Grün fahren hieß in vielen Städten Deutschlands bisher umständlich fahren, musste man doch jede Menge verschiedener Ladekarten für E-Tankstellen mit sich herumschleppen. Welcher Stromanbieter an welchen Ladestationen sich mit welcher Karte bezahlen lässt - darüber konnte man kaum einen Überblick behalten.
Die Hansestadt Hamburg hat Licht ins Wirrwarr gebracht und das System fürs Aufladen von E-Cars vereinheitlicht. Das Ergebnis ist eine durchbrochene Schallmauer: Erstmals sind über 100.000 RFID-Karten für das elektrische Laden registriert.
EMP-Boom in Hamburg
Bereits seit September 2015 ist das sogenannte spontane Laden (Direct Pay) per SMS oder App an allen Ladepunkten möglich, die Stromnetz Hamburg für die Hansestadt betreibt. Das Laden per RFID-Karte wird seit 2009 praktiziert, jedoch unter einer Voraussetzung: Die Anbieter der RFID-Ladekarten - die sogenannten Elektromobilitätsprovider (EMP) - müssen im IT-System der jeweiligen Infrastruktur eingebunden sein. Jedoch ist Anbieter nicht gleich Anbieter, und nicht für jede Tankstelle konnte man die gleiche Ladekarte verwenden - sehr zum Frust der E-Car-Fahrer.
2015 hat Stromnetz Hamburg als zentraler städtischer Koordinator den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur übernommen. Damals waren es in Hamburg zwei EMP mit rund 1500 Karten. Aktuell sind sieben EMP mit mehr als 100.000 Karten registriert: Hamburg Energie, Vattenfall, Plugsurfing, The New Motion, Volkswagen, Ladenetz und Hubject. Damit steht die Hamburger Ladeinfrastruktur allen Kunden dieser Anbieter über deren Ladekarten zur Verfügung.
Flexibel Strom tanken dank vernetzter Infrastruktur
Das IT-System von Stromnetz Hamburg unterstützt diverse Schnittstellen, über die sich ein EMP mit der Hamburger Ladeinfrastruktur vernetzen lässt. Dies kann über eine direkte Anbindung oder über eine Roaming-Plattform erfolgen. Jeder EMP – unabhängig davon, ob Energieversorger, Automobilhersteller oder Bündler – kann angebunden werden und mit dem IT-System kommunizieren, sofern sein Angebot den technischen Standards entspricht. Das Ergebnis: Einheitlicheres und bequemes Laden für E-Car-Fahrer.
Doppelte Ladung in einem Jahr
Derzeit sind monatlich rund 4100 Ladevorgänge per RFID und rund 200 per Direct Pay an den knapp 300 Ladepunkten zu verzeichnen. Damit laden durchschnittlich 130 Fahrzeuge am Tag. Die Anzahl der monatlichen Ladevorgänge haben sich somit innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt und weisen eine Energieabgabe von 376 MWh jährlich aus. Die durchschnittliche Energieabgabe pro Ladevorgang beträgt 10,5 kWh.