Von Verbrauchern zu Produzenten 4 Energietrends im Gebäudesektor für 2024

2024 verspricht, ein Jahr voller Herausforderungen und Chancen zu werden, mit dem Ziel, eine nachhaltigere, effizientere und unabhängigere Energiezukunft zu gestalten.

Bild: publish-industry / DALL·E
26.02.2024

2023 haben viele Staaten versucht, die Energiewende und Elektrifizierung schneller als bisher voranzutreiben – auch um unabhängiger von importierten fossilen Energieträgern zu werden. Doch trotz gesteigerter Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kam und kommt es zu Engpässen in den Netzen, da die Gesamtnachfrage nach Strom steigt.

Mit Blick auf das Jahr 2024 werden sich diese Entwicklungen voraussichtlich fortsetzen: Das Streben nach Nachhaltigkeit, Energiesicherheit und Kosteneinsparungen ist nach wie vor der Schlüssel zu Innovationen im Gebäudesektor. Kai Zimmermann, Head of Productmanagement Sales von Eaton hat vier Trends identifiziert, die die Branche im neuen Jahr besonders prägen werden.

1. Eigene Stromerzeugung fördern

In der EU werden Solarmodule für neue öffentliche Gebäude ab 2028 und für alle anderen Neubauten ab 2030 Pflicht. Bei Bestandsgebäuden sollen ab 2027 öffentliche Gebäude „schrittweise” mit Solaranlagen ausgestattet werden, „sofern dies technisch, wirtschaftlich und funktionell machbar ist“. Dies allein sollte schon Grund genug für Gebäudeeigentümer sein, sich mit dem Potenzial von erneuerbarer Erzeugung ihrer Immobilien auseinandersetzen.

Darüber hinaus braucht es allerdings auch einen echten Paradigmenwechsel, was die Rolle von Gebäuden bei der Energieversorgung angeht. Traditionell wurden sie als reine Verbraucher gesehen, die ihre Energie aus einem zentralen Netz beziehen. Um die Energiewende zu unterstützen, müssen Gebäude weitere Funktionen übernehmen. Sie müssen Energie erzeugen, speichern und verteilen können. Dazu gehört auch die Integration leistungsfähiger Ladestationen, um die Elektromobilität zu fördern.

Gleichzeitig wird Heizen mit Wärmepumpen immer mehr zum Standard, was den Strombedarf weiter erhöht. Für die verstärkte Elektrifizierung muss ein Ausgleich in Form von eigener Erzeugung erfolgen, ansonsten können Gebäudebetreiber ihren Strombedarf zukünftig eventuell nicht mehr vollständig oder nur noch zu immensen Kosten decken.

Die Einrichtung von Energiemanagementsystemen für Gebäude und Batteriespeichersystemen wird die Nutzung von erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren wesentlich optimieren, da die erzeugte Energie zu allen Zeiten selbst genutzt werden kann und nicht nur zum Zeitpunkt der Erzeugung zur Verfügung steht.

2. Renovieren trotz fehlender Fachkräfte

75 Prozent der Gebäude in der EU verschwenden Energie wobei vor allem ältere Gebäude weniger effizient sind als Neue. Über 220 Millionen Gebäude in Europa wurden vor 2001 gebaut. Renovierung wird also auch im Jahr 2024 ein bestimmendes Thema im europäischen Gebäudesektor sein. Die Verbesserung der Gebäudedämmung und der Heizungssysteme wird ebenso wichtig sein, wie Investitionen in Technologien wie erneuerbare Energieerzeugung und Energiemanagementsoftware.

Renovierung und Nachrüstung sind entscheidende Faktoren der Energiewende, aber auf diesem Gebiet kommt es auch zu Problemen: Es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften, die Wärmepumpen, Solaranlagen oder Dämmungen installieren können. Schätzungsweise eine Million Menschen müssten umgeschult werden, um allein den Anforderungen der Solarenergie gerecht zu werden. Trotz entsprechender Programme und Förderungen seitens der EU und der Mitgliedsstaaten wird sich der Fachkräftemangel kurzfristig nicht beseitigen lassen. Eine schnell umsetzbare Lösung für Installateure ist beispielsweise die Nutzung von vorverdrahteten Komponenten und Paketlösungen, die Arbeitszeit einsparen und die Effizienz im Betrieb steigern.

3. Voraussetzungen für elektrische Flotten schaffen

Ab 2035 dürfen in der EU keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Mit diesem Datum vor Augen müssen Unternehmen bereits heute Strategien für die Elektrifizierung ihrer Fuhrparks erarbeiten. Dies bedeutet gleichzeitig auch, dass sie ihre Standorte entsprechend für das Laden vor Ort ertüchtigen müssen.

Besonders bei großen Flotten werden sich Unternehmen dabei nicht allein auf die Versorgung durch das Netz verlassen können. Gebäude, die viele E-Autos gleichzeitig versorgen müssen, benötigen leistungsfähige Energiemanagementsysteme und Möglichkeiten zur Zwischenspeicherung. Im besten Fall erzeugen sie die Energie für ihre Fahrzeuge (teilweise) selbst am Standort.

4. Kreislaufwirtschaft fördern

Erneuerbare Energien sind zwar nicht endlich, allerdings sind es die Rohstoffe, die benötigt werden, um Solaranlagen, Elektroautos, Windräder et cetera zu bauen. Bereits heute kommt es in der Branche zu Engpässen aufgrund von Ressourcenmangel. Die Recycling-Quote muss drastisch erhöht werden, um zukünftig die Energiesicherheit gewährleisten zu können.

Auch der Gebäudesektor muss neue Wege und Mittel finden, um sich darauf einzustellen. Neben der verstärkten Nutzung recycelter Baumaterialien können auch alte E-Auto-Batterien als Energiespeicher für Gebäude ein zweites Leben bekommen.

Bildergalerie

  • Kai Zimmermann, Head of Productmanagement Sales von Eaton

    Kai Zimmermann, Head of Productmanagement Sales von Eaton

    Bild: Eaton

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel