Kompakte Elektrofahrzeuge, die sich aus konventionellen Modellen ableiten, haben einen Energieverbrauch von etwa 20 kWh/100 km und verfügen über ein Akkupack von 25 bis 35 kWh. Gegenüber den als reine Elektrofahrzeuge konzipierten Autos sind das höhere Kosten und mehr Gewicht. Was zur Folge hat, dass die Fahrzeuge ökonomisch nur wenig sinnvoll sind. Da gewichtsbedingt größere Akkus für eine gegebene Reichweite erforderlich sind, verlängert sich auch die Ladedauer entsprechend - für Kunden wenig attraktiv. Dies wird durch die Zulassungszahlen rein batterieelektrischer Fahrzeuge der Klasse M1 (Pkw) belegt, von denen 2011 etwa 2000 Stück und 2012 weitere 3000 Fahrzeuge zugelassen wurden.
Es gibt jedoch seit Anfang 2012 ein Modell, das allein im 1. Halbjahr fast so häufig verkauft wurde wie der gesamte Marktumfang im Vorjahr betrug: der Renault Twizy. Ein an den Seiten offenes Fahrzeug der Klasse L7e (Fahrzeuge bis maximal 400 kg und 15 kW Dauerleistung) ohne Kofferraum, das eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreicht und eine Reichweite von weniger als 100 Kilometer erzielt. Wie kommt es, dass ein vergleichsweise wenig vollwertiges Fahrzeug so erfolgreich ist?
Eine große Rolle dürfte neben dem Fahrspaß der Preis spielen, denn für weit unter 10.000 Euro ist das Modell günstig genug, um als Ergänzung vorhandener Mobilitätsoptionen - sprich als Zweitwagen - sinnvoll zu sein. Das Preismodell des Anbieters sieht ein laufleistungsabhängiges Leasing des Akkus vor, weshalb dieser nur mittelbar zum Preis beiträgt.
Setzt man den Gedanken logisch fort, scheint ein Fahrzeug der gleichen Preis-, Gewichts- und Zulassungsklasse, das aber Allwettertauglichkeit, Klimatisierung und Kofferraum sowie bessere Fahrleistungen bietet, durchaus respektable Marktchancen zu haben.
Der demografische und soziale Wandel, nicht nur in Deutschland, sondern in den westlichen Dienstleistungsgesellschaften insgesamt, bedeutet Veränderungen in vielen Bereichen. Die jüngeren Generationen legen immer weniger Wert auf den Besitz eines eigenen Fahrzeugs. Auch die Unterhaltkosten für Privatfahrzeuge steigen seit Jahrzehnten schneller an als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Die Bereitschaft sinkt daher, für eine Fortbewegung von A nach B mehr als nötig auszugeben.
Hierfür sind also Lösungen gefragt, die nicht einfach nur ein weiteres Fahrzeug anbieten sondern Mobilität - sei es als "Flatrate", bei der ein monatlicher Betrag alles abdeckt, oder aber die kurzfristige Verfügbarkeit eines urbanen Fortbewegungsmittels. Kleine, leichte Elektrofahrzeuge können diesen Bedarf abdecken, denn sie erfüllen moderne Mobilitätsbedürfnisse, ohne unnötige Zusatzkosten. Die Beschränkung auf einen oder zwei Sitzplätze und die im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen geringe Reichweite sind für die überwiegende Mehrheit aller Wege, gerade im urbanen Alltag, nur von geringer Bedeutung. Auch im Pflegedienst können Einpersonen-Elektrofahrzeuge eingesetzt werden. Außerdem lassen sich leichtere Fahrzeuge mit kleineren Akkus an normalen Haushaltsstromanschlüssen in akzeptablen Zeiten laden. Modelle wie der "Colibri" werden sich in unter zwei Stunden voll aufladen lassen, womit sie beim Kunden punkten.
Mit fortschreitender technologischer Entwicklung werden Traktionsbatterien immer günstiger und leistungsfähiger, während Preise für fossile Brennstoffe stetig steigen. Bis zum Break Even werden aber noch viele Jahre vergehen, in denen die Elektromobilität durch intelligentere Konzepte punkten muss. Preiswerte, sehr sparsame Elektroleichtfahrzeuge mit Fokus auf die heutigen Kundenanforderungen können diese Brücke bilden.