Der Größte hat Verantwortung. Das spürt auch Ikea: Die größte Möbelhauskette der Welt will Ressourcen sparsam einsetzen. Dies wirkt sich auch auf die Wasserversorgung aus: Das Regenwasser, das auf die 5.000m² große Dachfläche der Filiale in Köln-Butzweilerhof fällt, spült nicht nur WCs, sondern steht auch als Löschwasser an den Hydranten zur Verfügung. So spart der Konzern Trinkwassergebühren und Versiegelungsgebühr für diese Fläche. Das Dachwasser wird in einer rund 500m² großen Zisterne gesammelt und von dort in eine Trinkwasser-Trennstation im Keller geleitet. Die Anlage von GEP Industrie Systeme ist an das Trinkwassernetz angeschlossen, sodass die Versorgung mit Betriebswasser auch sichergestellt ist, wenn das Regenwasser aufgebraucht sein sollte. Lösch- und Trinkwasser werden durch die Anlage jedoch voneinander getrennt. Die Schaltung aller Armaturen, Bypässe und vor allem sicherheitsrelevanter Ventile in der Anlage realisiert GEP prinzipiell über Druckluft. „Das ist einfach eine sehr zuverlässige Energiequelle“, erklärt Enrico Götsch, Geschäftsführender Gesellschafter bei GEP. Seit mehreren Jahren baut das Unternehmen Kompressoren von Atlas Copco in seine Anlagen ein, nachdem man mit einem anderen Anbieter nicht zufrieden war. GEP vertraut auf die kleinen Kolbenkompressoren der Automan-Serie; bei der Trinkwasser-Trennstation im Ikea-Keller ist es ein Automan AF20 E50, der die Anlage mit Druckluft versorgt. „Dieses kleine Gerät läuft mit seinem Direktantrieb extrem zuverlässig und wartungsarm“, betont Götsch.
Automatischer Selbsttest sichert tägliche Einsatzbereitschaft
Die Herausforderung bei solchen Anlagen sei, dass man nie wisse, wann oder ob ihre volle Leistung jemals gefordert sein werde, sagt der Fachmann. „Aber sie muss zu jedem Zeitpunkt für den Eventualfall bereitstehen.“ Beim täglichen Routinegang durchs Haus schauen die Techniker deshalb zur Sicherheit auch auf den Kompressor - obwohl sich dieser selbst überwacht. Außerdem kommt einmal im Jahr ein GEP-Mitarbeiter zur Wartung ins Haus. Damit Kompressor und Armaturen nicht „einrosten“, testet sich die Anlage täglich automatisch. Alle Ventile werden in Sekundenbruchteilen geöffnet und geschlossen, um die Funktionstüchtigkeit zu prüfen. Der AF20 liefert einen Maximaldruck von 8bar und einen Hub-Volumenstrom von bis zu 4l/s. Im Vergleich zu Zisterne und Filter wirkt der nur 32kg schwere Baustein der Anlage eher unscheinbar. Und doch ist er unverzichtbar. „Bei diesen Wassermassen kann Druckluft die Ventile zuverlässig und mit mehr Power aufdrücken“, ist Enrico Götsch überzeugt. Von welchen Wassermassen er spricht, wird klar, als er erklärt, dass die 500m³ aus der Zisterne in etwa zwei Stunden durch die Anlage laufen müssen. Die geforderte Menge von 230m³/h ist auch der Grund dafür, dass überhaupt Löschwasser vorgehalten wird; denn aus dem städtischen Leitungsnetz könnten bestenfalls etwa 40m³/h gespeist werden. Wird das Löschwasser benötigt, wird es durch ein 150er-Rohr in großem Schwall in einen gerade mal badewannengroßen Vorbehälter geleitet, aus dem es zwei große Pumpen zu den Außenhydranten fördern. Sichtlich stolz ist GEP-Chef Enrico Götsch, als er auf die üppige Zuleitung aus der Zisterne und den kleinen Tank zeigt: „Nach strömungstechnischer Schulmeinung dürfte so viel Wasser gar nicht in so kurzer Zeit aus einem so kleinen Behälter angesaugt werden können. Stellen Sie sich einmal vor, Sie ließen Ihre Badewanne über Armaturen mit einem Innendurchmesser von 150Millimetern volllaufen. Nach ein paar Sekunden stünde das Bad unter Wasser!“ Weshalb das trotzdem funktioniert, will er nur halb verraten: Das Unternehmen hat für diesen Zweck einen Separator entwickelt und die dynamische Energie sowie den Lufteintrag so weit reduziert, dass das Wasser von hier aus in die Leitungen gefördert werden kann. Der Automan-Kompressor muss alle Ventile öffnen und schließen und wird unter anderem bei der Reinigung des druckdichten Filters eingesetzt, der das Wasser von der Dachfläche siebt und säubert. Die Wartung ist nur einmal pro Jahr routinemäßig fällig - ansonsten reinigt sich der Filter automatisch. Sinkt die Filterleistung, so steigt der Wasserpegel. Das wird von einem Feuchtigkeitssensor registriert, der die außerplanmäßige Selbstreinigung auslöst. Mit Druckluft werden dann beide Armaturen zur Zisterne verschlossen, bis der Filter sich selbst per Hochdruckstrahl gereinigt und den Schmutz sowie anhaftendes Biogeflecht ausgetragen hat.
Integrierte Notentwässerung
Eine Besonderheit, die die Anlage bietet, ist das Verfahren der Pumpen-Notentwässerung. Dies ermöglicht, dass die Trinkwasser-Trennanlage im Keller ohne zusätzliche Entwässerungssysteme betrieben werden kann. Hierbei werden in der Druckleitung Flutventile geöffnet, die bei kritischem Wasserstand im Vorbehälter die maximal anfallenden Wassermengen in den Kanal ableiten. Dass auch diese Ventile pneumatisch geschaltet werden müssen, war für Enrico Götsch selbstverständlich: „Das Bauteil ist sicherheitsrelevant, denn es schützt den Bauherrn und das Gebäude vor Überflutung!“ Die Notentwässerung könne alternativ eingesetzt werden, wenn keine Aufstellung oberhalb der Rückstauebene möglich ist, erläutert der GEP-Chef, und betont noch einmal: „Die über Druckluft gesteuerten Ventile müssen hundertprozentig funktionieren, denn mit einfacher Entwässerungstechnik kann man den Wassermassen nicht beikommen.“ Deswegen sei es für ihn wichtig, dass er sich auf den Drucklufterzeuger verlassen könne. „Wir haben inzwischen mehrere hundert Atlas-Copco-Kompressoren verbaut und keine nennenswerten Störungen zu beanstanden“, sagt Götsch. „Damit ist der Hersteller für uns ein ganz klarer A-Lieferant.“