Wenn wir ein besonderes Erlebnis mit anderen Menschen teilen oder intensiv an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten, entsteht oft ein starkes Gefühl der sozialen Verbundenheit. Doch wann sind Menschen wirklich auf einer Wellenlänge?
Die Fraunhofer-Ausstellungsreihe „Wissenschaft und Kunst im Dialog“ bringt die Neurowissenschaften ins Museum und gibt im Ars Electronica Center in Linz in Österreich mit dem Projekt „Brainpalace“ Einblicke in die Möglichkeiten mentaler Interaktionen mit Kunstobjekten in Form einer Raum-, Licht- und Klanginstallation.
An dem Projekt ist neben dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM noch die Münchner Lichtkünstlerin Tatjana Busch und das Künstlerduo Christian Losert und Daniel Dalfovo (Atelier E) beteiligt.
Betrachter steuern Lichtinstallation mithilfe ihrer Hirnaktivitäten
Bei der interaktiven Ausstellung werden Kunst und Wissenschaft miteinander verzahnt: die Betrachtenden der Lichtinstallation sitzen sich gegenüber, ihre Hirnwellen werden zeitgleich durch die Elektroenzephalographie gemessen. Das neuronale Feedback der Messung fließt in Echtzeit per Farbgebung in die Ton- und Lichtgestaltung mit ein.
So können sowohl die Betrachter als auch Außenstehende direkt den Grad der Synchronizität beider Hirnaktivitäten anhand der Farbwechsel der Lichtinstallation ablesen: Je wärmer das Licht und je intensiver die Musik, desto mehr ähneln sich die Muster der Gehirnwellen und desto stärker schwingen die Betrachtenden auf einer gemeinsamen Hirnwellenlänge. Die Idee hinter der Ausstellung ist es, Menschen über eine gemeinsame audio-visuelle Reise im wahrsten Sinne des Wortes „in Einklang“ zu bringen.
Mit neurowissenschaftlichen Messmethoden komplexe Vorgänge abbilden
Aber natürlich steckt auch ein Forschungsinteresse hinter der Kunstinstallation: Dr. Mathias Vukelić leitet das Team „Applied Neurocognitive Systems“ am Fraunhofer IAO und möchte gemeinsam mit seinem Kollegen Ravi Kanth Kosuru im Projekt besonders den künstlerischen Aspekt dieser neuen neurowissenschaftlichen Messmethode, so genanntes Hyperscanning, erforschen: „Wir wollen mit Brainpalace einen aus Sicht der Forschung sehr komplexen Vorgang der menschlichen Interaktion künstlerisch abbilden. Das Neurofeedback ermöglicht uns, Hirnwellen visuell und auditiv zu übersetzen und daraus eine einzigartige und immersive Symphonie zu kreieren.“
Auf der langen Nacht der Forschung am 20. Mai 2022 gibt der Neurowissenschaftler im Rahmen eines Expertenvortrags spannende Einblicke in aktuelle Forschungsarbeiten des Teams am Fraunhofer IAO. Wie elektrische Signale des Gehirns in eindrucksvolle Kunstinstallationen übersetzt werden, zeigt zudem ein Workshop der Fraunhofer-Ausstellungsreihe „Wissenschaft und Kunst im Dialog“ mit dem Projekt „Brainpalace“.
Die Forschungsinszenierung kann noch bis September 2022 im Ars Electronica Center in Linz besucht werden.