KI-unterstützte Software bewertet Zustand Größter digitaler Marktplatz für Recycling von gebrauchten Batterien

Jan Born und Felix Wagner sind die Gründer von Circunomics.

Bild: Circunomics
05.03.2024

Das im Jahr 2019 in Mainz gegründete Start-up Circunomics ist auf dem besten Weg, sich als weltweit größter digitaler Marktplatz für den 2nd-Life- Einsatz und das Recycling gebrauchter Batterien zu etablieren. Gelingen soll das mithilfe einer KI-unterstützte Software, die einerseits eine umfangreiche und detaillierte Analyse des State of Health der gebrauchten Batterie, andererseits mittels Digital Twin eine Simulation der zukünftigen Nutzung im 2nd Life ermöglicht. Circunomics arbeitet herstellerunabhängig und sorgt für einen vollumfänglichen Marktüberblick, was eine jeweils aktuelle, realistische Preisfindung für gebrauchte Batterien, Module und Zellen gewährleistet.

„Die Kreislaufwirtschaft ist in Zukunft von immer größerer Bedeutung. Dies ist für uns die große Chance, mit dem digitalen Marktplatz für gebrauchte Batterien, Module und Zellen eine herausragende Position einzunehmen“, sagt Felix Wagner, Founder und CEO von Circunomics. Und weiter: „Im Jahr 2030 werden alleine im Automobilsektor zwischen 200 und 300 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen der Welt unterwegs sein. Das bedeutet, dass dann jedes Jahr etwa sechs Millionen gebrauchte Batterien als Rückläufer aus Altfahrzeugen auf den Markt kommen. Diese wiederzuverwenden oder gezielt zu recyclen ist eine Megaaufgabe, die gelöst werden muss. Schließlich haben wir alle ein Ziel: Weniger CO2 zu produzieren und weniger der wertvollen, seltenen Rohstoffe zu verbrauchen“.

Analytik durch Circunomics ist global einzigartig

„Unsere KI-unterstützte Software ist einzigartig und hat für alle Beteiligten viele Vorteile: Sie gibt einen detaillierten Überblick über den technischen Gesundheitszustand (State of Health) der Batterie nach ihrem 1st- Life-Einsatz und wir können genau abgestimmt auf die zukünftigen Anforderungen im 2nd Life ermitteln, welche Batterie dafür am besten geeignet ist und wie sie sich dann verhalten wird“, erklärt Jan Born, Founder und CTO von Circunomics. Er ergänzt: „Damit gewährleisten wir gleichermaßen auch ein Höchstmaß an Transparenz und tragen dazu bei, einen fairen, realistischen Marktpreis zu ermitteln“.

Anbieter und Käufer müssen einen Onboarding-Prozess durchlaufen, bevor sie Zugang zum digitalen Marktplatz bekommen. Damit stellt das Unternehmen sicher, dass nur seriös auftretende Firmen berücksichtigt werden, die einen hohen Qualitätsanspruch haben, die sich den Gefahren, die von einer hoch komplexen Batterie ausgehen, bewusst sind und dementsprechend bei Lagerung, Transport, Montage, Nutzung et cetera professionell agieren.

Angebot für 2nd-Life-Einsatz und Recycling-Unternehmen

Der digitale Marktplatz teilt sich in zwei Kategorien auf: Batterien, Module und Zellen, die sich für eine Weiterverwendung im 2nd Life eignen beziehungsweise die dafür ungeeignet sind und dann direkt spezialisierten Recycling-Unternehmen angeboten werden. Anbieter und Käufer können sich entscheiden, ob sie die digitale Plattform von Circunomics als reinen Handelsplatz nutzen, oder aber zusätzlich die Analytik ordern.

Circunomics geht davon aus, dass sich in den kommenden Jahren das Geschäft auf dem digitalen Marktplatz jeweils hälftig auf reinen Handel beziehungsweise den Handel mit Analyse und Simulation verteilen wird.

