Der Maschinen- und Anlagenbau ist eine wesentliche Säule des deutschen Innovationssystems und steht für einen großen Teil des technologischen Outputs, dokumentiert in Patenten. Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2021 rund ein Drittel aller Patente dem Technologiefeld Maschinen- und Anlagenbau zugeordnet. Weltweit wurden im Technologiefeld Maschinen- und Anlagenbau jährlich rund 70.000 transnationale Patente von Unternehmern und Erfindern angemeldet.
Mit rund 10.000 Patenten werden etwa 15 Prozent dieser Patente von Unternehmen und Erfindern aus Deutschland angemeldet. In Teilbereichen wie Maschinenelemente oder Werkzeugmaschinen liegen die weltweiten Anteile Deutschlands sogar noch höher. Dies sind zentrale Ergebnisse einer neuen Kurzstudie der IMPULS-Stiftung des VDMA, die vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erstellt wurde. (Die Datenreihe umfasst die Jahre 2005 bis 2021, die aufgrund der weltweiten Datenverfügbarkeit und der Veröffentlichungsfristen von Patenten die aktuellsten vollständig verfügbaren Jahrgänge darstellen).
Schlüsselrolle im Maschinenbau-Ökosystem
In der Studie wird nicht nur die technologische, sondern in Ergänzung auch die branchenbezogene Perspektive der Patentanmeldungen beleuchtet, sprich: Der Erfindergeist der Maschinenbaufirmen im internationalen Vergleich. Demnach melden diese Unternehmen nicht nur Patente in Maschinenbau-Technologien, sondern auch in anderen Technologiebereichen an – insgesamt weltweit 15.000 im Jahr 2021. Hier stehen die Unternehmen aus Deutschland für etwa ein Drittel (rund 5.000) der Anmeldungen.
„Diesen Wert erreicht kein anderes Land, was die Schlüsselrolle unserer Unternehmen im globalen Maschinenbau-Ökosystem untermauert“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Unsere Leistungsstärke ist umso beachtlicher vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus kaum staatliche Forschungsmittel erhalten, zuletzt nur rund 200 Millionen Euro pro Jahr.“
Dynamische Entwicklung bei wichtigen Wettbewerbern
Allerdings ist die Konkurrenz auf internationalen Technologiemärkten deutlich größer geworden. Insbesondere die Maschinenbau-Patentanmeldungen aus China haben sich seit Mitte des letzten Jahrzehnts mehr als verdoppelt (plus 138 Prozent). Auch Koreas Patentanmeldungen sind seit 2015 um gut ein Viertel gestiegen (plus 26 Prozent). Die Patentanmeldungen aus Deutschland waren währenddessen rückläufig (minus 12 Prozent), wie auch die aus Japan (minus 6 Prozent) und aus den USA (minus 14 Prozent).
Verstärkte Digitalisierung eröffnet neue Chancen
Die IMPULS-Kurzstudie zeigt Ansätze auf, wie der Patententwicklung in Deutschland neue Dynamik verliehen werden kann. „Die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen und dabei auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln ist ein wesentlicher Baustein zum Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Maschinenbaus“, sagt Studienleiter Dr. Rainer Frietsch vom Fraunhofer ISI. So etwa mit einem noch stärkeren Fokus auf Technologien im Bereich Industrie 4.0 sowie der computer-implementierten Erfindungen.
Dies kann sowohl durch eigene Forschungsaktivitäten wie auch durch gezielte Kooperationen erreicht werden. Auch sollten kleine und mittlere Unternehmen stärker ermutigt und befähigt werden, ihre Technologien zum Patent anzumelden. „Eine einmal kopierte Technologie ist sicher weg, wenn sie nicht zum Patent angemeldet wurde. Patente ragen unter allen Schutzinstrumenten als besonders stark heraus“, unterstreicht Dr. Frietsch.
„Research for Industry“ als Maxime für neue Bundesregierung
Patente sind ein Ergebnis von Forschungsanstrengungen. Sie sind ein wichtiger Faktor bei der Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft und sichern Exportmärkte. „Mehr ‚Research for Industry‘ muss deshalb Maxime der neuen Bundesregierung werden“, ergänzt Hartmut Rauen. „Die Stellschrauben sind klar: Weiterer Ausbau und Optimierung der Forschungszulage sowie die Stärkung von Industrieller Gemeinschaftsforschung und Produktionstechnologien, die Bindeglied sind zwischen Forschung, Innovation und Patenten“, betont der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer.