Eckard Eberle ist mit diesem Beitrag im als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik
Seit der Begriff „Industrie 4.0“ auf der Hannover Messe 2011 als entscheidend für die Digitalisierung in der Prozessindustrie geprägt wurde, hat sich viel getan. Im Mittelpunkt standen für uns schon damals die Durchgängigkeit von Anlagen- und Betriebsdaten, das sogenannte Integrated Engineering.
Ausgehend davon haben sich meiner Meinung nach seit 2011 zwei weitere Entwicklungen herauskristallisiert. Sie wurden von der fortschreitenden Digitalisierung beflügelt und haben gleichzeitig wiederum die Digitalisierung vorangetrieben.
Der eine ist die Asset Perfomance in Verbindung mit Cloud-Technologien. Der zweite – hier sind wir mittendrin – ist die Simulation im Rahmen des Anlagenbetriebs. Dabei orientieren wir uns mit unseren Entwicklungen und Branchenlösungen sehr eng an den Bedürfnissen unserer Kunden. Bei den Anwendungsfällen stehen Flexibilität etwa bei der Variation der Chargengrößen sowie Qualitäts- und Produktivitätsoptimierungen im Vordergrund. All das lässt sich meistens mittels Simulationen gut realisieren.
Eines der offensten Leitsysteme auf dem Markt
Wie eingangs erwähnt, ging es uns schon immer um ein hohes Maß an Durchgängigkeit und Offenheit aller Systeme – das proklamieren wir mit TIA (Totally Integrated Automation) schon seit 25 Jahren. Dementsprechend ist unser Prozessleitsystem Simatic PCS 7 eines der offensten Leitsysteme am Markt. Mit dieser Devise ermöglichen wir unseren Kunden die reibungslose Zusammenarbeit von Systemen unterschiedlicher Hersteller in modularen Anlagen.
Anfangs war die Chemiebranche skeptisch, ob sich angesichts der Komplexität der Digitalisierung ein solch offener Ansatz als Gegensatz zur One-Stop-Shop-Lösung überhaupt umsetzen ließe. Aber unser Erfolg gibt uns recht. Daher werden wir diese Strategie, den kompletten Lebenszyklus durch eine umfangreiche vertikale und horizontale Integration abzubilden, auch weiterhin verfolgen.
Das gilt übrigens auch für unser neues Leitsystem Simatic PCS Neo. Wir freuen uns, dass die Themen, die wir hier adressiert haben, sehr gut den Puls der Zeit treffen. Damit meine ich beispielsweise die webbasierte Multi-User-Nutzung, die das Engineering deutlich erleichtert. Von besonderer Bedeutung für Anwendungen der Feinchemie und Pharmaindustrie ist auch die native Unterstützung von MTPs (Modul Type Packages) und damit der Modularität.
Verknüpfung von IT und OT entscheidend für digitale Transformation
Ich werde oft gefragt, mit welchen Hindernissen die Implementierung von Digitalisierungslösungen zu kämpfen hat. An dieser Stelle betrachte ich die zunehmende Verknüpfung von IT und OT als wesentliches Element für eine erfolgreiche digitale Transformation. Natürlich unterstützen wir unsere Kunden dabei ganz gezielt.
Mit Blick auf die Zukunft gehe ich davon aus, dass neben den genannten Lösungen vor allem auch Künstliche Intelligenz das Fortschreiten der Digitalisierung maßgeblich beeinflussen wird. Abgesehen davon gibt es eine ganze Reihe an weiteren innovativen Produkten und Themen, die bereits in Pilotprojekten zum Einsatz kommen. Dazu gehört zum Beispiel Sensorik für die Namur Open Architecture zur Datensammlung. Zudem wird Simulation noch mehr Gewicht bekommen. Gleiches gilt für den Kommunikationsstandard 5G.