P&A:
SEW-Eurodrive ist vor allem bekannt als Hersteller von Getriebemotoren und Frequenzumrichtern. Welche Rolle spielt das Dienstleistungsgeschäft?
Rüttling:
Dienstleistung ist für uns ein starkes Differenzierungsmerkmal. Getriebemotoren können viele verkaufen, aber das reicht dem Kunden nicht mehr. Er sucht einen vertrauensvollen Ansprechpartner, der ihn über den gesamten Lebenszyklus des Produkts begleitet. Mit unserem breit aufgestellten Dienstleistungsangebot wie dem CDS-Baukasten können wir diese Anforderungen erfüllen und Mehrwert für den Kunden schaffen.
Was bedeutet Complete Drive Service genau?
Schenker:
Unser CDS-Angebot besteht aus verschiedenen Bausteinen, die der Kunde für sich zusammenstellen kann: von der Inbetriebnahme bis zum Inspektions- und Wartungsservice, von der Reparatur bis zum Eilmontage-Service, vom Condition Monitoring bis zum Retrofit. Dabei agieren wir branchenunabhängig. Zu unseren Kunden gehören Unternehmen der Chemie- und Logistikbranche ebenso wie solche aus dem Bereich Food & Beverage oder Automobilhersteller und -zulieferer.
Energieeffizienz spielt zunehmend eine Rolle für die Anlagenbetreiber. Können Sie einen Richtwert nennen, wie viel Energie sich durch ein Retrofit einsparen lässt?
Rüttling:
Wir bieten im Rahmen des CDS-Programms auch eine Energieberatung. In deren Verlauf spielen wir die möglichen Szenarien durch und können dem Kunden, ausgehend von dem Ergebnis, die passende Lösung bieten und sagen, wann sich eine bestimmte Maßnahme amortisiert. Sie können aber pauschal nicht sagen, in wieweit sich eine Retrofit-Maßnahme aus energetischer Sicht lohnt. Applikationsbezogen können jedoch Energieeinsparungen bis zu 50 Prozent erreicht werden
Wie gehen Sie bei der Befundung vor? Wann raten Sie zur Reparatur, wann zu einem neuen Antrieb?
Schenker:
Über eine Endoskopie ermitteln wir den Ist-Zustand des Getriebes. Dabei spielt bei alten Anlagen auch eine Rolle, ob es noch Pläne und Zeichnungen gibt. Müssen wir einzelne Teile nachproduzieren, kann es sein, dass das teurer wird als ein neues Seriengetriebe. Dann allerdings stellt sich die Frage nach der Einpassung, den Umbaumaßnahmen, die auch Kosten und Aufwand bedeuten. In dem konkreten Fall hätten wir eines der Getriebe auch reparieren können, wobei der Kunde lieber ein aktuelles SEW-Produkt mit vollständiger Dokumentation haben wollte statt eines knapp 40 Jahre alten Getriebes.
Sie geben auch zwei Jahre Gewährleistung auf Reparaturen von Fremdprodukten. Ist das nicht ein hohes Risiko?
Schenker:
Daran sieht man einfach, welches Vertrauen wir in unseren Service haben. Übrigens hat SEW-Eurodrive auf die eigenen Produkte schon immer zwei Jahre Gewährleistung gegeben. Eine Reparatur bei uns im Haus bedeutet auch nicht, wie meist üblich auf dem Markt, dass lediglich defekte Teile getauscht werden und der Rest nicht angetastet wird. Lager und Dichtelemente etwa werden präventiv ausgewechselt. Wir sprechen bei SEW von einer Neuwertreparatur.
Im konkreten Fall wurden die bestehenden Getriebe durch Industriegetriebe der X-Baureihe ersetzt. Was kann SEW bei Industriegetrieben besser als andere?
Rüttling:
Mit unserern Getrieben der X-Baureihe haben wir eine sehr feine Stufung in Bezug auf die übertragbaren Drehmomente realisiert. Der Vorteil für den Kunden liegt darin, dass überdimensionierte Getriebe der Vergangenheit angehören, was letzendlich in einer Kosten- und Gewichtseinsparung resultiert. Darüber hinaus sind wir intern so aufgestellt, dass wir neben dem reinen Sologetriebe ganze Antriebspakete und Systemlösungen anbieten können. Der Kunde verlangt zunehmend neben dem Getriebe auch Motor, Bremse, Kupplung, Frequenzumrichter aus einer Hand. Hier haben wir die Kompetenz, diese Anforderungen optimal zu erfüllen.
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