Embedded & Mikroprozessoren Mikrocontroller statt Mondfahrt

27.02.2013

Seine Mikrocontroller kennt Andreas Kohl in- und auswendig. Seit 15 Jahren berät er bei Toshiba Electronics Kunden bei ihren Applikationen . Aber in seiner Freizeit kommt er auch gut ohne Elektronik aus.

Dass sich Andreas Kohl heute bei Toshiba Electronics Europe um Mikrocontroller kümmert und nicht auf Mission im All ist, liegt einfach daran, dass er ein bodenständiger Mensch mit Sinn für die Realität ist. Auch wenn er als 5-jähriger nachts begeistert vor dem Fernseher saß, um die Mondlandung zu verfolgen, hat er sich doch für einen seriösen Beruf entschieden. Dass sein Vater Elektromeister ist, hat die Berufswahl sicher auch mit beeinflusst. Nach dem Studium der Elektrotechnik in Bochum und Dortmund sammelte Andreas Kohl erste Erfahrungen bei der Entwicklung von ISDN-Hard-und Software. „Da war ich sieben Jahre in der Hardware-Entwicklung, habe selber Schaltpläne gezeichnet und Layouts gemacht“, erinnert sich der gebürtige Bochumer. Während zahlreicher Projekte merkte er aber, dass ihm die Beratung mehr Spaß machte als die Entwicklung - und wechselte daraufhin zu seinem heutigen Arbeitgeber. Angefangen hat Andreas Kohl 1998 mit Konsumerprodukten, wo er Kunden betreute, die die Mikrocontroller von Toshiba in Fernsehern, Videorecordern und Audiogeräten einsetzen. Danach gab es vielfältige weitere Anwendungen, vom Airbag bis zur Waschmaschine, aber auch im Mobilfunkbereich. Die Waschmaschinen beschäftigen Andreas heute auch wieder, denn aktuelle sind seine Themenschwerpunkte Smart Metering und Motor Control. „Jede Waschmaschine hat mindestens zwei Motoren“, erklärt er. „Und da bei diesen Geräten immer mehr Wert auf Energieeffizienz gelegt wird, nimmt der Anteil der Elektronik immer mehr zu.“

Von Anfang bis Ende

Genau hier kommen dann auch Andreas Kohl und seine fünf Kollegen aus dem Application Engineering zum Einsatz: „Wir decken den ganzen Zyklus ab: Wir beraten Kunden ganz am Anfang, die sich im Auswahlprozess befinden“, erläutert Andreas Kohl seine Tätigkeit. „Dann kommen die Kunden, die unsere Produkte einsetzen, die Unterstützung bei der Schaltungsentwicklung und Layout brauchen. Und das geht schließlich bis hin zu Kunden, die in der Produktion stehen.“ Dabei steht Andreas Kohl für alle technischen Themen zur Verfügung - und das in ganz Europa. Diese Kontakte beschränken sich aber nicht nur auf E-Mails und Telefonate, Andreas Kohl ist auch regelmäßig bei den Kunden vor Ort, um sie zu beraten und zu schulen. „Das konzentriert sich dann meistens auf drei oder vier Besuchstage in einer Woche, an denen wir dann mehrere Kunden besuchen“, erläutert er die Vorgehensweise.

Jede Code-Zeile kenne

Die eigentlichen Produkte kommen zwar aus Japan, Boards und Demosysteme entwickeln Andreas Kohl und seine Kollegen aber in Düsseldorf selber. „Wir entwickeln die Hardware hier und produzieren extern“, beschreibt er seine Arbeit. „Und wir schreiben unsere Software selber, damit wir genau wissen, was diese Produkte in der Zielapplikation hinterher machen.“ Dazu gehört dann auch, dass man jede Funktion und jede Codezeile versteht, um den Kunden wirklich sinnvoll beraten zu können. Genau diese Kombination ist es auch, die man als guter Application Engineer nach Auffassung von Andreas Kohl braucht: „Zum einen benötigt man einen guten technischen Hintergrund und muss immer wissen, was der aktuelle Stand der Dinge ist. Auf der anderen Seite muss man gute kommunikative Fähigkeiten mitbringen, um dem Kunden dieses Wissen auch vermitteln zu können.“ Und da trennt sich nach Andreas Kohl Erfahrung die Spreu vom Weizen. „Es gibt viele exzellente Entwickler, die sehr gute Schaltungen und Baugruppen entwickeln, das aber nie vor mehr als einer Person erklären könnten.“ Und das ist natürlich ein K.O.-Kriterium für einen Application Engineer.

Jeden Tag etwas Neues

Warum Andreas Kohl seit nunmehr fünfzehn Jahren bei Toshiba ist, hat sicher viele Gründe, einer ist aber sicher die tägliche Abwechslung. „Man hat verschiedene Projekte, von Klein- bis Großkunden. Wir haben Projekte, die am Anfang stehen bis hin zu Produktionsdiskussionen“, beschreibt er die Bandbreite seiner Tätigkeit. „Wir haben alles von 4-Bit bis zu 32-Bit-Controllern, die verschiedensten Schwierigkeitsgrade und Aspekte und jeder für sich ist interessant. Diese Bandbreite macht einfach Spaß.“ Dabei müssen es aber schon Controller und Prozessoren sein. „Ohne jetzt andere Bauteile herabsetzen zu wollen muss ich ganz ehrlich sagen: Passive Bauteile oder so etwas würde mich nicht reizen, ich brauche diese aktiven Komponenten.“ Dass jemand, der sich für Mikrocontroller jeder Art begeistern kann, nicht ganz so eifrig an organisatorische Aufgaben herangeht, überrascht wenig. „Aber es ist auch Teil meiner Aufgabe, diesen organisatorischen Teil zu erledigen und von dem Team wegzuhalten“, erklärt Andreas Kohl. „Einer kümmert sich um den organisatorischen Kram und die anderen kümmern sich um Boards und Kundengespräche.“

