Seit über 100 Jahren ist die geografische Herkunfts- und Qualitätsbezeichnung „Made in Germany“ international ein Gütesiegel. Und damit darf sich nicht jeder schmücken. Entscheidend ist, dass die Arbeitsschritte, die die Wertschätzung und Gütevorstellungen des Verbrauchers bestimmen, auch in Deutschland erbracht werden. Zwar gibt es für das Gütesiegel keine offizielle Zertifizierung, aber einige Beratungshäuser bieten freiwillige Prüfungen an.
Diese Kennzeichnung aus dem Blickwinkel des Verbraucherschutzes darf allerdings nicht mit zollrechtlichen Vorschriften für den Ursprungsnachweis verwechselt werden. Letztere sorgen dafür, dass die Kunden eines Herstellers in den Genuss von Zoll-Vergünstigungen kommen. Denn zahlreiche bi- oder multilaterale Freihandelsabkommen sehen geringere oder sogar keine Einführzölle vor. Dies gilt jedoch nur für Waren, die aus einem Vertragsland beziehungsweise den Ländern einer Zollunion stammen, etwa aus der EU, ASEAN oder den Unterzeichnern des North American Free Trade Agreement. Diese Vereinbarungen legen auch fest, ob ein sogenanntes präferenzielles Ursprungszeugnis erforderlich ist: ein schriftlicher Nachweis, dass der Wert der gelieferten Ware einen festgelegten Drittlandsanteil nicht überschreitet. Dieser liegt häufig bei 40 Prozent, kann aber je nach Warengruppe auch deutlich höher oder niedriger definiert werden.
Je nachdem, um welchen Nachweis es sich handelt, können ganz unterschiedliche Daten relevant werden. Die gute Nachricht dabei: In einer ERP-Komplettlösung finden sich alle nötigen Informationen schon zentral auf einem Fleck.
Eigenkreation statt Ideenklau
Da wäre zunächst einmal die Design- und Entwicklungsleistung, die für „Made in Germany“ eine Rolle spielen kann. Dazu sollten nicht nur alle relevanten Unterlagen, wie beispielsweise Spezifikationen, Zeichnungen und Pläne, zentral hinterlegt sein. Ein Dokumenten-Management-System mit zuverlässiger Versionierung erlaubt auch, Änderungen jederzeit nachzuverfolgen. Besonders hilfreich ist es, wesentliche Konstruktionsdaten, wie etwa Stücklisten, von der Konstruktion automatisiert im ERP-System zu hinterlegen. Das ERP übernimmt so auch die Funktion des Produktdatenmanagements (PDM) beziehungsweise das Product Lifecycle Management (PLM).
Heimvorteil nutzen
Entscheidend ist stets auch der Anteil der Wertschöpfung im eigenen Land. Diesen Nachweis kann nur führen, wer lückenlos die Provenienz seiner Materialien, Halbzeuge und Komponenten nachweisen kann im Zweifel für jedes erzeugte Produkt. Denn in Fällen, in denen Unternehmen knapp am zulässigen Drittlandsanteil operieren, kann eine einzige Komponente, gefertigt in der EU oder einem anderen Drittland, plötzlich zum sprichwörtlichen Zünglein an der Waage werden. Deshalb müssen Unternehmen den Drittstaaten-Anteil laufend nachverfolgen. Eine Möglichkeit, dies zu bewerkstelligen, ist eine lückenlose Rückverfolgung durch die gesamte Supply Chain mit Hilfe eines hierarchischen Serien- und Chargennummernsystems.
Auf das Finish kommt es an
Neben den Produktkomponenten kann auch der letzte, wesentliche Bearbeitungsschritt den Ausschlag geben. Im Zweifelsfall gilt es zu belegen, dass es sich hierbei nicht um eine unwesentliche Modifikation oder simple Montage handelt. Dies kann mit Hilfe von zentral geführten Produktakten gelingen. Hier lassen sich sämtliche Fertigungsschritte bis zum letzten Arbeitsgang genau dokumentieren, mit allen relevanten Dokumenten.
Mit den Varianten steigt die Komplexität
Für eine ausfuhrrelevante Ursprungsbescheinigung kann ein Lieferantenwechsel also weitreichende Folgen haben. Daher sollten Unternehmen den Drittlandsanteil ihrer Produkte laufend im Blick behalten. Dies wird angesichts der steigenden Variantenvielfalt immer schwieriger, es sei denn, man verfügt über entsprechende Auswertungsmöglichkeiten. Noch besser ist eine kontinuierliche Überwachung inklusive Warn-Mechanismus, sollte der Schwellwert für eine bestimmte Warenkategorie überschritten werden. So lässt sich noch zeitnah gegensteuern. Die Grundvoraussetzung dafür ist eine hohe Datenqualität: Die hinterlegten Daten müssen vollständig und richtig sein. Um dies wiederum sicherzustellen, bieten ERP-Systeme bereits integrierte Data Quality Manager an.
Daten-Pool für den Ursprungsnachweis
Sei es für ein freiwilliges Prüfverfahren, zu Werbezwecken oder im Rahmen aktueller Vertragsverhandlungen: Ein Ursprungsnachweis hat viele Vorteile. Gleichzeitig muss er im Zweifelsfall auch nachvollziehbar und belegbar sein. Die Grundvoraussetzung dafür schafft, wer alle Daten zentral im ERP-System bündelt und sie für eine Ad-hoc-Auswertung direkt zugänglich macht.