikon oder Gummi – wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehren. Magnetische Elastomere besitzen über diese elastischen Eigenschaften hinaus auch magnetische Eigenschaften: Sie können sich sowohl unter Zug- und Druckbelastung verformen, zusätzlich aber auch unter dem Einfluss eines Magnetfeldes, wobei sie dann auch ihre mechanischen Eigenschaften verändern. Dieses ungewöhnliche Verhalten mache magnetische Elastomere interessant und vielversprechend für neue Anwendungen, etwa in der Schwingungstechnik oder als intelligente Materialien, so der Koordinator der Forschungsgruppe, Prof. Andreas Menzel vom Institut für Physik der Universität Magdeburg.

Potenzial für zukünftige Technologien

„Wir wissen, dass elastische Materialien durch unmittelbar einwirkende mechanische Kräfte verformt werden können. Hingegen wirken magnetische Kräfte unsichtbar und aus der Distanz. Magnetische Elastomere kombinieren nun beide Eigenschaften: Sie bestehen aus winzigen magnetischen Teilchen in einem weichen, elastischen Material und können sich in Magnetfeldern verändern, zum Beispiel sich verformen und ihre Steifigkeit anpassen.“ Das Team um Prof. Menzel möchte herausfinden, wie sich die Bildung innerer Strukturen beim Herstellungsprozess und damit die Materialeigenschaften der Elastomere durch eine geeignete Prozessführung beeinflussen, steuern und letztendlich verbessern lassen.

Magnetische Elastomere hätten dann ein großes Potential für zukünftige Technologien. Der Physiker saft: „Sie könnten beispielsweise in Sensoren verwendet werden, die auf magnetische Felder reagieren und so etwa in medizinischen Geräten, Automobilkomponenten oder in der Robotik eingesetzt werden, um Bewegungen zu steuern oder mechanische Reaktionen zu messen.“ Durch die Fähigkeit, ihre Eigenschaften in einem Magnetfeld zu verändern, eigneten sich magnetische Elastomere außerdem für vibrationsdämpfende Materialien, die zum Beispiel in Fahrzeugen, Maschinen oder Bauwerken eingesetzt werden, um Schwingungen zu reduzieren. Diese dämpfenden Eigenschaften lassen sich dann durch Magnetfelder anpassen.

Damit die faszinierenden Eigenschaften magnetischer Elastomere am Ende für praktische Zwecke aufgegriffen würden, liege ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsprojektes darauf, die Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln und das Wissen an Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lehrkräfte weiterzugeben, so Prof. Andreas Menzel. Das Team um die Physikdidaktikerin Prof. Bianca Watzka von der RWTH Aachen entwickelt daher parallel zur Materialforschung Methoden, um die gewonnenen Erkenntnisse effektiv weiter zu vermitteln. „Wir planen fachdidaktische Untersuchungen und erstellen beziehungsweise evaluieren entsprechende Lehr- und Lernmaterialien für den Schulunterricht“, sagt Prof. Bianca Watzka. „Auf diesem Wege wollen wir insbesondere Schülerinnen und Schüler sowohl für die aktuelle Forschung als auch für ein Studium im ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich begeistern.“

Partner und Förderung

Neben den Teams von Prof. Menzel an der Universität Magdeburg und Prof. Bianca Watzka an der RWTH Aachen sind an dem Forschungsprojekt die Arbeitsgruppen von Prof. Markus Kästner und Prof. Stefan Odenbach an der TU Dresden sowie Dr. Günter Auernhammer vom Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden IPF beteiligt. Die Forschungsgruppe „Vom Herstellungsprozess strukturierter magnetischer Elastomere zum makroskopischen Materialverhalten“ (FOR 5599) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG zunächst für vier Jahre mit insgesamt circa 2,5 Millionen Euro gefördert.

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