Farbenfroher Datenspeicher Ein etwas anderer Barcode

Der JAB Code hat optisch nicht viel mit gängigen Barcodes gemein, speichert aber wesentlich mehr Daten als sie.

Bild: Fraunhofer SIT
27.11.2018

Ausweisdokumente, Zertifikate und Testamente, aber auch Echtheitsnachweise für Produkte könnten sich künftig mit einem bunten Barcode absichern lassen. Der sogenannte JAB Code ist ein Barcode, der im Gegensatz zu seinem schwarz-weißen Pendant aus beliebig wählbaren Farben besteht und alle möglichen Formen annehmen kann.

Der farbige JAB Code (Just Another Bar Code), der vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT entwickelt worden ist, hat gegenüber klassischen schwarz-weißen Strich- und Matrixcodes eine vielfach höhere Datendichte und kann damit wesentlich mehr Informationen auf gleicher Fläche hinterlegen. Er ist eine Auftragsentwicklung für das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI und wird aktuell zu einer neuen DIN-Norm geführt.

Farben speichern mehr Infos

Im Supermarkt auf Warenverpackungen, auf Versandetiketten bei Paketen oder auf der Rückseite von Buchcovern: Überall finden sich Barcodes. Die schwarz-weißen Balken enthalten codierte Informationen und vereinfachen beziehungsweise beschleunigen alltägliche Vorgänge.

Barcodes können jedoch nur eine sehr geringe Menge an Daten tragen. Oft müssen deshalb Verweise auf eine Webseite oder eine Datenbank hinterlegt werden, um so alle Informationen zu einem Produkt, einem Unternehmen oder einer Veranstaltung zur Verfügung zu stellen.

Der JAB Code nutzt Farben und kann deshalb mehr Informationen speichern. Er muss somit keine Links oder Datenbankverweise als Hilfsmittel nutzen, sondern speichert die Informationen einfach selbst. Auf Medikamentenpackungen kann ein JAB Code beispielsweise den Beipackzettel mit allen wichtigen Informationen zum Medikament beinhalten, dadurch die richtige Dosierung erleichtern oder auf Nebenwirkungen hinweisen.

Aktuell empfehlen die Entwickler des JAB Codes, acht Farben zu verwenden, was einer dreimal höheren Datendichte gegenüber schwarz-weißen Codes entspricht. Dies ist mit den aktuellen Smartphone-Kameras gut auslesbar. In Zukunft – mit entsprechend leistungsfähigeren Kameras – lassen sich bis zu achtmal mehr Informationen in einen JAB Code bringen. Darüber hinaus ist die Form eines JAB Codes variabel und nicht auf Quadrate beschränkt, was ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten schafft.

Bessere Fälschungssicherheit

Die Experten des Fraunhofer SIT haben den Code mit hoher Datendichte entwickelt, um die Echtheit von Dokumenten auch offline ohne Datenbankabgleich nachweisen zu können. Mit JAB Code ist es jetzt möglich, die Fälschungssicherheit von Ausweisen und anderen ID-Dokumenten zu erhöhen, die nicht über einen Chip verfügen.

Dazu kann der Inhalt des Dokuments, etwa von Geburtsurkunden, Ankunftsnachweisen oder anderen amtlichen Zeugnissen, digital signiert und in einem JAB Code abgebildet werden. Dieser lässt sich mit einem handelsüblichen Farbdrucker auf das Dokument drucken. Jede Person, die die Echtheit prüfen möchte, kann das mit der Kamera eines Smartphones tun.

Der JAB Code kann in Kombination mit einem speziellen Chip in der Ware auch zum Plagiatsschutz von Ersatzteilen in der Industrie verwendet werden, etwa fürs Auto oder für Maschinen. Aber auch beim Echtheitsnachweis von Luxusartikeln wie Designerkleidung oder Markenuhren kann der farbige Code unterstützen.

Selbst ein Testament lässt sich laut Hersteller über den JAB Code gerichtsfest nachweisbar erstellen. Zu diesen Beispielen reihen sich zahlreiche weitere Anwendungen, bei denen eine hohe Datendichte benötigt wird.

Kooperation gesucht: JAB Code in Graustufen

Das Fraunhofer SIT arbeitet zurzeit daran, die hohe Datendichte des JAB Code auch auf einen Graustufen-Code zu übertragen. Damit sollen auch Industriezweige, die nur mit monochromen Kameras arbeiten, von der hohen Speicherdichte profitieren können. Das Fraunhofer SIT sucht hierfür noch interessierte Industrieunternehmen für eine Kooperation.

Eigenen Code erstellen und austesten

Der JAB Code steht am Anfang des Normierungsprozesses durch das Deutsche Institut für Normung DIN und soll langfristig auch als internationaler Standard nach ISO etabliert werden. Der Code steht open source unter der Lizenz LGPL v2.1 bereit und kann hier heruntergeladen werden. Die Spezifikation ist als Technische Richtlinie TR-03137-2 beim BSI veröffentlicht.

Wer eigene JAB Codes erstellen oder auslesen möchte, kann dies hier tun:

Zur offiziellen JAB-Code-Website

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