CO2-Emissionen ausgeschlossen Präzise Materialanalyse für grünere Chemieproduktion

Elementverteilung an der Grenzfläche eines Elektrodenwerkstoffs.

Bild: Fraunhofer IMWS
12.03.2025

Das Projekt „PKat4Chem“ zielt auf die nachhaltige Herstellung chemischer Grundstoffe durch CO2-Nutzung. Mithilfe der Niedertemperatur-Plasma-Katalyse (NTPK) sollen Gase aus Biomasse in Methanol oder Ethylen umgewandelt werden. Das Fraunhofer IMWS trägt mit seiner Expertise zur Werkstoffanalyse bei. Der Ansatz bietet hohe Effizienz und Flexibilität.

Chemische Grundstoffe herzustellen, ohne fossile Rohstoffe zu verbrauchen und damit CO2-Emissionen zu erzeugen – das ist eine der wichtigsten Aufgaben zur Erreichung der Klimaziele. Denn diese in enormen Mengen produzierten Grundchemikalien sind Ausgangsmaterial für viele andere Industrie- und Alltagsprodukte wie Kunststoffe, Düngemittel oder Treibstoffe.

Ein sehr wirkungsvoller Ansatz für eine nachhaltige Produktion organischer Grundchemikalien wie Ethylen, Methanol oder Styrol sind dabei Power-to-X-Technologien: Hierbei wird Strom aus erneuerbaren Energien genutzt. Der für die chemischen Verbindungen benötigte Wasserstoff kann mittels Elektrolyse ebenfalls emissionsfrei gewonnen werden. Kommt als Kohlenstoffquelle CO2 zum Einsatz, kann der Kohlenstoffkreislauf geschlossen und sogar bereits emittiertes Treibhausgas der Atmosphäre entzogen werden.

Die Umwandlung und damit Nutzbarmachung von CO2 zur Gewinnung von chemischen Grundstoffen steht im Mittelpunkt des Projekts „PKat4Chem“. Das Konsortium setzt dabei auf Niedertemperatur-Plasma-Katalyse (NTPK). Mit dieser Technologie sollen aus Biomasse erzeugte Gase wie Methan (CH4) in Kombination mit CO2 hocheffizient mittels Plasmas aktiviert und durch entsprechende Katalysatoren in einem einstufigen Verfahren zu chemischen Grundstoffen wie Methanol (CH3OH) oder Ethylen (C2H4) umgesetzt werden.

Der Fokus des Projekts liegt auf NTPK-Reaktoren, weil diese sehr hohe Wirkungsgrade von bis zu 95 Prozent erreichen können. Zudem bieten sie den Vorteil einfacher Skalierbarkeit und niedrigere Investitions- und Betriebskosten. So wird ein potenziell schlüsselfertiger Prozess möglich, der dynamisch und bedarfsangepasst ein- und ausgeschaltet werden kann.

Ziel des bis Ende 2027 laufenden Projekts ist eine neuartige Prozesskette. Im Kern steht die Entwicklung einer NTPK-Reaktormodul-Einheit zur Synthese von Methanol oder Ethylen. Diese soll im Feldversuch auf einem Teststand an einer bestehenden Biogasanlage validiert werden. Das Fraunhofer IMWS übernimmt im Projekt die mikrostrukturelle Charakterisierung des patentierten Elektrodenwerkstoffs und der entsprechenden Katalysatoren. Hierbei werden die Materialien hinsichtlich der Mikrostruktur mittels Rasterelektronenmikroskopie (REM) und Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) analysiert und die Elementverteilungen mit Energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDXS) untersucht. Zusätzlich steht die Aufklärung von oberflächennahen Materialveränderungen durch die Einwirkung der NTPK mittels Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) und Time-of-Flight Sekundärionenmassenspektrometrie (ToF-SIMS) im Vordergrund der Arbeiten des Fraunhofer-Teams.

Zahlreiche Vorteile

„Um die Vorgänge an der Elektrode zu verstehen, wollen wir auch grundlegende Eigenschaften thermoanalytisch untersuchen und dabei die Redoxvorgänge an den verschiedenen Grenzflächen der beteiligten Materialien mittels Elektronenenergieverlustspektroskopie (EELS) aufklären. Das würde eine Materialentwicklung ,unter Sicht‘ möglich machen“, erläutert Christian Thieme, der das Projekt am Fraunhofer IMWS leitet. „Der Ansatz bietet zahlreiche Vorteile, von der hohen Flexibilität über die dezentrale Anwendung bis zur Möglichkeit, Biogas tatsächlich vollständig zu nutzen und prozessbedingte CO2-Emissionen auszuschließen. Nicht zuletzt motiviert uns auch, dass ein enormer Bedarf an nachhaltigen Grundchemikalien besteht, für die chemische Industrie ebenso wie perspektivisch für den Verkehrssektor.“

Am Projekt „PKat4Chem“ sind neben dem Projektkoordinator enaDyne auch EDL Anlagenbau Gesellschaft, Arcanum Energy Systems, die HTWK Leipzig, die TU Bergakademie Freiberg, die Universität Leipzig, die Ruhr-Universität Bochum sowie das Fraunhofer IMWS beteiligt.

Das Projekt wird im Rahmen des Energieforschungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert (Förderkennzeichen: 03EE5187F).

Bildergalerie

  • Dreidimensionale Bewertung des Sinterverhaltens einer Elektrodenbeschichtung mittels Röntgentomographie.

    Dreidimensionale Bewertung des Sinterverhaltens einer Elektrodenbeschichtung mittels Röntgentomographie.

    Bild: Fraunhofer IMWS

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