Pharmazeutische Verpackungen Kleinere Chargen und mehr Sicherheit

Mit der vollautomatischen Etikettiermaschine ESF1015 bietet Bausch+Ströbel eine SPS-gesteuerte Maschine, die Flaschen, Vials und ähnliche standfeste Objekte mit Selbstklebeetiketten von der Rolle etikettiert.

Bild: Bausch+Ströbel
31.10.2016

Spannende Neuerungen hatte Bausch+Ströbel zur Fachpack in Nürnberg im Gepäck. Vertriebsleiter Eberhard Betz erklärt im Interview, welche Herausforderungen auf die Hersteller von Maschinen für Pharmaverpackungen zukommen und welche Rolle 
der Trend zur Individualisierung spielt.

P&A:

Das Geschäft im Bereich von Verpackungen für Pharma- und Biotechnologieprodukte hat sich gewandelt. Was werden in den kommenden Jahren die wichtigsten Herausforderungen sein?

Eberhard Betz:

In der Tat sind die Anforderungen an die Anlagenbauer in der pharmazeutischen Verpackungsindustrie in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen. Im Prinzip spielt sich der Wettbewerb heute auf zwei Ebenen ab: Zum einen ist da die maximal mögliche Leistung. Hier sind heutzutage 400 bis 600 Verpackungsvorgänge pro Minute bereits Standard. Bausch+Ströbel bietet sogar eine Spritzenfüll- und Verschließmaschine mit einer Ausbringung von bis zu 1.000 Stück pro Minute an. Neben diesen Großabfüllungen, die heute teilweise außerhalb Europas an Standorten mit niedrigerem Lohnniveau erfolgen, werden individuelle Abfüllungen wichtiger, die deutlich langsamer und zugeschnitten auf den einzelnen Patienten erfolgen. Hier benötigt man schnell wechselbares Equipment, beispielsweise unser Variosys-System.

Können Sie zur Variosys-Technik ein paar Worte sagen?

Wir haben zusammen mit dem Schweizer Isolatorenhersteller Skan die Baureihe Variosys entwickelt, bei der in kleineren und mittleren Leistungsbereichen in den Abmaßen standardisierte Maschinen in einen Standardisolator eingefahren werden. Über ein überwachtes Abdichtungsystem wird eine Isolatoreinheit gebildet, auf der aseptische Prozesse vollautomatisch durchgeführt werden können. Die Variosys-Technik ist eines der dominierenden Produkte, bei dem wir sicher nicht zu Unrecht eine Marktführerschaft reklamieren. Wir haben damit global einen sehr großen Erfolg und ich denke, dass wir durch die Vielfalt und Zusammenarbeit mit einem Marktführer im Bereich der Isolatortechnik eine Kombination anbieten, die alles, was sonst auf dem Markt vorhanden ist, schlägt.

Welches sind die wichtigsten Neuerungen, die Sie zur Fachpack mitgebracht haben?

Die Fachpack ist eher eine Messe, auf der sich das Publikum für die Kennzeichnung und Endverpackung von gefüllten und verschlossenen Objekten interessiert. Dem Rechnung tragend präsentieren wir hier eine Anlage aus unserem Portfolio zur Etikettierung und Kennzeichnung von Objekten. Auf dem Gemeinschaftsstand mit unserem Excellence United Partner Harro Höfliger zeigt Bausch+Ströbel mit der Etikettiermaschine ESF1015 eine Maschine, die bis zu 21.000 Flaschen pro Stunde etikettieren und mit variablen Daten versehen kann.

Einen besonderen Stellenwert nimmt in der gesamten Branche ja auch das Streben nach mehr Sicherheit ein.

Das ist ein Trend, den Sie in der gesamten Sterilproduktion verfolgen können. Im Vordergrund steht immer die maximal mögliche Sicherheit für den Bediener und das Produkt. Dass das Medikament einwandfrei, nicht kontaminiert zum Patienten kommt, ist ein absolutes Muss, dem auch der Maschinenbau Rechnung zu tragen hat. Antibiotika und toxische Produkte, die etwa Bediener gefährden oder das Immunitätsverhalten verändern könnten, sind in hermetisch geschlossenen Produktionsbereichen zu kapseln. Im Anlagenbau hielten und halten immer noch Isolatoren und cRABS Einhausungen (closed Restricted Area Barrier Systems) vermehrt Einzug. Wenn es um den Schutz der Bediener geht, arbeitet man vermehrt mit Unterdruck, im Hinblick auf das Produkt und dessen Unversehrtheit wird oftmals mit Überdruck gearbeitet.

Was sind die besonderen Herausforderungen im Bereich der Biotechnologie?

Grundsätzlich sind biotechnologische Produkte oft deutlich empfindlicher und sensibler. Hier wird sehr häufig auch mit Einwegequipment gearbeitet, um mögliche Kontaminationen und Verschleppungsrisiken bei Produktwechseln zu verhindern. Außerdem sind biotechnologische Produkte meist in höheren Preissegmenten angesiedelt, sodass man sich bemüht, aus einer Charge möglichst viel auszuschöpfen. Dafür stehen Dosiereinrichtungen bereit, die sicherstellen, dass man über intelligente Wägeprozesse möglichst geringe Restmengen behält.

Welche Rolle spielt in Ihrem Umfeld die Industrie 4.0?

Digitale Automatisierung, Scada, Bedienerschnittstellen und Kommunikation mit Umgebungsraumkonditionen – all das sind Themen, denen sich der pharmazeutische Maschinenbau schon längere Zeit stellt. Aggregate und Maschinen, die digital miteinander kommunizieren, gibt es schon viele Jahre, ebenso Scada-Systeme zum Erfassen von Produktionsdaten. Inwieweit in unserem Umfeld mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones Einzug halten werden, muss sich noch zeigen. Technisch ist das wohl möglich, die Einhaltung von Daten- und Funktionssicherheitsstandards muss aber noch gründlichst analysiert werden.

Nur wenige Monate nach der Fachpack steht im kommenden Frühjahr die Interpack auf dem Plan. Wie werden Sie sich dort positionieren?

Wir sind der Maschinenbauer, der das breitest mögliche Portfolio anbietet. Wir bieten Lösungen für die klassische Ampulle, für das Vial, flüssig oder gefriergetrocknet, die Fertigspritze aus Glas sowie die Karpule. Wer Bausch+Ströbel kennt, weiß, dass wir zu all diesen Bereichen Neuerungen präsentieren. Wenn es um die Abfüllung geht, dann wird unser Ziel auch in Zukunft sein, jedes dieser vier Objekte sehr schonend und möglichst ohne Verlust eines Objektes durch die Produktion zu bringen.

Bildergalerie

  • Eberhard Betz ist Vertriebsleiter bei Bausch+Ströbel in Ilshofen.

    Eberhard Betz ist Vertriebsleiter bei Bausch+Ströbel in Ilshofen.

    Bild: Tobias Weidemann

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