Netzwerke pflegen

Einen weiteren Grund für seine langjährige Unternehmenszugehörigkeit sieht Andreas Kohl in der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmenskultur bei Toshiba. Dazu gehört aus seiner Sicht vor allem ein Netzwerk unter Kollegen überall in der Welt, vor allem aber in Japan. „In der ersten Zeit baut man Beziehungen zu den Kollegen auf“, beschreibt Andreas Kohl das Networking. „Und über die Jahre werden diese Kontakte dann immer wertvoller.“ Dazu gehört auch, regelmäßig das Entwicklungszentrum in Japan zu besuchen und zu sehen, wer von den für die japanischen Kollegen üblichen Auslandsaufenthalten wieder zurückgekehrt ist. Und mit einer Unternehmenszugehörigkeit von 15 Jahren gehört Andreas Kohl noch nicht einmal zu den echten Veteranen. „Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen in der Organisation, die zwischen 10 und 25 Jahren dabei sind“, erklärt er. „Das ist ein gutes Zeichen, wenn die Mitarbeiter lange in einem Unternehmen bleiben und sich dabei wohlfühlen.“ Das gilt für ihn selber auch. „Ich bin nicht seit 15 Jahren hier, weil ich faul oder unbeweglich bin, sondern weil es mir gefällt.“ Als eine Belohnung wird er in diesem Jahr zum dritten Mal vom Präsidenten zum Mittagessen eingeladen - eine Auszeichnung, die sich die MItarbeiter für jeweils fünf Jahre Zugehörigkeit zu Toshiba verdienen. In diesem Fall ist Andreas Kohl allerdings die einzige Konstante - auch die Präsidenten werden turnusmäßig nach einigen Jahren ausgetauscht. Aber auch wenn Toshiba ein japanisches Unternehmen ist, ist die Ausrichtung international. Alleine in der europäischen Zentrale in Düsseldorf arbeiten Menschen aus mehr als 20 Nationen.

Japanische Kultur

An die japanisch Kultur muss man sich als Europäer an manchen Stellen erst gewöhnen, wie Andreas Kohl aus Erfahrung weiß. So erinnert er sich an die Reise zu seinen ersten Kundenbesuchen: „Ich war total aufgeregt und hatte alle meine Unterlagen vorbereitet, weil ich davon ausging, dass mein Chef noch einmal alles mit mir durchgehen will“, erinnert er sich. „Aber der hat als erstes seinen Sitz nach hinten gestellt und ist eingeschlafen.“ Daraus hat Andreas Kohl gelernt: Reisezeiten sind bei Toshiba Ruhezeiten, damit mit fit beim Kunden ankommt.

Elektronikfreie Freizeit

So sehr Andreas Kohl auch von Mikrocontrollern fasziniert ist: In seiner Freizeit spielt Elektronik keine Rolle. „Als ich noch direkt in der Hardware-Entwicklung war, habe ich privat auch noch ein bisschen gebastelt - aber ich habe auch immer einen Ausgleich zur Technik gesucht“, beschreibt er sein Freizeitverhalten. Im Mittelpunkt stehen bei dem 49-jährigen die Familie, seine Frau und drei Kinder. „Da hat man schon mal eine Menge zu tun“, sagt er. Für die körperliche Fitness spielt Andreas Kohl seit vielen Jahren ein Mal pro Woche Squash. Auch bei seiner Leidenschaft für die Fotografie spielt die Elektronik nur eine untergeordnete Rolle. „Ich bin nicht der Typ, der stundenlang am Rechner mit Photoshop rumarbeit. Ich mache das Foto an Ort und Stelle wie früher - das muss dann eben sitzen.“ Sein neuestes Hobby ist das Gitarrespielen. „Ich habe immer gerne Musik gehört und bin auch gerne zu Konzerten gegangen, hatte aber keine Ahnung von Musik“, beschreibt Andreas Kohl seine Motivation. „Daher habe ich mir vor fünf Jahren eine Gitarre gekauft und mir im Selbststudium das Spielen beigebracht.“ Einen fordernden Job und so viele private Interessen unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so einfach. Dennoch hat sich Andreas Kohl auch für die nächste Zeit noch eine Menge vorgenommen. Beruflich interessiert ihn vor allem der Markt für Smart Meter. Hier rechnet er damit, dass sich in den nächsten Jahren klare Trends zeigen werden - und dass er und seine Kollegen bei Toshiba eine Menge zu tun bekommen werden. Privat ist der Zeitrahmen für die nächste große Herausforderung etwas enger: Ende April nimmt er mit einer Toshiba-Staffel am Düsseldorf-Marathon statt. „Ich habe einen 8,5-Kilometer-Abschnitt und würde den gerne in akzeptabler Zeit mit den Kollegen laufen“, beschreibt er sein Ziel. Daher ist er derzeit auch schon mitten im Training.

Typisch Ruhrgebiet

Dass er trotzdem jeden Tag etwas Muße findet, liegt an seinem Arbeitsweg. Andreas Kohl lebt seit seines Studiums in Dortmund und pendelt jeden Tag eine Stunde von und zur Arbeit. „Das ist eine gute Zeit, um sowohl Unterhaltsames als auch Fachliches nachzuarbeiten“, erklärt er. Seinen langjährigen Wohnsitz begründet Andreas Kohl ganz einfach: „Der Ruhrgebietler an sich bewegt sich nicht so weit weg“. Warum sollte er auch, wenn alles passt?

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