Wer hat´s erfunden? Ausnahmsweise mal nicht Ricola und seine „Chrüterchraft“: Die Aussage „Prognosen sind schwierig; besonders, wenn sie die Zukunft betreffen“ wird anderen Vätern zugeschrieben, von Mark Twain über Winston Churchill und Niels Bohr bis hin zu Kurt Tucholsky und Karl Valentin. Sie alle haben wohl die Erfahrung gemacht, dass man innerhalb eines ans Vorstellbare angelehnten Rahmens alles behaupten kann, was einem ins Bild passt. Ob man darauf baut, ist eine andere Frage. Denn, um eine weitere Phrase zu dreschen: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Gleichwohl: Jeder verantwortungsbewusst Denkende muss über den Tellerrand hinaus planen. Erwartungen in die nahe Zukunft sind da noch einigermaßen fundiert: Digitalisierung, verstärkter Einsatz von Clouds, Tele-Medizin und IoT-basierter smarter Technik, autonome Autos, Wearables, dolmetschende Computer, ja sogar winzige Quantencomputer, die mit Qubits arbeiten – das alles gibt es in Ansätzen bereits und wird sich mehr oder weniger schnell ausbreiten. Doch was kommt danach?
Da wird´s deutlich spekulativer. Sind es reine Phantasten, die Mensch-Maschine-Wesen (Cyborgs) erwarten? Werden Taubheit und Blindheit heilbar sein, der Schmerz gebannt? Kommen vielleicht Laufwellenreaktoren und sogar die Teleportation? Nachdem die Schach- und Go-Großmeister vom Rechner geschlagen wurden, soll spätestens 2050 ein Roboter-Fußballteam den menschlichen Fußballweltmeister besiegen können. Roboter sollen längerfristig auch menschenähnliches Bewusstsein und Gefühle haben, Wut, Liebe oder Freude täuschend ähnlich simulieren. Wenn sich Roboter wie Personen verhalten, werde es Menschen geben, die Androiden gegenüber Gefühle empfinden und sich sogar in sie verlieben. Und in den kommenden Jahren werden Menschen immer mehr Zeit in virtuellen Welten verbringen; ein Avatar-Meeting ist dann genauso wirklich wie ein Telefonat.Roboter, davon sind die Experten überzeugt, werden immer klüger. Sie werden bis 2020 die Intelligenz von Säugetieren, bis 2030 diejenige von Primaten und bis 2040 diejenige von Menschen erreichen. Sie werden zunehmend lernfähig sein. Ein japanisches Institut will bereits 2018 einen Computer mit der Leistungskraft des menschlichen Gehirns herstellen, das theoretisch bis zum „Superhirn“ immer weiter wachsen kann, weil es keine physischen und biologischen Grenzen kennt. Nach 2040 werden Roboter auf jeden Fall intelligenter und leistungsfähiger als Menschen sein und ihre eigenen Nachkommen konstruieren, die zum Beispiel auf dem Mond oder Planeten, werkeln und forschen.
Ich spreche hier wohlgemerkt von Zeiträumen, die ein Großteil der jüngeren Generation noch erleben wird. Braucht man dann den Entwickler noch? Wo doch in Zukunft Erfindungen – wie heute schon bei der NASA – „evolutionär“, also völlig losgelöst vom Menschen gemacht werden: Nach einer genauen Definition des zu entwickelnden Produkts erzeugt der Computer nach dem Zufallsprinzip eine erste Generation, die auf ihre Eignung und Konformität überprüft wird. Ungeeignete Produkte werden aussortiert (Stichwort „natürliche Auslese“), bessere Versionen variiert („Mutationen“) oder miteinander verschmolzen („Paarung“). Und zwar so lange, bis das Endprodukt gewissermaßen perfekt ist.
Zwar liegt die letzte Entscheidung noch beim Menschen, doch das muss nicht so bleiben. Wollen wir das? Nun, wir werden wohl leider nicht gefragt werden.