Geschäftsprozessmanagement (GPM) ist eine wichtige Grundlage, um als Unternehmen seine Ziele zu erreichen. Im Rahmen des GPM-Lebenszyklus sind Geschäftsprozessmodelle das A und O, wenn es darum geht, unternehmerische Tätigkeiten zu gestalten, zu steuern und zu analysieren. Sie sind zum Beispiel wichtig, wenn es darum geht, neue Informationssysteme einzuführen, oder wenn man Requirements Engineering machen will. Besonders bei Digitalisierungsprojekten von Unternehmen sind sie eine große Hilfe.
Kleinen und mittelständischen Unternehmen im Nachteil
Während Großunternehmen hierzu bereits eigene Kompetenzen aufbauen konnten, fällt es vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) häufig schwer, sich ausreichend professionell mit dem Thema GPM auseinanderzusetzen. Aus praktischer Erfahrung ist bekannt, dass viele Digitalisierungs- und Optimierungsvorhaben aufgrund mangelnder prozessualer Betrachtung scheitern oder erst gar nicht angegangen werden. Als betroffene Branchen sind exemplarisch die kommunalen Versorger (Energie- und Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung) sowie das produzierende Gewerbe zu nennen.
In Konsequenz werden Informationssysteme oftmals nur rudimentär und ohne ausreichende prozessuale Integration eingeführt, wodurch wesentliche Digitalisierungspotenziale nicht genutzt werden. Dies belegt unter anderem die Studie der Bertelsmann-Stiftung aus 2020, die einen Rückstand der KMU gegenüber Großunternehmen in dieser Hinsicht aufzeigt. Ohne eingehende Modellierungen bestehender Prozesse besteht außerdem die Gefahr, existierende Prozesse zwar mit digitalen Lösungen anzureichern, allerdings die zugrundeliegenden Problematiken dieser oftmals suboptimalen Prozesse nicht zu beseitigen.
Unternehmens-Prozesse mithilfe von Chatbots erfassen
Insbesondere die initiale Erfassung von bestehenden Unternehmensabläufen als IST-Prozessmodell, was als Grundlage des GPM dient, ist für viele KMU aufgrund fehlender Kompetenzen beziehungsweise aus finanzieller Sicht nicht umsetzbar. Im Rahmen des Projektes KICoPro sollen die Potenziale großer Sprachmodelle (LLM) erforscht und genutzt werden, um Unternehmen – insbesondere KMU – bei der Erfassung und Verbesserung ihrer Prozesse zu unterstützen. Betriebe sollen damit in die Lage versetzt werden, ihre Prozesse mithilfe eines Chatbots zu erfassen.
Der LLM-gestützte Chatbot soll die Rolle des Prozessmodellierers einnehmen und durch passende Rückfragen ein akkurates Prozessmodell erzeugen. Auch die Verbesserung der erfassten Ist-Prozesse zu verbesserten Soll-Prozessen soll durch die KI unterstützt werden, was die Einstiegshürde zur erfolgreichen Umsetzung von Digitalisierungsprojekten für Unternehmen senken kann. Durch den Einsatz von KI lassen sich auch die Kosten der Prozesserhebung erheblich senken, sodass eine breite Anwendung in der Wirtschaft erreicht werden kann.
Können Sprachmodelle die Rolle des Prozessmodellierers einnehmen?
Im wissenschaftlichen Fokus steht die Forschungsfrage, inwieweit bestehende Sprachmodelle, die bisher ausschließlich auf textuellen Daten trainiert werden, bereits ein „Prozesswissen“ erlernt haben und dadurch die Rolle des Prozessmodellierers einnehmen können. Außerdem sollen neue Trainingsverfahren entwickelt und getestet werden, um Sprachmodellen ein besseres Prozessverständnis beizubringen.
Das Projekt wird vom BMBF unter der Maßnahme „KMU-innovativ“ mit dem Förderkennzeichen 01IS24053C gefördert. Das Konsortium besteht aus Prime Force Freiburg (Entwicklungspartner), Pentadoc (Anwendungspartner) sowie dem Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) im DFKI (Forschungspartner). Verschiedene kleinere Unternehmen sind als assoziierte Partner involviert. Ein öffentlich zugänglicher Prototyp wird im Laufe des Projektes zur Verfügung gestellt und über die Social-Media-Kanäle der Projektpartner angekündigt werden.
Erfahren Sie hier mehr zur Integration von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen.