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Serialisierung mit RFID „Daten sind das Lebenselixier für Industrie 4.0“

Turck – Hans Turck GmbH & Co. KG

Bild: Turck
30.03.2017

Was Industrie 4.0 für die Verpackungsindustrie bedeutet und wie Turck mithilfe von RFID ein Pilotprojekt zur Serialisierung von Pharmaverpackungen umgesetzt hat, erklärt Dr. Bernhard Grimm, Leiter Branchenmarketing bei Turck.

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P&A: Herr Dr. Grimm, wie wichtig ist Industrie 4.0 für Ihr Unternehmen und die Verpackungsindustrie?

Dr. Bernhard Grimm: Industrie 4.0 oder das Internet of Things beschäftigen uns in letzter Zeit immer häufiger in den Gesprächen mit unseren Kunden. Wobei, wenn man ehrlich ist, haben wir inhaltlich über diese Themen schon seit Längerem gesprochen, bevor sie so benannt wurden. Letztlich ist das aus meiner Sicht auch keine wirkliche Revolution, sondern eher ein evolutionärer Prozess. Vor allem in der Verpackungsindustrie waren möglichst flexible Maschinen und Anlagen schon immer ein großes Ziel, auf das die Automatisierer hingearbeitet haben. Wenn wir jetzt die Möglichkeiten der IT hinzunehmen, ist das Industrie-4.0-Szenario perfekt.

Was macht aus Ihrer Sicht dieses Szenario aus?

Aus Turcks Sicht steht Industrie 4.0 für die Individualisierung einer hoch flexibilisierten Produktion unter weitestgehender Integration aller Beteiligten in die Wertschöpfungs- und Geschäftsprozesse. Einfacher formuliert heißt das für die Wertschöpfungsprozesse: Flexible Fertigung bis Losgröße 1 unter den Bedingungen einer hochautomatisierten Serienproduktion. Dazu müssen alle relevanten Daten zu jeder Zeit an jedem Ort zur Verfügung stehen.

Was trägt Turck dazu bei?

Als Spezialist für Sensor- und Feldbustechnik, aber auch RFID, generieren wir die Daten, sozusagen das Lebenselixier für Industrie 4.0, und stellen diese zur Verfügung. Wir helfen Kunden mit Lösungen zum Erfassen, Aufbereiten und Übertragen der relevanten Produktionsdaten. Dabei setzen wir auf internationale Standards und unterstützen mit unseren Produkten Schlüsseltechnologien wie RFID, IO-Link, OPC UA oder Ethernet. Ein gutes Beispiel ist ein Pilotprojekt zur Serialisierung von Pharmaverpackungen, das Turck in Korea umgesetzt hat.

Worum ging es in dem Projekt?

Das Pilotprojekt, das wir vor zwei Jahren mit weiteren Partnern für den südkoreanischen Pharmahersteller Daewon Pharm realisiert haben, steht beispielhaft für eine automatisierte Serialisierung von Pharmaprodukten. Dies erfordert neben der Identifikation durch RFID oder Barcodes auch eine durchgängige Verfügbarkeit der Daten. Diese müssen in einem Netzwerk zur Verfügung stehen, das die gesamte Produktions- und Vertriebskette durchzieht. Aktuell erfolgt die Serialisierung bis zum Einlagern der Arzneimittel im Lager von Daewon. In einer finalen Ausbaustufe lassen sich dann auch Großhändler und jede einzelne Apotheke in das System und die Daten-Cloud mit einbinden.

Was genau war die Aufgabe von Turck in dem Pilotprojekt?

Turck Korea war für den gesamten Automatisierungsteil verantwortlich und hat komplette Maschinen entwickelt und gebaut, um die notwendigen Barcodes und RFID-Datenträger auf unterschiedliche Verpackungseinheiten drucken, fixieren, überprüfen und lesen zu können. Diese Maschinen, integrierte Etikettiermaschinen und die so genannten Turck/Hamni RFID Bulk Reading Machines kommunizieren mit einem System, in dem die Produktions- und Verpackungsprozesse abgebildet werden. Wir konnten für die Maschinen auf zahlreiche Produkte aus unserem Portfolio zurückgreifen: Neben induktiven Sensoren, Leitungssets, Netzteilen, HMI-Steuerungen und Feldbus-Gateways zählen dazu auch etliche Produkte unseres Opto-Sensorik-Partners Banner Engineering, wie etwa Lichtschranken, Notaustaster sowie Kameras und Vision-Sensoren in der Anlage.

Und wie funktioniert der Serialisierungsprozess bei Daewon?

Die Arzneimittelschachteln werden mit einem RFID-Datenträger versehen, der mit einer Seriennummer beschrieben wird. Zusätzlich sind die Schachteln mit einem 2D-Code- und Klartext bedruckt. Die spätere Kontrolle mehrerer Verpackungen in größeren Kartons erfolgt in einer RFID-Bulk-Reading-Maschine, die innerhalb einer Pulk-Lesung den gesamten Inhalt eines Kartons auslesen kann – bis zu 500 einzelne Datenträger. Die Identifizierung mehrerer palettierter Kartons erfolgt dann über RFID-Datenträger an der Palette. Alle Lesegeräte sind über Ethernet-Verbindungen mit Rechnern verbunden, die über die zentrale Daten-Cloud stets auf Echtzeitdaten der Pharmazeutika zugreifen und die lückenlose Zuordnung der Daten gewährleisten. Diese lückenlose Identifikation funktioniert bis zur Lieferung an die Apotheken und den Verkauf an den Kunden.

Gibt es weitere Anwendungen?

Neben diesen smarten Verpackungen gibt es weitere gute Beispiele dafür, dass Industrie 4.0 schon länger realisiert wird. Eines stammt aus der Schokoladenproduktion. Dort haben wir bereits vor sechs Jahren eine RFID-basierte Lösung entwickelt, die den Produktionsprozess herstellerübergreifend optimiert. Dazu werden alle Formen mit RFID-Datenträgern ausgerüstet. Verschiedene Maschinen wie zum Beispiel Gießmaschinen oder Reinigungsmaschinen lesen diese Datenträger und können individuell von jeder Form gesteuert werden. Das führt letztlich zu einer flexiblen Produktion und damit zu deutlich reduzierten Produktwechselzeiten und zu einer erhöhten Produktqualität, da fehlerhafte oder alte Formen direkt erkannt und ausgeschleust werden.

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