Verpackungstechnik Effektive Verpackungskontrolle

Im Falle von Produktrückrufen kann der Kunde über sein Smart Phone einfach prüfen, ob das von ihm gekaufte Produkt betroffen ist.

Bild: Bizerba
27.06.2014

Die neuen Kennzeichnungsregeln der Lebensmittelinformations­verordnung (LMIV) verbessern die Vergleichbarkeit der verschiedenen Produktkategorien. Um sämtliche Vorschriften einhalten zu können, bedarf es eines guten Qualitätsmanagements und leistungsfähiger Geräte, die Fehletikettierungen aufdecken.

Ab Dezember 2014 müssen in Deutschland Nährwerte tabellarisch auf der Verpackung von Lebensmittel angegeben werden. Auch auf enthaltene Allergene muss aufmerksam gemacht werden – die Kennzeichnungsregeln der LMIV verlangen das. Das stellt Hersteller vor die Herausforderung, eine Vielzahl von Verpackungen prüfen zu lassen.

Meist sind Lebensmittelverpackungen mit Informations- und Schmucketiketten von oben und unten versehen, wobei das Layout strikt vorgegeben und der bedruckbare Platz begrenzt ist. Hersteller, die sich produktspezifische Angaben auf Etiketten vordrucken lassen, können diese nur in kleinen Auflagen beziehen, da die Angaben oft schwanken. Auch Blanko-Tabellen auf den Etiketten eignen sich nur mäßig. Der Druck muss später sehr filigran und präzise erfolgen, wodurch der gewohnte Durchsatz der Anlagen sinkt. Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der EU-Richtlinien spielt Software, mit der Industrieunternehmen den neuen Deklarationsanforderungen ohne eigenen Entwicklungsaufwand nachkommen können. Je nach Zielland profitieren die Hersteller von der automatischen Umrechnung der auszuweisenden Werte, was die Fehleranfälligkeit reduziert. Die Anwender werden bei der Dateneingabe und automatischen Berechnung, etwa von GDA (Guideline Daily Amount)-Tabellen und Nährwerten, unterstützt. Die neuen Anforderungen lassen sich außerdem mit Etiketten-Vorlagen in verschiedenen Landessprachen umsetzen.

Daneben leisten kameragestützte Prüfsysteme wertvolle Hilfe beim Überprüfen der Qualität. Experten gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Fresh-Food-Verpackungen hierzulande nicht allen Qualitätsansprüchen entsprechen. Es handelt sich dabei selten um gravierende Mängel, sondern vielmehr um kosmetische und funktionale Fehler – etwa ein geknicktes Etikett, eine wellige Verpackungsfolie oder eine defekte Peel-Lasche. Die Folge: Packungen bleiben im Handel liegen.

Hält die Verpackung, was sie verspricht?

Neueste Prüfsysteme verfügen über Kameras, die Packungen sowohl von der Oberseite als auch von der Unterseite überprüfen. Sie kontrollieren das Mindesthaltbarkeitsdatum, checken die Position des Etiketts und verifizieren, ob alle Barcodes lesbar sind, der vorgeschriebenen Druckqualität entsprechen und an der richtigen Stelle angebracht sind. Auch können sie feststellen, ob sämtliche Etiketten die korrekten Hinweistexte ausweisen, ob Siegelnähte womöglich verunreinigt sind oder mit Gas befüllte Verpackungen Lecks aufweisen. Besonders relevant vor dem Hintergrund der LIMV ist es, das aufgedruckte Etikett mit dem Inhalt der Verpackung zu vergleichen. Versehentlich verwendete Etiketten, die allergene Stoffe nicht auflisten und damit die Gesundheit des Verbrauchers direkt betreffen, lassen sich auf diesem Weg eindeutig identifizieren. Insbesondere bei Produkten, die einander sehr ähnlich sind, sorgen automatische Texterkennungsmodule für mehr Sicherheit. Unterscheiden sie sich nur in einem Merkmal wie etwa der Art der Marinade voneinander, kann es im laufenden Betrieb leicht vorkommen, dass Etiketten verwechselt werden. Produkte mit fehlerhafter Verpackung scheidet das System daher mit druckluftbetriebenen Pushern bereits in der Produktion aus. Das stärkt das Produktimage und sorgt für eine stabile Preispolitik.

Etiketten als Qualitätswächter

Etiketten müssen nicht nur gut aussehen und die richtigen Informationen ausweisen, sondern auch Funktionen für Qualitätssicherung und Diebstahlschutz übernehmen. Auf dem Fahrzeugmarkt existieren Schlüssel, die spezifische Daten des jeweiligen Fahrers speichern. Sobald dieser ins Auto steigt, stellen sich die Sitze automatisch auf vorher definierte Parameter ein. Dieses Prinzip machen sich auch Preisauszeichner zu Nutze. Sobald der Lebensmittelproduzent eine Etikettenrolle einlegt, scannt der Preisauszeichner mit einem Kamerasystem einen speziellen 2D-Code und stellt sich selbstständig auf die jeweilige Anwendung ein. Codiert sind Informationen zum Etikett selbst und zu vorher festgelegten Parametern, die über den Artikel-Code aus der Kundendatenbank abgefragt und eingespeist werden. Der Auszeichner weiß, welches Material und Format vorliegt, wo sich die Druckbereiche befinden, um welche Art von Lack und Klebstoff es sich handelt und welche maximale Druckgeschwindigkeit gefahren werden darf.

Das Maß aller Dinge ist derzeit eine Druckgeschwindigkeit von 300 Millimetern pro Sekunde bei entsprechender Etikettenqualität im Thermodirektdruckverfahren. Das ermöglicht einen Durchsatz von 200 Packungen pro Minute. Der Auszeichner achtet eigenständig darauf, dass diese Höchstgeschwindigkeit lediglich bei Thermoetiketten gefahren wird, die für diese Leistung ausgelegt sind. Identifiziert er über den Datamatrix-Code hingegen ein für die Ultra-Hochleistung nicht vorgesehenes Etikett, reduziert er die Etikettiergeschwindigkeit automatisch. Dieser Sicherheits-Check garantiert, dass bei jeder Charge alle Barcodes und Hinweistexte optimal gedruckt werden.

Herkunfts- und Nährwertangaben können auch über einen QR-Code zur Verfügung gestellt werden. Nach dem Scannen des QR-Codes kann der Konsument auf Internetseiten wie der fTrace-Datenbank beispielsweise die Herkunft des Fleisches und Informationen zu den Orten von Mästung, Schlachtung und Verarbeitung erhalten. Entsprechende Software-Lösungen ermöglichen es, Stamm- und Produktionsdaten aus mehreren Werken auf einem zentralen SQL-Server zu speichern und von dort über standardisierte Schnittstellen an die Datenprovider zu übertragen.

Der Code kann mit einer speziellen Software erweitert werden – um Inhalte wie Chargennummer, Uhrzeit und Datum. Die Vorschrift, wie der QR-Code aufzubauen ist, lässt sich dabei fest im Gerät hinterlegen. Da es im Interesse der Unternehmen liegt, sich nicht nur durch das Produkt selbst, sondern auch durch professionelles Informationsverhalten im Wettbewerb zu positionieren und zu differenzieren, können auch Online-Kundenbindungsprogramme wie Rabattmarkenkonzepte und Cross-Selling-Werbung berücksichtigt werden. Wenn Hersteller ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbauen wollen, werden sie sich zukünftig mit dieser Technologie auseinandersetzen müssen. Die Umstellung auf die neue Lebensmittelinformationsverordnung ist dafür ein günstiger Zeitpunkt.

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