Prozessautomation & Messtechnik "Das Messgerät ist das kritischste Kettenglied"

Bild: Hach Lange
12.12.2013

Dr. Andreas Schroers, Vertical Market Manager bei Hach Lange, über Trends in der Umweltanalytik wie digitale Messtechnik, Transparenz von Messwerten sowie die Optimierung von Kläranlagen.

Welcher Trend bestimmt aktuell die Prozessanalytik im Bereich Umwelt?

Generell ist zu beobachten, dass Online-Messtechnik verstärkt zur Automatisierung eingesetzt wird. Nach der Reinigung des Wassers und der Einhaltung definierter Grenzwerte, steht die Effizienz der Kläranlagen im Mittelpunkt, sprich der Einsatz von Energie, Fällmitteln usw. Ziel ist hier eine sichere Prozessoptimierung – unter optimalem Einsatz von Ressourcen.

Wie nehmen die Anwender dies an?

Wir versuchen dem Kunden die für diese Aufgabenstellungen geeigneten Lösungen an die Hand zu geben. Die Akzeptanz ist sehr hoch, da im Prinzip die Anwender die Vorgaben für neue Entwicklungen machen. Wir sammeln kontinuierlich Kundenfeedback bezüglich ihrer täglichen Herausforderungen messtechnischer Art und versuchen die dafür passenden Produkte zu entwickeln.

Was sieht ihrer Meinung nach ein gutes Produkt für die Prozessanalytik aus?

Der Kunde benötigt eine verlässliche Gesamtlösung – also Sensor oder Analysator, Messumformer und die Kommunikation zur zentralen Leitstelle. Das Produkt muss einfach zu bedienen und idealerweise wartungsfrei, zuverlässig und robust sein. Da das Messgerät das kritischste Kettenglied ist, und der Messwert oft zur Anlagensteuerung eingesetzt wird, sollte ein Qualitätsindikator Auskunft über die Zuverlässigkeit des Messwerts geben und der Wartungsstatus angezeigt werden.

Was hat sich in der Vergangenheit in der Umweltanalytik getan?

Es gab einen starken Trend zu mehr Online-Messungen. Diese müssen allerdings immer noch durch photometrische Labormessungen verifiziert werden. Bei der Messtechnik kommen zunehmend „intelligente“ Sensoren zum Einsatz, bei denen die gesamte Messelektronik im Sensor vorhanden ist.

Bedeutet dies, dass analoge Messtechnik nun Schnee von gestern ist?

Analoge Messtechnik hat immer noch ihre Berechtigung. Die Schnittstellen am Controller, die die Kommunikation zur Leitstelle sicherstellen, sind noch zu zwei Dritteln analog. Dies liegt an der Infrastruktur der Kunden: Bei Neueinrichtungen wird bevorzugt digitale Kommunikation eingesetzt, existierende Anlagen haben aber oft noch eine analoge Infrastruktur, weswegen zwischen Messumformer und Leitstelle noch analog kommuniziert wird.

Welche Themen werden die Zukunft der Umweltanalytik bestimmen?

In letzter Zeit hört man viel über die Einführung einer vierten Reinigungsstufe auf Kläranlagen, um Mikroschadstoffe wie Arzneimittelreste durch Aktivkohlefilter oder andere Verfahren zu eliminieren. Noch ist allerdings unklar, ob eine flächendeckende Einführung Sinn macht. Außerdem gibt es einen Änderungsentwurf in der Abwasserverordnung, der vorsieht, dass Kläranlagen energieeffizient betrieben und Energiepotenziale, beispielsweise aus der Faulgasgewinnung, genutzt werden müssen. Neben einem Bedarf nach Optimierung könnte dies auch verbesserte Möglichkeiten zum Austausch und Abgleich von Messwerten erforderlich machen.

Bis wann soll dies umgesetzt werden?

Die Änderungen gehen auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie zurück. Im Dezember 2015 läuft die Frist ab, bis wann ein „guter Zustand der Oberflächengewässer“ erreicht werden soll

Welche der erwähnten Zukunftstrends unterstützt Hach Lange?

Die technischen Voraussetzungen für eine hohe Transparenz von Messwerten sind bei uns nicht nur bei der Prozessmesstechnik, sondern auch im Labor vorhanden. Unser Schwerpunkt liegt auf Optimierungslösungen. Bei photometrischen Messungen ist es schon jetzt möglich, Informationen zu Reagenzien, Probenherkunft und Anwender automatisch zu erfassen und zu speichern. Eine andere Lösung ist die Verknüpfung von Labor­analytik und Prozessmesstechnik, um zum Beispiel Prozesssonden einfacher zu kalibrieren. In der Prozessoptimierung bieten wir für Reinigungsschritte in der Kläranlage Module an, die in Echtzeit Prozesse wie Belüftung oder Schlamm­eindickung regeln.

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