Sebastian Franke, Econ Solutions Lastmanagement in Zeiten steigender Netzentgelte

Sebastian Franke arbeitete nach seinem Diplomabschluss in Kraftwerkstechnik 4,5 Jahre als Projektleiter im Recycling und in der thermischen Verwertung internationaler Projekte. Anschließend nutzte er sein Wissen 1,5 Jahre im Maschinen- und Sondermaschinenbau bei einem mittelständischen Anlagenbauer. 2020 wechselte er zur BFE als Energieberater, wo er sich mit E-Mobilität und Weiterleitung an Dritte befasste. Im April 2021 wechselte er innerhalb des Konzerns zu econ solutions. Dort liegen seine Schwerpunkte in der Projektierung, Inbetriebnahme, Potenzialanalysen und Kundenberatung, mit einem Fokus auf Spitzenlastmanagement.

Bild: Econ Solutions
23.10.2024

Steigende Netzentgelte belasten die Industrie. Die zunehmenden Kosten können die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen erheblich verschlechtern und erfordern daher ein strategisches Vorgehen. Neben der generellen Kostensteigerung durch höhere Netzentgelte stellt die Transformation hin zu dezentraler und regenerativer Stromerzeugung auch Unternehmen mit vermeintlich geringem Strombedarf vor neue Herausforderungen. Hier sind technische und organisatorische Lösungsansätze gefragt.

Mit durchschnittlich rund 6,5 Prozent pro Jahr sind die Netzentgelte in den letzten zehn Jahren deutlich über der allgemeinen Inflationsrate gestiegen. Leider spiegelt der Preis auch die allgemeine Preisentwicklung im restlichen Energiesektor. Während die Netzentgelte für Haushalte, Gewerbe und Industrie gleichermaßen ansteigen, stellt sich die Frage: Wie können Sie als Verbraucher Ihre Kosten effektiv senken?

Die Netzentgelte setzen sich aus drei Hauptkomponenten zusammen: Grundpreis, Arbeitspreis und Lastpreis. Der Grundpreis ist fest und hängt von Ihrem Vertrag ab, während der Arbeitspreis verbrauchsabhängig ist. Hier gibt es die Möglichkeit zu sparen, wenn der Verbrauch reduziert wird oder eigene Energie erzeugt wird, wie zum Beispiel durch eine Solaranlage. Dagegen ist der Lastpreis abhängig von der Spitzenlast, die Sie in Ihrem Unternehmen verursachen.

Leider ist anhand der Entwicklung der Netzentgelte davon auszugehen, dass auch in Zukunft die Strompreise steigen werden. Eine spürbare Kostenentlastung ist vorerst nicht zu erwarten. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich auf die Maßnahmen zu konzentrieren, die Sie direkt beeinflussen können.

Besonders problematisch sind die Lastspitzen, die auftreten, wenn der Energiebedarf besonders hoch ist. Es gibt lokale Lastspitzen, die sich auf ein bestimmtes Gebiet beschränken, und übergreifende Lastspitzen, die das gesamte Netz oder sogar europäische Netze betreffen können. Solche Spitzen führen zu Netzinstabilitäten, wenn Angebot und Nachfrage nicht im Gleichgewicht sind. Daraus können sich technische Probleme ergeben, wie zum Beispiel der Ausfall von netzbetriebenen Geräten oder sogar die gezielte Abschaltung von Netzen, um Schäden zu vermeiden.

Alte Bahnhofsuhren sind ein anschauliches Beispiel für die Auswirkungen von Netzinstabilitäten: Sie gehen oft ungenau, weil sie von der Netzfrequenz gesteuert werden. Solche kleinen Abweichungen können zwar störend sein, sind aber in der Regel beherrschbar. Schwerwiegender sind die Folgen in großen Energiesystemen, in denen die Netzbetreiber gezwungen sind, Kraftwerke an- und abzuschalten, um die Netzfrequenz zu stabilisieren. Hierdurch entstehen zusätzliche Kosten, die letztlich an die Verbraucher weitergegeben werden.

Um diese Kosten zu senken und die Auswirkungen von Lastspitzen zu minimieren, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Der erste Schritt ist ein effektives Energiemanagement. Dazu gehört die Erfassung und Analyse Ihrer Energiedaten, um Verbrauchsmuster und Optimierungspotenziale zu erkennen. Durch die Visualisierung und Auswertung dieser Daten können Sie Rückschlüsse ziehen und Maßnahmen ableiten, um Ihre Lastspitzen zu reduzieren. Zu den organisatorischen Maßnahmen zählen das kaskadierte Zuschalten von Verbrauchern zur Vermeidung von Lastspitzen und das gezielte Abschalten von Geräten zu Spitzenlastzeiten. Auch technische Lösungen wie die Installation von Energiespeichern oder der Einsatz von Lastkontrollgeräten können helfen, Lastspitzen auszugleichen und Ihre Energiekosten zu senken.

Bei größeren Unternehmen kann eine flexible Steuerung der Ladeinfrastruktur oder der Industrieanlagen sinnvoll sein, um Lastspitzen zu glätten. Zudem ist die Integration von Photovoltaikanlagen und die Optimierung des Eigenverbrauchs durch Lastmanagementsysteme entscheidend. Solche Systeme können automatisch reagieren und Anpassungen vornehmen, um die Energieeffizienz zu maximieren und Kosten zu senken.

Kurzum: Ein gezieltes Energiemanagement und der Einsatz moderner Technologien tragen dazu bei, die steigenden Netzentgelte in den Griff zu bekommen. Durch die Einführung eines umfassenden Energiemanagementsystems können Sie nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Auch die Vorbereitung auf mögliche Zertifizierungen wie ISO 50001 kann von diesen Maßnahmen profitieren. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Kostensenkung liegt im proaktiven Steuern und der kontinuierlichen Optimierung des Energieverbrauchs. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um sich gegen steigende Netzentgelte abzusichern und Ihre Betriebskosten nachhaltig zu senken.

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