Verkehrsplanung Mit der Kabinenbahn in die Stadt

Eine klare Entlastung des Straßenverkehrs und eine spürbare Reduzierung der Emissionen: die Seilbahn im türkischen Ankara.

Bild: Dominik Butzman
13.05.2016

Neben Auto, U-Bahn und Bus bringt in immer mehr Städten eine Seilbahn die Bewohner an ihr Ziel. Weniger Emissionen und im Vergleich zur U-Bahnen geringere Kosten sprechen für sie. An einigen Ort lösen sie sogar Probleme, die mit herkömmlichen Verkehrsmitteln nur schwer in den Griff zu bekommen sind.

Die derzeit größte städtische Seilbahn in Deutschland entsteht aktuell in Berlin. Sie soll die Besucher der Internationalen Gartenaustellung IGA 2017 über das Veranstaltungsgelände transportieren. Durch die 1,5 Kilometer lange Kabinenbahn können die Besucher Park​landschaften und Gärten aus der Vogelperspektive betrachten. Geplant hat das Projekt das südtiroler Unternehmen Leitner. Es wird die Seilbahn auch nach dem Ende der Gartenschau weiter betreiben. Die Bahn ist nicht als Tourismusattraktion geplant, sondern soll auch die Verkehrs­infrastruktur verbessern. „Die Anlage ist eine Kombination aus touristischer Attraktion und städtischem Verkehrsmittel“, sagt Michael Seeber, Präsident von Leitner.

Geringere Umweltbelastung, weniger Staus

Die Personenbeförderung in Städten ist heute ein wichtiges Einsatzgebiet für Leitner. Die Firma hat bereits in mehreren Städten und Ländern Seilbahnen errichtet. Die Bahnen müssen dabei jeweils auf die unterschiedlichen, in den Metropolen vorliegen Bedingungen, hin ausgerichtet werden. Jede von ihnen ist deswegen ein maßgeschneidertes Unikat. Dafür bieten sie große Vorteile bei der Verkehrsplanung, der Raumgestaltung und dem Umweltschutz. Sie sind schnell und vergleichsweise kostengünstig im Bau, benötigen wenig Platz und entlasten mit ihrem geringen Energiebedarf die Umwelt. Weltweit wächst deshalb die Nachfrage nach städtischen Seilbahnen.

Ankara, Cali, Bozen – Seilbahnen im Einsatz

Seit 2014 fährt eine kuppelbare Zehner-Kabinenbahn durch die türkische Hauptstadt Ankara. Sie verbindet den Stadtteil Şentepe mit der Metrostation Yenimahalle und folglich mit der Hauptverkehrsader der Stadt. Es handelt sich mit 3204 Metern Länge um die größte urbane Seilbahn auf dem eurasischen Kontinent. Pro Stunde kann sie in beiden Richtungen bis zu 2400 Personen transportieren. Das führte zu einer spürbaren Reduzierung des Straßenverkehrs und der Emissionen.

Ähnlich verhält es sich in Cali, der mit zwei Millionen Einwohnern drittgrößten Stadt Kolumbiens. Die im dortigen Stadtteil Siloé gelegene Seilbahn verbesserte die Verkehrsverhältnisse und führte zu einer Entlastung der Umwelt. Von der 2037 Meter langen Bahn profitieren die Einwohner jedoch auch in sozialer Hinsicht. Das von Armut und Gewalt geprägte Viertel litt bislang unter einer sehr schlechten Anbindung an die Stadt. Dank der Seilbahn ist das Zentrum von Cali sehr viel besser zu erreichen. Dadurch haben die Menschen in den Favelas nun einen leichteren Zugang zu Arbeitsplätzen und Ausbildungsstätten. Weniger Verkehr und mehr Lebensqualität konnten in Bozen mit der ersten Dreiseilumlaufbahn Italiens erreicht werden. Sie verbindet das Zentrum der Stadt mit dem knapp 1000 Meter höher gelegenen Oberbozen auf dem Bergplateau Ritten. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Bahn zum beliebten Verkehrsmittel, da sie lange Autofahrten erspart und einen schönen Ausblick auf die Stadt gibt. Der Verkehr auf der Straße wurde reduziert, und die Bedeutung des Rittenplateaus stieg deutlich.

Baubeginn in Berlin

In Berlin wurde Mitte März die erste Stütze der neuen Kabinenbahn errichtet. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sieht darin einen sinnvollen Beitrag zur Stadtgestaltung: „Die Seilbahn ist eine spektakuläre Attraktion und gleichzeitig ein umweltfreundliches Verkehrsmittel in Großstädten.“ Gerade die Umwelt spielte bei den Bauarbeiten eine wichtige Rolle. Bereits bei der Planung wurden die Belange der vor Ort lebenden Tiere und Pflanzen berücksichtigt und flossen in die Überlegungen mit ein. Eine ökologische Baubegleitung sorgt für den Schutz der Natur.

Gleichzeitig zum Bau der ersten Stütze wurde bereits die Mittelstation der Seilbahn montiert; auch an den beiden weiteren Stationen haben die Fundamentarbeiten im März begonnen. Nach Anlieferung der Kabinen wird im Spätsommer der Probebetrieb aufgenommen.

Bildergalerie

  • Bau der ersten Stütze für die Seilbahn der IGA 2017 am 16. März 2016 in Berlin.

    Bau der ersten Stütze für die Seilbahn der IGA 2017 am 16. März 2016 in Berlin.

    Bild: Dominik Butzmann

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