Ressourcenengpässe in der Fertigung können für Produktionsunternehmen unangenehme Folgen haben. Sind Maschinen überbelegt, Mitarbeiter überlastet oder fehlen Materialien, lassen sich zugesagte Liefertermine unter Umständen nicht mehr einhalten. Das kann sich äußerst negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirken. Die Verantwortlichen müssen deshalb in der Lage sein, ihre Produktionsumgebung im laufenden Betrieb zuverlässig zu überwachen, um drohende Engpässe rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.
Das lässt sich am besten mit Hilfe grafischer Instrumente meistern. Im Gegensatz zu tabellarischen Listen können sie die aktuelle Fertigungssituation in Form von Kuchen-, Balken- und Gantt-Diagrammen übersichtlich visualisieren und mit Ampelfarben deutlich erkennbar auf Probleme hinweisen.
Dafür müssen die Visualisierungstools vollständig in die logistischen und planungsrelevanten Prozesse integriert sein. Nur dann ist sichergestellt, dass sie wirklich immer den aktuellen Stand abbilden. Zudem dienen sie so auch als operative Werkzeuge zum direkten Beseitigen identifizierter Engpässe. Besteht eine Datenverbindung zwischen den Tools und den Systemen für Produktionsplanung und -steuerung, Materialwirtschaft, Personalwesen, Instandhaltung oder Service, können sie etwa aufzeigen, welche alternativen Maschinen oder Mitarbeiter für einen bestimmten Auftrag zur Verfügung stehen oder auch über welche Wege fehlendes Material beschafft werden kann. Nimmt ein Verantwortlicher entsprechende Umplanungen vor, lassen sich diese direkt zurückschreiben. So wird beispielsweise die Umbelegung eines Fertigungsauftrags sofort in der Produktionsplanung und -steuerung wirksam oder in der Materialwirtschaft wird unmittelbar eine Bestellung ausgelöst.
Engpässe erkennen
Drohende Maschinenengpässe lassen sich zum Beispiel durch eine grafische Übersicht zur Maschinenauslastung erkennen und beheben. Ist eine Maschine mit über 90 Prozent ausgelastet, wird sie rot hervorgehoben und der Planer kann per Mausklick weitere Detaillierungs-Ebenen als Tooltip-Fenster aufrufen. So zeigt er zunächst alle Fertigungsaufträge an, die zur Überlastung der Maschine geführt haben und trifft dann konkrete Maßnahmen. Dazu kann er im Visualisierungstool beispielsweise das Schichtmodell auf einen Zwei-Schicht-Betrieb erhöhen, das Kapazitätsangebot durch die Installation einer zusätzlichen Maschine steigern oder den Fertigungsauftrag an einen Dienstleister auslagern.
Das Identifizieren von Materialengpässen ist unter anderem durch eine Übersicht zu Fehlmengen je Fertigungsauftrag möglich. Mit ihr kann der Planer einzelne Fertigungsaufträge herausfiltern und ihre Materialdeckung prüfen. Ist für einen der Aufträge nicht genug Material vorhanden, wird diese Unterdeckung rot hervorgehoben. Als mögliche Gegenmaßnahme kann der Planer direkt in der Übersicht Bestell- oder Beschaffungsvorschläge von der Business-Software erstellen lassen. Diese Vorschläge würde die Software zwar im Rahmen ihrer automatischen Dispositionsläufe auch selbst erzeugen – allerdings dann unter Umständen mit einer Zeitverzögerung von mehreren Stunden.
Drohende Personalengpässe können mit einer Übersicht zur Personalauslastung erkannt und behoben werden. Sie zeigt Personal rot an, das an bestimmten Terminen für zu viele Fertigungsaufträge vorgesehen ist, und deshalb nicht alle davon ausführen kann. Per Mausklick auf den Engpass findet das System alternative Ressourcen, indem es direkt in der HR-Software nach Personal sucht, das die nötigen Qualifikationen mitbringt und zum fraglichen Zeitpunkt auch zur Verfügung steht. Ist das passende Personal gefunden, kann der Planer direkt in der Übersicht den Fertigungsaufträgen das alternative Personal zuweisen.
Diese drei Beispiele gehen alle davon aus, dass sich die Maschinen-, Material- und Personenengpässe durch geeignete Gegenmaßnahmen so auflösen lassen, dass keine Fertigungstermine verschoben werden müssen. In der Realität wird das aber nicht in allen Fällen möglich sein. Deshalb sollten es die Visualisierungstools auch ermöglichen, Engpässe bei Fertigungsaufträgen und ihren abhängigen Kapazitäten zu beseitigen, indem der Planer einzelne Aufträge per Drag-and-Drop einfach umterminiert. Dann kann er Fertigungsaufträge nach Priorität umplanen und beispielsweise einen nicht so eiligen Auftrag verschieben, der einen wichtigen Auftrag blockiert.
Individuelle Übersichten
Bringt die Business-Software von Fertigungsunternehmen derartige Visualisierungstools bereits von Haus aus vorintegriert mit, entsteht ihnen kein Aufwand durch Schaffung und Pflege von Schnittstellen. Zudem existiert dann keine doppelte Datenhaltung, was sichere Prozesse gewährleistet. Idealerweise verfügt die Business-Software, so wie etwa IFS Applications, außerdem auch über voreingestellte Analysen, Sichten und Diagramme für die gängigsten Anforderungen. Diese sollte sich der Planer bequem per Drag-and-Drop zu individuellen Übersichten zusammenziehen können, um beispielsweise Materialverfügbarkeit sowie Maschinen- und Personalauslastung für konkrete einzelne Fertigungsaufträge in einem einzigen Fenster anzuzeigen. Sind die Übersichten einfach konfigurierbar, lassen sie sich von Anfang an schnell einsetzen und in der Folge jederzeit kurzfristig an neue Anforderungen anpassen.