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Ackermanns Seitenblicke Die ewige Angst vor dem Neuen

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Solange es die Elektronikindustrie gibt, begleitet Roland Ackermann sie. Unter anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des "Technischen Reports" im Bayrischen Rundfunk prägt er die Branche seit den späten 1950er-Jahren mit.

Bild: Roland Ackermann
09.09.2015

Müssen wir schnellstens die Forschung regulieren, um nicht in Bälde von hochintelligenten Maschinenwesen geknechtet zu werden. Der Autor ahnt: Viel schlimmer als das Navi in seinem Auto werden die Terminatoren auch nicht.

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Es ist schon ein Kreuz mit dem Umgang mit Fortschritt und Technik. Nachdem es mittlerweile auch die Digitalisierung ins Schlagwort-Repertoire der Politiker geschafft hat, schürt aktuell der offene Brief von tausend Experten, darunter Stephen Hawking, Steve Wozniak und Elon Musk, längst überwunden geglaubte oder zumindest verdrängte Ur-Ängste: Mit immer schnelleren Rechnern, Sensoren und Speichern (beispielsweise Intels Neuentwicklung 3D XPoint, angeblich tausendmal schneller als Flash) könnte Künstliche Intelligenz (KI) den Menschen überflüssig machen und schließlich zerstören. Lernfähige Roboter und autonome Waffen, die dank auf die Spitze getriebener Intelligenz selbstständig Entscheidungen treffen, könnten zu Terminatoren mutieren und sich gegen ihre Erfinder wenden. Ergo, so der fast kindlich klingende Appell, sollte in diesem Bereich nicht ohne staatliche Oberaufsicht weiter entwickelt und rechtzeitig eingeschritten werden, ehe die Systeme jegliche Eingriffe blockieren. Grundsätzlich voll in Ordnung; doch wer glaubt schon an eine stringente Durchführbarkeit solcher Vorschläge?

Ich maße mir nicht an, die Kompetenz und den Weitblick der verdienstvollen Unterzeichner anzuzweifeln. Aber vielleicht kann ich die Diskussion auf eine uns näher liegende Ebene bringen. Zunächst: Die Ängste vor der Technik sind nicht neu und haben schon vor dem Elektronik-Zeitalter den Menschen manche Stunde seines Schlafs geraubt – bislang unnötigerweise. Und die Anfänge sowohl der KI als auch des industriellen Internets reichen bereits rund sechs Jahrzehnte zurück – eine Ewigkeit angesichts derzeitiger Generationenfolgen von rund zwei Jahren.

Außerdem: Wir alle, die wir heute aktiv Elektronik entwickeln und ihren Einsatz vorantreiben, digitalisieren unablässig, fast schon zeitlebens in mehr oder weniger großen Schritten, ohne die Souveränität verloren zu haben. Zudem hat die Datenflut (Big Data) derartige Ausmaße erreicht, dass sie nur noch mit künstlicher Intelligenz sinnvoll verarbeitet und menschenfreundlich genutzt werden kann. Und letztendlich wird leider alles, was irgend machbar ist, irgendwann auch gemacht – gerade und besonders in der lukrativen Waffentechnik.

Macht uns elektronische Intelligenz dümmer? Sind die Piloten, die ihre Flugzeuge nicht mehr manuell fliegen können; sind wir alle, die wir ohne Navi in einer fremden Großstadt heillos überfordert wären; sind wir durch die Technik entmündigt worden? Wird das autonome Fahrzeug uns das Steuer wirklich aus der Hand nehmen? Oder gewinnen wir nicht gerade Freiraum für kreatives, selbstbestimmtes Denken und Handeln? Ich erlebe tagtäglich, wie mir das Internet das Leben erleichtert! Natürlich wird manches missbraucht, um uns zu manipulieren. Gleichwohl ist es sicher vom kommerziellen und Überlebens-Standpunkt aus besser, hier mitzumischen als sich beleidigt ins Abseits zu stellen oder gar nach Verboten zu rufen.

Der Umgang mit der KI muss gewiss mit Vorsicht erfolgen. Denn Technik kann abhängig machen, doch sie schafft uns oft auch unglaubliche Erleichterungen. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als das Fortschritts-Wettrennen mitzumachen. Andernfalls werden wir von Staaten (USA, bald auch die BRICS-Staaten) oder von weltweit tätigen Unternehmen, die Big Data und KI souverän beherrschen, in die Bedeutungslosigkeit abgedrängt. Noch zählen wir in wichtigen Industriezweigen zur Weltspitze – sehen wir zu, dass es so bleibt!

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