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So sollte die Abgasreinigung funktionieren Abgasskandal: Wie die Werte manipuliert werden und wozu

publish-industry Verlag GmbH

Nach den Rußpartikeln sollten in Diesel-Fahrzeugen auch die Stickoxide gefiltert werden. Doch das scheint nicht wirtschaftlich zu sein. Hersteller manipulieren immer wieder Abgaswerte mit Hilfe einer Abschalteinrichtung.

17.07.2017

Eine Million Autos könnten in Tests bessere Abgaswerte gezeigt haben, als sie in der Realität ausspucken. Das liegt an der sogenannten Abschalteinrichtung. Weshalb einen Filter einbauen und ihn dann nicht nutzen?

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Laut WDR, NDR und der Süddeutschen Zeitung geht aus einem Durchsuchungsbeschluss hervor, dass auch Daimler von 2008 bis 2016 Autos mit manipulierten Abgaswerten verkauft hat. Damit stoßen etwa eine Millionen Autos mehr Abgase aus als gesetzlich zugelassen - zumindest auf der Straße.

Abgasreinigung nur für den Prüfstand?

Im Prüfstand wurden Werte weit unterhalb der gesetzlichen Grenze gemessen. In dem Bericht der Durchsuchung vom Mai heißt es, Daimler hätte eine unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut, dem Kraftfahrt-Bundesamt aber nicht offengelegt. So sei die Schadstoffreinigung bei den offiziellen Messungen von den Behörden ein- aber auf der Straße weitgehend ausgeschaltet worden. Warum wird ein Filter zur Abgasreinigung verbaut, der dann während dem realen Betrieb im Verkehr dann aber abgeschaltet wird?

Wie die Abgasreinigung funktioniert

Dieselmotoren erzeugen mehr Stickoxide als Ottomotoren, besonders die mit Turbolader. Das liegt an dem Luftüberschuss bei der Verbrennung und der hohen Temperatur im Motor. Sie treiben die chemische Reaktion des Stickstoffs und Sauerstoffs in der Luft an.

Beim Benziner reduziert der sogenannte Drei-Wege-Katalysator die Stickoxide. Dieser funktioniert beim Diesel aber aufgrund des Luftüberschusses nicht. Der NOX-Speicherkat für Mittelklasse-Motoren und der SCR-Katalysator für große sind zwei Varianten speziell für die Abgasreinigung des Diesels. Beim Speicherkatalysator lagern sich die Stickoxide an den Katalysatorstoff an und werden dort durch das regelmäßige Einspritzen von Kraftstoff entfernt.

Harnstoff neutralisiert Abgase

Für größere Motoren wird der SCR-Kat eingesetzt. Dieser nutzt neben der Hitze zusätzlich Harnstoff. Durch die Hitze bildet der Harnstoff Ammoniak, der die Stickoxide in Stickstoff zurück wandelt. Genauer gesagt: Das Motorsteuergerät steuert das Einspritzventil an, um das Reduktionsmittel, den Harnstoff, dosiert in den Abgasstrang einzuspritzen. Das Mittel wird gleichmäßig im Abgas verteilt.

Auf dem sogenannten Hydrolyseweg zum Reduktionskatalysator reduziert sich der Harnstoff durch Abgabe seiner Sauerstoffmoleküle zu Ammoniak und Kohlendioxid. Dort reduziert sich das Ammoniak zu Stickstoff und Wasser. Diese Stoffe kommen natürlich in der Luft vor. Der Abgasmassenstrom bestimmt die Dosierung der Harnstoff-Injektionen. Dabei hilft ein Stickoxid-Sensor, der hinter dem Kat liegt. Ein Messgerät und die Motorsteuerung entscheiden über weitere Einspritzungen.

Manipulierte Messwerte

Zu den Abgasreinigungen werden oftmals Abschalteinrichtungen verbaut, um die Filter unter bestimmten Umständen zu deaktivieren. Diese stecken in der Motorsteuerung. Um bei Messungen von entsprechenden Behörden die gesetzlich festgelegten Stickstoffoxid-Grenzen nicht zu überschreiten, arbeiten die Filter in vollem Umfang und bringen auch durch die Art und Weise der Messung sehr gute Ergebnisse hervor, denn bei solchen Tests steht das Auto quasi auf einem Laufband, das gleichmäßig läuft. Ständiges Bremsen und Anfahren würden andere Ergebnisse liefern. Ebenfalls ein sehr hohes Tempo.

Außerdem wird den Automobil-Herstellern vorgeworfen, eine Software in die Motorsteuerung eingebaut zu haben, die den Unterschied zwischen einer Messung im Prüfstand und einer Fahrt im Verkehr unterscheiden kann, sodass auf der Straße die Filter ausgeschaltet werden.

Korrekte Abgasreinigung würde Autos verteuern

Wenn der Stickoxid-Ausstoß reduziert werden soll, führt das zu einem höheren Kraftstoffverbrauch. Aber auch zu einem höheren Ausstoß an Rußpartikeln. Diese sollen aufgrund einer gesetzlichen Norm ebenfalls durch Filter minimiert werden. Diese Filter haben allerdings eine kurze Lebensdauer und müssten daher öfter ausgetauscht werden. Der Hersteller müsste effizientere Filter entwickeln, das kostet allerdings mehr Geld und würde den Verkaufspreis der einzelnen Autos erhöhen.

Der SCR-Katalysator braucht für seine Wirksamkeit Harnstoff. Bestimmte Betriebszustände, wie hohe Motorleistung oder hoher Wärmezustand im Stau (ständiges Bremsen und Anfahren), erhöhen den Harnstoffverbrauch. Der Tank dafür ist sehr klein und müsste daher häufig aufgefüllt werden, was meist nur in Werkstätten möglich ist. Der Hersteller ist also motiviert, diesen Verbrauch möglichst gering zu halten, um dem Kunden Kosten und häufiges Nachfüllen zu ersparen. Tests besteht dieses sparsame System dennoch, denn bei den Messungen kommen keine hohen Motorleistungen zustande.

Abschalten zum Schutz der Komponenten?

Eine weitere Rechtfertigung für die Abschalteinrichtung ist der Schutz der Bauteile: Bei der sogenannten Abgasrückführung, die ebenfalls zum Vermeiden von Stickoxiden dient, kann es zu Ablagerungen im Abgaskühler oder im Einlasssystem kommen. Diese können Störungen des Motors verursachen oder ihn gar schädigen. Die Abgasrückführung wird daher gering gehalten, was den Ausstoß der Stickoxide wieder erhöht. Als Begründung nannten Hersteller den Medien, die Bauteile wären gefährdet, wenn die Temperatur des Motors oder die Außentemperatur abweiche. In diesem Fall wäre es zwingend, die Rückführung kurzfristig abzuschalten.

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