2nd-Life-Einsatz in weniger stressigem Umfeld

Bedenken hinsichtlich einer Wiederverwendung gebrauchter Batterien im 2nd-Life-Einsatz sind nicht angebracht, so die Analyse-Experten von Circunomics: Meist erfolgt der Einsatz einer Batterie in der Erstverwendung unter sehr stressigen Bedingungen für den Stromspeicher. Beispiel Elektro-Pkw: Dieser muss bei Plus- und Minustemperaturen einwandfrei funktionieren, ist unterschiedlichsten Fahr- und Nutzungsbedingungen ausgesetzt und wird wechselweise mit 11 oder 22 kW oder an einem Schnelllader mit über 100 kW aufgeladen.

Der Einsatz im 2nd Life ist in der Regel sehr viel stressfreier. So muss eine Batterie zum Beispiel als Speichermedium einer Photovoltaikanlage keinen schnellen, ständig wiederkehrenden und extremen Wechselbedingungen Stand halten. Ihr State of Health ist nach Ende des 1st Life für das 2nd Life völlig ausreichend und ermöglicht eine Weiternutzung über viele Jahre, bevor erst dann das Recycling folgt.

CEO Felix Wagner: „Wir werden in 2023 etwa 300 Megawatt und mehr Speicherkapazität in Form von Batterien, Modulen und Zellen über Circunomics umsetzen. Unsere Ziele für die nächsten drei Jahre sehen eine Steigerung auf über drei Gigawatt in 2026 vor. Und selbst damit würden wir nur einen relativ kleinen Anteil an Batterierückläufern auffangen: Drei Gigawatt entsprechen aus heutiger Sicht circa 50.000 Komplettbatterien aus aktuellen Mittel- und Oberklasse-Pkw“.

Derzeit beschränkt sich das Angebot auf die am weitest verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien, der digitale Marktplatz wird sich jedoch zukünftigen Anforderungen von neuen Batterie-Konzepten immer anpassen und dann auch diese anbieten sowie deren Leistung analysieren und simulieren können. Im Fokus von Circunomics stehen nicht nur Batterien aus Pkw, sondern auch Akku Packs aus Trucks und Bussen, von Schiffen und aus der Luftfahrt, aber auch die Micromobilität oder Produktionsabfall sind weitere relevante Zielgruppen.

Automobilwoche-Investoren von mehrfach ausgezeichnetem Marktplatz überzeugt

Namhafte Investoren wie Dr. Peter Mertens, ehemals Entwicklungs-Vorstand von Audi und Volvo Cars, Bram Schott, früherer Vorstandsvorsitzender von Audi, oder der polnische Multi-Energie-Konzern Orlen sind von der Idee des digitalen Batterie-Marktplatzes überzeugt. Das Start-up hat im Rahmen der ersten Finanzierungsrunden zudem Fördergelder der EU und der Bundesregierung erhalten.

Besondere Auszeichnungen begleiten den bisherigen Weg des Start-ups: Das US-amerikanische Beratungsunternehmen Frost&Sullivan zeichnete Circunomics mit dem „Best Practice Award 2023“ aus, beim KfW-Award „Gründen“ wurden die Mainzer Bundessieger, waren Finalist beim „Google&SAP Circular Economy Contest“ und belegten Platz 3 beim „Spark Award“ von Handelsblatt&McKinsey. Zuletzt wurde Circunomics vom Fachmagazin Automobilwoche und McKinsey auf Platz 2 der besten Start-Ups in der Automobilindustrie 2023 ausgezeichnet.

Im ersten Halbjahr 2024 findet die nächste Finanzierungsrunde (Series A) statt, mit den Investitionen daraus soll die Expansion von Circunomics als weltweiter, digitaler Marktplatz für gebrauchte Batterien, Module und Zellen weiter vorangebracht werden.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel