Handlungsempfehlungen Zehn Gebote für eine „smarte Stadt“

Handlungsfelder: Unter verschiedenen Bedingungen können Städte „intelligenter“ werden.

03.04.2014

Die wesentlichen Punkte eines Innovationsprogramms für Smart Cities sind überschaubar: Der Einsatz vernetzter Technologien soll in den Städten mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität sichern sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Prosperität. Hier die wichtigsten Handlungsempfehlungen aus einem kürzlich erschienenen Buch.

Das Paradigma „Smart City“ erobert die Kommunalpolitik. In Pionierstädten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München zeigt sich sein Potenzial. Die smarte Stadt ist ein politisch-strategisches Innovationsprogramm. Mit ihm sollen mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Prosperität in den Städten einziehen. Zugleich ist es die Antwort auf wesentliche Herausforderungen, die in unseren Städten auftreten: demografischer Wandel, finanzielle und ökologische Nachhaltigkeit, soziale Inklusion und Beteiligung sowie nachhaltige ökonomische Wettbewerbsfähigkeit. Im Kontext der smarten Stadt werden diese Herausforderungen durch den systematischen Einsatz von vernetzter Informations- und Kommunikationstechnologie bewältigt. Will eine Stadt „smart“ werden, sollte sie zehn wichtige Grundsätze beherzigen:

1 Ganzheitliche Vision entwickeln

Eine smarte Stadt benötigt eine gemeinsam erarbeitete Vision. Sie zeigt auf, welche Ziele in den nächsten Jahren erreicht werden sollen. Auf ihrer Grundlage lassen sich dann Strategien erarbeiten, die in iterativen Schritten umgesetzt werden. Wer einfach nur mit „low hangig fruits“ wie Smart Parking oder Smart Metering beginnt, erkennt schnell, dass sich wesentliche Effekte erst in einem Gesamtprogramm ergeben.

2 Technologische Megatrends aufnehmen

Zu diesen Megatrends gehören: Die umfassende Verfügbarkeit von freiem schnellen WLAN, die systematische Nutzung sozialer Netzwerke und des Cloud Computing, Mobile Govern­ment, Big Data und der Einsatz von Sensoren und anderen intelligenten Messgeräten im Rahmen des „Internet der Dinge“ sowie eine umfassende IT-Sicherheit bei der Nutzung „intelligenter“ Netzwerke und Anwendungen.

3 Superschnelles Breitband

Hochleistungsfähige Breitbandstrukturen erleichtern die Übertragung von Daten, Sprache und Videos über das Internet. Sie sind die Lebensadern für die Wissensgesellschaft. In den ländlichen Regionen haben sie das Potenzial, Standortnachteile auszugleichen. Die Vernetzung und Echtzeit-Steuerung aller städtischen Infrastruktur durch digitale Netze und Infrastrukturkomponenten wie beispielsweise Sensoren und Anwendungen ist ein wesentliches Merkmal einer smarten Stadt.

4 Mehrere Handlungsfelder adressieren

Abhängig von der Vision und den definierten Zielen ergeben sich im Wesentlichen sechs Handlungsfelder (Abbildung Seite 24). Untereinander weisen sie erhebliche Abhängigkeiten auf. Zusammen mit einem systematischen Einsatz von Vernetzungstechnologie lassen sich signifikante Synergieeffekte erzielen, auf die bei einer Betrachtung lediglich von einem oder zwei Handlungsfelder verzichtet werden muss.

5 Umfassende Beteiligung der Interessensträger

Bei der Erarbeitung der Vision und der Strategie sollten alle Interessensträger umfassend beteiligt werden – nicht nur die städtischen Eliten. Insbesondere die Bürgerschaft sollte mit einbezogen werden. Ein Höchstmaß an Kommunikation, Partizipation und Transparenz sind für die Akzeptanz unabdingbar. Insbesondere die perspektivisch längsten Nutzer – die jüngere Bevölkerung – sollten beteiligt werden.

6 Die smarte Stadt ist transparent

Städtische Cockpits sind erforderlich, die eine Echtzeit-Abbildung der Nutzung der städtischen Infrastruktur und ihrer Auswirkungen auf die Lebens- und Aufenthaltsqualität der Stadt enthalten. Ebenso transparent sollten Entscheidungsprozesse in Politik und Verwaltung sein.

7 Digitale Spaltung bekämpfen

Eine smarte Stadt braucht smarte Bürger. Damit sich die bisherigen „Offliner“ in der smarten Stadt orientieren und auch die damit verbundenen Chancen wahrnehmen können, werden Projekte zum Aufbau einer digitalen Unterstützungsinfrastruktur für „Offliner“ erforderlich.

8 Bürger als Sensoren ansehen

Wichtigstes Werkzeug wird für die Bürger das Smartphone sein. Mit ihm können sie Missstände per Foto registrieren und in Echtzeit an die Verwaltung senden. Mit diesem Gerät steuern sie ihren persönlichen ÖPNV oder ihren Energieverbrauch oder nutzen soziale Netzwerke für den Dialog mit Politik und Verwaltung.

9 Kritiker ernst nehmen

Die vernetzte Steuerung der Infrastruktur und der Einsatz von Sensoren zur Entscheidungsvorbereitung und für Prognosen können die Stadt technologisch verwundbarer machen. Darüber hinaus werden Datensicherheit und Datenschutz künftig einen höheren Stellenwert einnehmen. Deshalb sollten im Konzeptionsprozess die Bedenken der Kritiker auch ernst genommen werden.

10 Anpassungen nicht scheuen

Konzepte, die Technologieeinsatz für Kommunen betreffen, sind aufgrund der Schnelllebigkeit und Innovationsgeschwindigkeit leicht verderbliche Ware. Auch deshalb sollte das Innovationsprogramm iterativ angelegt sein.

Fazit

Strategisch denkende Bürgermeisterinnen und Bürgermeister wissen, dass der digitale Wandel intelligent gestaltet werden muss. Technologieanbieter können ihnen dabei helfen. Das Paradigma der smarten Stadt wird hierfür das Drehbuch sein.

Weitere Informationen

Die smarte Stadt – Den digitalen Wandel intelligent gestalten

In seinem Buch „Die smarte Stadt – Den digitalen Wandel intelligent gestalten“ gibt der Autor Willi Kaczorowski den Lesern einen Leitfaden, wie die Stadt von morgen in erfolgreicher Kooperation zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik gestaltet werden kann. Anhand von Herausforderungen und Technologie-Trends stellt er Handlungsfelder dar, die für die erfolgreiche digitale Vernetzung der Stadt entscheidend seien.

Willi Kaczorowski ist Regierungsdirektor a.D. sowie Strategieberater für digitale Verwaltung und Politik. Das Buch ist erschienen im Boorberg-Verlag (ISBN 978-3-415-05215-4, rund 25 Euro).

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